Beitragsfoto: Grenzübergang nach Österreich | © Reinhard Thrainer auf Pixabay
Getriggert von der Information, dass bei uns nach einem Messerangriff in Aschaffenburg mit zwei Toten und drei Verletzten die politische Diskussion außer Fugen gerät, muss ich doch auch einmal meinen Senf dazu geben.
Das Bundesamt für Migration hat gemäß der im ÖRR bereitgestellten Informationen bereits im Juni 2024 den Asylantrag des Aschaffenburgmörders abgelehnt und nach den Regeln des Dublin-Verfahrens seine Abschiebung nach Bulgarien angeordnet. Die CSU, voll im Wahlkampf stehend und angeblich Deutschland wieder sicher machen wollend, hat dabei das Kind in den Brunnen geschmissen: ganze sieben Monate lang hatte Joachim Herrmann, der zuständige Minister, offensichtlich keine Zeit, um diesen bekannten Täter abzuschieben — wohl weil kein runder Geburtstag eines Parteifreundes anstand!
Damit haben Markus Söder und sein Innenminister Joachim Herrmann zumindest grob fahrlässig, wenn nicht gar mit Vorsatz („Kind in Brunnen-Politik“) gehandelt und sind für diese Morde mit verantwortlich.
Seit Jahrzehnten, wohl bereits seit Rainer Barzel, betreibt die Union eine sehr erfolgreiche „Kind in Brunnen-Politik“, die erst das Kind in den Brunnen wirft und dann damit den Wahlkampf bestreitet, nämlich indem man dem Wähler verspricht, das Kind im Falle eines Wahlerfolges wieder aus dem Brunnen zu holen. Für das deutsche Gemüt sicherlich eine vielversprechende und durchaus erfolgreiche politische Strategie.
Spätestens seit den Warnungen an die Union seitens Franz Josef Strauß‘, dass diese Politik nur solange funktioniert, wie es keine weitere Partei rechts der Union gäbe, wissen die Verantwortlichen in der CDU und CSU um deren Brisanz. Leider wurden Straußens Ratschläge geflissentlich in den Wind geschlagen. Tragischer Weise rekrutierten sich später die meisten halbwegs ernst zunehmenden (nur im Sinne einer politischen Relevanz) Parteien rechts der Union gerade mit aus deren ehemaligen Mitgliedern.
Und so haben inzwischen viele andere Parteien wie die AfD oder das BSW diese Art von Erfolgspolitik übernommen und beginnen damit mehr Wähler zu generieren, als es selbst der Union lieb sein kann. Und spätestens dann, wenn die Vertreter dieser Parteien das Kind eigenmächtig in den Brunnen werfen können, wird die Union obsolet sein.
Diese Gefahr scheint bei uns außer den Unionsverantwortlichen allen politisch denkenden Menschen inzwischen voll und ganz bewusst zu sein.
Und so ist es höchste Zeit, dass sämtliche demokratische Parteien damit beginnen, verantwortliche Politik zu betreiben und dabei versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden!
Aber was machen Union, FDP, AfD und BSW nun? Sie fordern wegen dem obigen Anlass ein „faktisches Einreiseverbot“ für Ausländer aller Art (Friedrich Merz). Markus Söder, einer der Mitverantwortlichen für die Aschaffenburgmorde, verlangt zumindest eine „Grenzschließung für illegale Migration“. Christian Lindner sprach angesichts der Gewalttat von einem veritablen Staatsversagen in Deutschland, das er vor Kurzem noch selbst orchestrierte. Die AfD verwies lächelnd auf ihre Forderung nach Grenzschließungen und das BSW bemüht sich derweil noch mehr eklige Plakate in Deutschland aufzuhängen — wohl eine Ersatzhandlung dafür, dass man dem politischen Gegner und Andersdenkenden noch nicht in echt an den Kragen gehen kann.
Dem deutschen Gemüt gefällt das Ganze so wie immer, Recht und Ordnung muss weiterhin nur für andere gelten — und wir alle wissen doch ganz genau, dass das Dritte Reich nur ein „Vogelschiss in der Geschichte“ war.
So lange die Union nicht wieder zu einer vernünftigen und verantwortlichen Politik zum Wohle von uns allen zurückkehrt, bleibt zu hoffen, dass sie zumindest keine weiteren Innenminister mehr stellt! [ein kleiner Insider in Richtung Heilbronn].
Nachtrag
Detlef Stern teilte mir das Folgende mit: Zum Brunnenkindpost 😉 Quelle: https://workchronicles.substack.com/p/comic-prevention-vs-cure
Nachtrag 26.1.2025
„And I gave you proper warning, too, only a little while ago!
Eugène Ionesco, The Lesson (2000: 216)
Arithmetic leads to Philology, and Philology leads to Crime …“