Beitragsfoto: Heilbronner Rathaus in Acryl von Wolfgang Loesche
Sehr erfreulich, dass nun das traurige Thema der „Heldenverehrung“ im Heilbronner Rathaus auch von der Rhein-Neckar Zeitung (3.4.2024: 7) aufgegriffen wird. Wie von mir bereits geschrieben, wurde es Ende letzten Jahres offiziell, dass der ehemalige SPD-OB Dr. Hans Hoffmann nicht nur ein Nazi der ersten Stunde war, sondern als SS-Mann auch noch ein Mitglied einer weiteren kriminellen Organisation. Ergo, nicht nur bis 1945 ein sehr übler Mensch, sondern bis zu seinem eigenen Ende ein Lügner und Betrüger.
Und sofort hat der amtierende SPD-OB seine Hand schützend über den Genossen gehalten und verhindert, dass dessen Porträt abgehängt wird. Er sorgte dafür, dass ein gewöhnlich sehr willfähriger Gemeinderat zustimmte, weiterhin alle demokratisch veranlagten Heilbronner und ganz besonders die Opfer des Nationalsozialismus und deren Angehörige durch die sehr prominente Zurschaustellung eines Nazis gegenüber dem kleinen Ratssaal und gleich im Eingangsbereich des Rathauses zu beleidigen, wenn nicht gar sich über diese lustig zu machen!
Die letzten Wochen war ich wie Brigitte Fritz-Kador, die Autorin des oben genannten Artikels, im Rathaus unterwegs und darüber erstaunt, dass der vom Gemeinderat beschlossene Hinweis auf die Untaten dieses SPD-OB neben seinem Großporträt noch nicht zu sehen ist.
Und so war dies auch Thema bei der heutigen Sitzung im Zuge der kommenden Gemeinderatswahl, zumindest bei den demokratischer veranlagten Teilnehmern. Ich durfte dabei erfahren, dass das Namensschild von Hans Hoffmann wohl seit Anfang März 2024 mit einem QR-Code versehen sein soll, der auf einen Hinweistext des Stadtarchivs hinweisen würde. Ein QR-Code, den ich mehrfach — trotz meiner unbändigen Begeisterung für QR-Codes — und gerade auch heute wohl übersehen habe. Kann aber auch sein, dass die Stadtverwaltung einen QR-Code mit den altbekannten Mikrofiches verwechselt, die man bekanntlich ohne ein entsprechendes Lesegerät nicht entziffern kann.
Auf alle Fälle darf man sich fragen, ob überhaupt jemand diesen Hinweis findet, wenn schon jene ihn nicht finden können, die extra danach suchen!
Ich gehe weiterhin nicht davon aus, dass wir in Heilbronn weder mehrheitlich eine naziaffine Stadtspitze noch einen solchen Gemeinderat — diese sind dort noch in der Minderheit — haben, sondern vermute nun immer stärker, dass die berühmt berüchtigte Heilbronner Hasenmahlseilschaft nicht nur über Parteigrenzen hinweg ganz gut funktioniert, sondern deren Angehörige selbst über die Demokratie und den Tod hinaus treu zusammenstehen — „den Führer würde es freuen“ und Hans Hoffmann sicherlich lächeln.
Da unsere Gemeinderäte ganz offensichtlich keinen Hintern in der Hose haben, um zumindest ein Feigenblättchen eines Hinweises an ein Nazi-Porträt zu hängen, kann die Forderung unserer Heilbronner Bürgerschaft nur noch lauten: Hängt Hans Hoffmann nicht auf, sondern ab!
In letzter Zeit machen sich bei uns sehr erfreulich viele Bürger und ganz besonders Gemeinderäte dafür stark, dass man Demokratie fördern und unterstützen und dabei vor allem jeglichen antidemokratischen Bestrebungen entgegentreten muss.
Hic Rhodus, hic salta! — liebe Gemeinderäte: nicht schwätzen, sondern machen!
One thought on “Seilschaften”
Tiefe Wasser.