Beitragsfoto: Müllbehälter | © Selena Gallagher auf Pixabay
Während die Studenten in meinem Seminar weiterhin verzweifelt nach Problemen suchen, die man dann auch als Grundlage für eine Seminararbeit nehmen könnte, strömen mir selbst die Probleme einfach nur so zu. Inzwischen habe ich es mir sogar abgewöhnt, von Herausforderungen zu sprechen, denn damit könnte man dem Ganzen doch noch etwas Positives abgewinnen.
Inzwischen bin ich bereits so weit, dass ich die Probleme erst nach Dringlichkeit und Konsequenzen vorsortiere, bevor ich überhaupt noch dazu komme, nach geeigneten Lösungen zu suchen. Und dabei wäre es meist überhaupt nicht meine Baustelle, sondern es gehört ins PAL-Feld, nämlich dem „Problem anderer Leute“. Leider ist es manchmal dabei nicht so einfach, wie man es selbst gerne hätte, denn man macht bei uns immer öfters seine eigenen Probleme zum Problem anderer Leute — und dies ganz egal, ob im Studium oder im „echten Leben“! Ein umgekehrtes PAL-Feld sozusagen.
Ich vermute, dass, wenn ich mein positives PAL-Feld plötzlich mit den negativen anderer Leute zusammenbringe, dann genau das geschieht, was viele Wissenschaftler beim Aufeinandertreffen von Materie und Antimaterie vermuten — der Physiknobelpreis wäre mir wohl sicher.
Und so arbeite ich weiterhin die Probleme anderer Leute ab, eins nach dem anderen, und kann mich nicht einmal daran erfreuen, dass meine ganz eigenen Probleme eher in die Kategorie „Problemle“ gehören.
Nachtrag
Für den Fall, dass doch ein paar Studenten hier vorbeischauen. Dies wäre ein Vortrag von Felix von Leitner zum Thema „Sollen wir in die Cloud gehen?“ — könnte für das Seminar durchaus hilfreich sein.
Passend zum Thema habe ich sogar noch ein Ölgemälde gefunden, das Franz Sedlacek bereits 1933 gemalt hat und den Namen „Geister im Baum trägt“. Sedlacek kannte weder PAL-Felder noch die Cloud, dennoch hatte er eine Vorahnung von beidem.
3 thoughts on “Probleme”
Was hätten wohl die Stoiker zu dem Thema gesagt?
„Wenn die äußeren Notfälle über ihn [den Stoiker] hereinbrechen, wird er unverzüglich aus dem Leben scheiden und aufhören, sich selbst eine Last zu sein. Wenn er sein Leben nur in dürftigen und beengten Verhältnissen fristen kann, wird er sich damit zufrieden geben und nicht übertrieben besorgt oder ängstlich dem Bauch und den Schultern das ihre zukommen lassen.“ (Seneca, 3. Buch, 17. Brief)
Das Problem dürften dabei aber nicht die Stoiker sein, sondern die dummen Menschen (Carlo M. Cipolla).
Eine pragmatische Lösung scheint schwierig. Der Weise kann für sich die besten Ideen aus jeglicher Philosophie wählen. Die Dummen bleiben ohnehin außen vor.