Heilbronner Stimme

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Beitragsfoto: drei Tageszeitungen | © Heilbronner Stimme

Seit dem 28. März 1946 gibt es in Heilbronn wieder eine freie Presse, nämlich die Heilbronner Stimme. Am 30. Juli 1949 kam dann noch das Neckar-Echo hinzu, welches zuvor bereits von 1908 bis 1933 eine Heilbronner Tageszeitung war. Leider konnte die Neckar-Zeitung, welche von 1861 bis 1934 in Heilbronn und Umgebung zu lesen war, nicht mehr reaktiviert werden. Eine Notiz am Rande: einer der Neckar-Zeitung Chefredakteure war Theodor Heuss.

Seit das Neckar-Echo am 30. Juni 1967 zuletzt erschien, besitzt die Heilbronner Stimme nunmehr das Pressemonopol in Heilbronn und Umgebung. Gut dabei ist, dass Heilbronn überhaupt noch eine eigene Zeitung vorweisen kann, weniger gut, dass sich damit die Pressevielfalt Heilbronns auf die Meinung eines Chefredakteur bzw. des Zeitungsinhabers begrenzt. Deswegen ist es umso besser, dass sich die Heilbronner Stimme, im Gegensatz zu ihren Vorgängern Neckar-Echo (SPD) und Neckar-Zeitung (liberal), selbst als unabhängige Tageszeitung sieht, welche sich Liberalität, Fortschritt und Überparteilichkeit auf die Fahnen geschrieben hat.

Ich selbst bin mit der Heilbronner Stimme aufgewachsen und habe sie bis zum Abitur fast täglich gelesen. Dann nach meiner Rückkehr nach Heilbronn wieder regelmäßig, aber eher täglich in seiner „online-Variante“. Das hat auch damit zu tun, dass sich gedruckte Tageszeitungen generell immer weiter in die Nische eines „Luxusgutes“ zurückziehen. Aber auch damit, dass mobile Bürger immer mehr auf überregionale Tageszeitungen zurückgreifen und, zumindest was mich betrifft, dabei die dortigen Lokalteile als überflüssig erachten; des öfteren hatte ich dabei zudem bedauert, dass es keine Möglichkeit gab, den Heilbronner Lokalteil zu diesen überregionalen Zeitungen zu erhalten.

So freut es mich immer wieder, wenn ich in der Stimme lesen kann, dass diese erneut einen Preis erhalten hat, und inzwischen dürfte die Heilbronner Stimme auch fast alle Medienpreise abgeräumt haben, die es so in Deutschland gibt. Noch mehr freut es mich aber, wenn in der Presseschau des Deutschlandfunks ein Beitrag der Heilbronner Stimme Erwähnung findet. Damit kann die Heilbronner Stimme durchaus mit den Tageszeitungen anderer Städte mithalten und ihren eigenen Platz in der Presselandschaft sichern.

Sehr gut finde ich es, dass man mit der Stimme.de kostenfrei Zeitungsnachrichten lesen, und wenn einen ein Premium-Beitrag besonders interessiert, man diesen dann auch einzeln erwerben kann. Damit ist inzwischen auch das Problem für „Exil-Heilbronner“ gelöst.

Noch besser gefällt es mir, dass die Heilbronner Stimme am Marktplatz elektronisch in einem Schaufenster ausgestellt wird, und damit sehr leicht von allen Passanten gelesen werden kann. Als dann jüngst noch der Stammsitz der Heilbronner Stimme an der Allee 2 saniert wurde, ging ich davon aus, dass man dann auch dort die aktuelle Tageszeitung „elektronisch“ vorfindet. Jedoch entschied man sich dazu, gerade am Stammsitz weiter an einer gedruckten Version festzuhalten und die Begründung dafür schien mir auch sehr plausibel.

Dadurch motiviert, ging ich dann am Samstag extra an dem dortigen Schaukasten vorbei, um mir die Tageszeitung frisch ausgestellt anzuschauen. Zu meiner Verwunderung musste ich dann feststellen, dass es die Zeitung vom letzten Freitag war. Bekanntlich ist nichts älter als die Zeitung von gestern, und deshalb jetzt mein Aufruf an die Verantwortlichen: Das können Sie bestimmt besser!

Meines Erachtens hat die Heilbronner Stimme insgesamt mit all ihren Angeboten die Spagat vom Luxusgut bis hin zum Produkt des täglichen Bedarfs gut gemeistert, und wird uns damit sicherlich noch lange erhalten bleiben können. Deshalb erachte ich es aber auch als falsch, dass zukünftig die Abonnenten der gedruckten Tageszeitung keine Ersatzlieferung der Zeitung, sondern nur noch eine Gutschrift erhalten. Auf die Begründung dafür bin ich schon jetzt gespannt.

„Nietzsche said the newspaper had replaced the prayer in the life of the modern bourgeois, meaning that the busy, the cheap, the ephemeral, had usurped all that remained of the eternal in his daily life.“

Allan BloomThe Closing of the American Mind (1987: 59)

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