Nostalgie

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Beitragsfoto: Schwarze Katze |  © Михаил Прокопенко from Pixabay

Dieser Beitrag ist alleine dem Prokrastinieren geschuldet, denn eigentlich sollte ich meine morgige Vorlesung vorbereiten, nur für den Fall, dass Valentin Weber erneut kurzfristig andere Pläne hat.

Den Nachmittag verbrachte ich bei bestem Wetter mit Schnipseln, was dazu führte, dass ich nun ein paar Arbeitstage mit der Entsorgung von Schnittgut in sämtlichen Größen zu tun haben werde. Und so kam meine bessere Hälfte auf die Idee, dass ich mir doch ein Kristallweizen gönnen könnte. Seit ein paar Jahrzehnten trinke ich eigentlich und dies meiner Münchner Zeit geschuldet, Weißbier hell oder dunkel, aber stets mit Hefe.

Challenge accepted! Jüngst bekam ich in einer Heilbronner Lokalität ein solches Getränk und vermisste dabei nicht nur die Zitrone, sondern auch noch das obligatorische Reiskorn. Das kann ich selbst noch besser und genieße nun mein Weizen … und schwelge in Erinnerungen.

Ich hätte nie daran gedacht, dass ich einmal an der Hochschule in Heilbronn Vorlesungen gebe, auch wenn ich über Jahrzehnte hinweg mit Walter Dörr befreundet war, doch so einige Professoren von damals™ ganz gut kannte und aktuell ein wenig ins Grübeln komme, weil jüngst Gerhard Peter, nicht nur wie Walter ehemaliger Rektor der Hochschule, sondern auch noch langjähriges Mitglied in der EUROPA-UNION verstorben ist. Was mich zu der Frage führt (@ Du weißt schon), warum kaum noch jüngere Professoren an der Universität bzw. Hochschule Heilbronn, Mitglied bei der EUROPA-UNION werden.

Aber zurück zu meinem Weizen, die Weißbier genossen meine Kameraden und ich am liebsten im Restaurant gleich neben der Tartanbahn, wo die weniger Fitten ihre Runden zogen und dabei versuchten, die obligatorischen 5 000 Meter in höchstens 23 Minuten herunterzuspulen. Jede einzelne Runde prosteten wir diesen „Spitzensportlern“ zu; zumindest uns hat es gefallen. Heute würden wir wohl wegen Mobbing angefeindet, damals™ erkannten die betroffenen Kameraden, dass es wohl besser wäre, zumindest die Mindestanforderungen für ihren selbst gewählten Beruf zu erfüllen. Leider aber gab es schon damals™ für Inkompetenz keine Konsequenzen mehr. Selbst wer das Studium schmiss, durfte bleiben.

Mein erstes Kristallweizen trank ich als Schüler im „Schwarzen Kater“ in der Lammgasse, damals™ ein beliebter Schülertreff. Studenten gab es nur auf der Durchreise oder hinterm Tresen, zum Studieren mussten wir mindestens nach Heidelberg, Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Würzburg oder Tübingen ausweichen.

Es gab noch das eine oder andere Kristallweizen im „Schwarzen Kater“, manchmal gab es sogar eine Mitfahrt mit einem klapprigen R4.

Ab 1984 trank ich mein Weißbier in München, später wurden es dann Kölsch in Köln und weitere Biere im Rest der Welt.

Aber ab und zu, wenn ich heute noch durch die Lammgasse schlendere, denke ich an diese kleine Kneipe um die Ecke. So habe ich diesbezüglich gleich mal bei Thomas Aurich nachgefragt, denn er hatte wohl Ende 1980 dort angefangen, und während ich diese Zeilen schreibe, eine Antwort von ihm erhalten. Wir dürften uns damals™ bereits begegnet sein, ohne uns aber schon zu kennen.

Seine Erinnerung: Witzige Kneipe. Eröffnet von Konny Freyer und Reinhold Munz. Davor war es die Weinstub der Familie Störzbach, die „Schwarze Katz“. Als er dort begann, war aber nur noch Reinhold Munz der Pächter. Alles voll mit Antiquitäten. Drei Zielgruppen auf 60 Quadratmetern, heute undenkbar. Am Tresen Studenten, am Stammtisch Aborigines, im Gastraum Schüler. Nach 14 Tagen war er dort Geschäftsführer. Ende 1981 ging er bereits aber ins Praxissemester nach Korsika. 

Als er von dort zurückkam, war der „Schwarze Kater“ an Ede Wolf verpachtet. Sein damaliger Chef Reinhold Munz wollte mit ihm als Partner die Altstadt in Angriff nehmen. 

Das Haus in der Lammgasse wurde kurz darauf verkauft, wobei der neue Besitzer die Pacht mehr als verdoppelte. Alle Nachpächter hatten kein Glück und so wurde der „Schwarze Kater“ ein Teil der Heilbronner Geschichte.

Ich trinke jetzt doch noch ein Kristallweizen auf diese kleine Kneipe und bin einmal gespannt darauf, ob meine Leser sich ebenfalls daran erinnern können.


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Seitenaufrufe: 66 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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4 thoughts on “Nostalgie

  1. „Schwarzer Kater“, das war dieser stets rappelvolle und immer verqualmte Szenetreff hinterm Rathaus.

    Die anderen Kultkneipen der 80er waren das „Helix“ in der Lixstraße, Jannis „Schichtwechsel“ am Industrieplatz und natürlich der „Eulenspiegel“ in der Weinsberger Straße. Wurden alle durch die „Laube“ abgelöst.

    In „Altstadt“ und „Bukowski“ war ich selber nie.

    1. Den „Eulenspiegel“ gleich um die Ecke kenne ich auch noch, in der „Laube“ arbeitete eine Nachbarin und die „Altstadt“ sowie das „Bukowski“ gehörten in den 1980er-Jahren zu einer kleinen Kneipentour einfach mit dazu.

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