Beitragsfoto: ehemalige Flagge der Montanunion | © Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
Am 18. April 1951 unterzeichneten sechs Außenminister den Montanunion-Vertrag, welcher am 23. Juli 1952 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl in Kraft setzte. Die sogenannte Montanunion war ein Wirtschaftsverband, der den ursprünglich sechs Mitgliedsstaaten den zollfreien Zugang zu Kohle und Stahl ermöglichte. Er gilt heute als der Grundstein für die Europäische Union.
Am 23. Juli 2002 lief der Vertrag aus, da die fortschreitende europäische Integration angeblich die Montanunion überflüssig gemacht hatte. Wie wir es heute feststellen müssen eine weitere Fehleinschätzung oder gar ein ganz bewusster Weg zurück in die Kleinstaaterei.
Deshalb nun mein gut zwanzig Jahre verspäteter Nachruf auf die Montanunion, genau gesagt auf den dieser Union und unserer Gemeinschaft zugrunde liegenden Gedanken!
Damals verzichteten zum ersten Mal sechs europäische Länder freiwillig auf einen Teil ihrer Souveränität. Für diesen Verzicht gab es von Anfang an gleich mehrere Narrative! Robert Schuman bemerkte dazu „Mit der Unterschrift unter den Vertrag zur Montanunion in einem Europa der 160 Millionen Einwohner haben die Vertragspartner ihre Absicht verwirklicht, zum ersten Mal eine wirklich supranationale Organisation zu schaffen und Europa damit einen institutionellen Rahmen zu verleihen. Dieses Europa steht allen freien Völkern offen.“ Für Konrad Adenauer war es die beste Möglichkeit um der Bundesrepublik Deutschland, welche damals nach wie vor unter geltendem Besatzungsrecht der Alliierten stand, ein Stück Souveränität zurückgeben. Für manch andere war dies ein weiterer Schritt, um die jahrhundertealte deutsch-französische „Erbfeindschaft“ zu überwinden. Für die meisten Bürger aber war dies der richtige Weg, um das kriegszerstörte Europa wie einen Phoenix aus der Asche zu heben — das Versprechen blühender Landschaften zog schon damals.
Das Narrativ der Europäischen Föderalisten war dabei nicht nur das mögliche Ende der Erbfeindschaft, sondern man wollte noch viel weitergehend mit der Montanunion jeden Krieg zwischen Frankreich und Deutschland materiell unmöglich machen! Und noch eine weitere Schippe drauf legend, damit den Weg hin zu einem europäischen Bundesstaat unumkehrbar machen.
Und dies ist neben allen weiteren wichtigen Vorteilen und Erfolgen einer vertieften europäischen Zusammenarbeit bis gestern zumindest das Credo aller Europäischen Föderalisten gewesen!
Durch eine möglichst tiefe Verknüpfung aller kriegswichtigen Ressourcen und Industrien wollte man nicht nur den Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, sondern zwischen allen freien Völkern (Robert Schuman) unmöglich machen. Der Montanunionsgedanke wurde somit von Anfang an auch Grundlage für die NATO, welche bereits schon am 4. April 1949 gegründet worden war.
Auch die USA und Kanada sowie bis heute alle Länder der westlichen Welt wurden immer weiter militärisch, technologisch und organisatorisch miteinander verbunden. Nicht nur, um sich gegen „Feinde“ von außen wehren zu können, sondern in erster Linie, um die eigenen Mitgliedsstaaten von Auseinandersetzungen bis hin zu Kriegen untereinander zu bewahren; manche Leser erinnern sich noch an die Türkei und Griechenland.
Damit war und ist die NATO bis heute (noch) das größte Friedenswerkzeug in unserer Geschichte, die einzige echte Friedensbewegung der Neuzeit.
Die Axt an die NATO wird dabei nicht von einem Donald Trump angelegt, er ist tatsächlich zu blöd dazu, sondern von uns Europäern! Europäer, die entweder noch nie etwas mit einer Montanunion anzufangen wussten oder diese und den dahinter stehenden Gedanken schon immer ablehnten.
Hinzu kommen wie immer in der Menschengeschichte Gewinnsüchtige und Kriegsgewinnler, von den Kriegstreibern einmal ganz abgesehen. Dazu auch noch Präsidenten wie Emmanuel Macron, die ein Ende der NATO als Rettung für die eigene marode Wirtschaft und Gesellschaft ansehen, wobei er felsenfest daran glaubt, dass die US-Amerikaner am Ende Frankreich doch wieder retten werden.
Bei uns Deutschen sind es dieselben Familien, die schon einen Kaiser Wilhelm unterstützt und einen Adolf Hitler groß gemacht haben. Diese Familien wollen wie immer ihren Profit und dabei noch das eine oder andere „Fürstenkrönchen“, was man halt so anstrebt, wenn man schon alles Geld der Welt besitzt.
Warum wir Europäischen Föderalisten nun so richtig kriegsbesoffen und dann auch noch nach möglichst rein deutschen Waffen und Atombomben schreien und dabei unsere Beschlüsse der letzten Jahrzehnte einfach so an den Nagel hängen, kann ich immer noch nicht so ganz nachvollziehen — ich befinde mich immer noch regelrecht unter Schock!
Die Begründung dann auch noch hanebüchend: man könne den Amerikanern nicht trauen — wohl nur noch den Russen! Oder gar, dass die USA nur ihre eigenen Waffen verkaufen möchte. Auch dies völlig falsch! Sobald wir Europäer gute Waffen im Angebot haben, werden diese auch von den US-Amerikanern oder Kanadiern gekauft, z. B. italienisch-französiche Fregatten, britische Harrier, schwedische Fahrzeuge und deutsche Ketten wie auch Kanonen. Und der Vorwurf, dass die USA „Bescheißer-Software“ in die an uns gelieferten Waffen bauen würden, erinnert mich eher an die gängige Praxis von BMW, Mercedes und VW.
Wenn wir als westliche Welt überleben und uns vor einer russischen Knechtschaft bewahren wollen, dann müssen wir so schnell wie möglich den Montanunionsgedanken reaktivieren und die richtigen Signale in die USA schicken! Und vor allem nicht einem Donald Trump auch noch die Munition für sein Geblöke liefern.
Und selbst den völlig Unbedarften müsste es doch einleuchten, dass es viel günstiger und nachhaltiger ist, wenn wir in der westlichen Welt die meisten Waffen gemeinsam bauen.