Kapitolsturm

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Beitragsfoto: Trump-Anhänger kurz vor der Erstürmung des US-Kapitols | © Tyler Merbler – https://www.flickr.com/photos/37527185@N05/50812356151/

Wenn es nicht so tragisch wäre, könnte ich heute den Dreikönigstag ein wenig genießen und dabei auch noch in Erinnerungen schwelgen, nämlich als ich vor über vier Jahrzehnten regelmäßig mit meinem Vater nach Stuttgart gepilgert bin, um dort unsere Delegiertenfunktion für eine Partei wahrzunehmen. Dort traf man sich mit netten Menschen aus dem ganzen Land und hatte auch noch im Anschluss und nicht nur beim obligatorischen Festakt viel Spaß. Später dann, als es zu schweren und tiefen innerparteilichen Grabenkämpfen kam, wurden diese auch dort sehr heftig und teilweise auch unter der Gürtellinie ausgetragen, aber stets auf dem Boden unserer demokratischen Grundordnung.

Das alles änderte sich im Zuge der geistig-moralischen Wende und führte dazu, dass ich mein Parteibuch angewidert zurückgab. Und seit dieser Zeit verrohen auch im Westen insgesamt die Sitten immer weiter und vom Osten kommt beständig weitere Verrohung mit hinzu. Meine Großmutter aus Königsberg würde bestimmt dazu sagen, dass aus dem Osten noch nie etwas Gutes kam.

Vor drei Jahren gipfelte das Ganze im Sturm der Sozial Verachteten (vulgär: dem Pöbel), welche nachweislich von Totalitaristen angeführt wurden, auf das Kapitol in Washington, um die Einsetzung eines demokratisch gewählten Präsidenten zu verhindern und eine Diktatur zu etablieren. So tief sind bestimmte politische Kreise im Westen bereits gesunken, es reicht ihnen nicht mehr aus, einfach nur durch Stimmenkauf, Erpressung oder legale Wahltricks Wahlen zu ihren Gunsten zu beeinflussen, sondern sie inszenieren seither und inzwischen auch bei uns regelmäßig den Hitlerputsch, um für ihr Klientel eine künftige Tradition zu schaffen — das hatten wir alles schon einmal und es war nachweislich überhaupt nicht gut!

Nicht nur in den USA, auch bei uns in Deutschland üben sich die totalitären Kreise — links wie rechts (!) — und werden dabei erneut von vermeintlich konservativen Kreisen gestützt und gestärkt. Nur ab und zu, wenn es gerade politisch opportun zu sein scheint, verteufelt man die antidemokratischen Angriffe der anderen Seite — und auch dies hatten wir bereits, so hat man sich gemeinsam der Weimarer Republik entledigt.

Stalinisten wie Nationalsozialisten — nennen sie wir einmal beim Namen — gehen gegen unsere Demokratien vor. Erstere scheinen in Wladimir Putin ihren vorläufigen Führer gefunden zu haben, letztere sind, Gott sei gedankt, wohl noch auf der Suche — auch bei uns in Deutschland. Was einen senilen Oppositionsführer nicht dazu bewegen sollte, sich dem Pöbel als Interimsführer anzudienen; er würde wieder nur den Hindenburg geben.

Heute am dritten Jahrestag des Kapitolsturms kann man in der FAZ (6.1.2024, 8.26 Uhr) lesen, dass die Republikaner diesen Angriff auch auf ihre Demokratie bagatellisieren, und bereits jeder dritte Republikaner verfällt den nationalsozialistischen Mythen, die mit einer solcher Traditionsbildung einhergehen. Und konservative Richter sorgen erneut dafür, dass Verbrecher ungeschoren davonkommen. — heute ist ein Tag der Déjà-vus!

Und auch bei uns verteufelt man traditionell gerne nur die Angriffe von „Linksterroristen“ und ist dabei überhaupt nicht zimperlich, was dabei schon als Terrorismus gilt. Aber noch schlimmer ergeht es jenen, die keine Totalitaristen sind.

Ein Deutscher, der als „queer“ durchgehen könnte, sitzt inzwischen schneller in Haft als er sich einen Joint anstecken kann. Wenn er dann auch noch so blöd ist und sich auf einer Straße festklebt, kann er seine Zukunft voll und ganz vergessen — er hat bei uns in Deutschland keine mehr!

Sein Fehler dabei, er hätte sich vorab entweder der fünften Kolonne verschreiben oder noch besser, dies als Opfer für den Führer deklarieren müssen. Demokratische Aktionen und seien sie auch noch so blöd, finden vor unseren Richtern keine Gnade — das war schon immer so und wird auch weiterhin so bleiben.

Anders sieht das Ganze aus, wenn man bei uns den Bundestag stürmen oder durch Putsch die Bundesrepublik in Gänze abschaffen will, denn dann erhält man maximal „Festungshaft“ und kann als angesehener Bürger unserer Gesellschaft in Ruhe Bücher schreiben — diese werden bekanntlich Bestseller!

Gestern versuchte wohl ein Bauern-Mob, ganz offensichtlich von brauner Gülle aufgestachelt, Robert Habeck und seine Familie zu lynchen — wie wir es bald erfahren dürfen, waren dies alles nur demokratische Proteste von aufgebrachten und besorgten Bürgern, die es einfach nicht hinnehmen wollen, dass sie vom Staat weniger Subventionen als bisher erhalten. Und schon längst haben sich nicht nur Vertreter unserer Unionsparteien mit diesen gestrigen Terroristen solidarisiert, sondern auch Nationalsozialisten und Stalinisten — was einem Demokraten eigentlich zu denken geben müsste.

Das Fürchterliche dabei ist, dass sich im Gegensatz zur USA nicht nur die Gruppe der Sozial Verachteten gegen unsere Demokratie wieder zu Handgreiflichkeiten mobilisieren lässt, sondern inzwischen fast wieder alle Bevölkerungsteile mobil machen, die daran glauben, dass es ihnen in einer Diktatur noch etwas länger besser geht als in unserer Demokratie, die inzwischen kaum noch ausreichend Geld hat, um sich ihre Demokraten weiterhin zu kaufen — und auch hierbei wäre gute Bildung besser gewesen!

Und unsere demokratische Elite glaubt weiterhin fest daran, wie bereits zu Zeiten der Weimarer Republik, dass sie das Ganze so lange weiter hinhalten kann, bis sie selbst ihr eigenes Leben fertig gelebt hat — und nach ihnen dann die Sintflut.

Sollte unsere Demokratie und vor allem ihre demokratischen Eliten in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten nicht etwas beherzter durchgreifen, dann kommt die Sintflut wieder einmal etwas schneller als es uns allen lieb sein kann.

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