Theater Heilbronn

4.5
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Foto: Schäffler, Zeitungsausschnitt aus der Heilbronner Stimme (08.09.1979)

Meine eigene Theaterkarriere war sehr überschaubar, sie startete und fand zugleich mit Othello 1979 ihr Ende. Zu dieser Zeit wurde noch im Gewerkschaftshaus Theater gespielt, da ein Neubau auf dem Berliner Platz auf sich warten ließ.

Der Vorteil für uns Kinder und Jugendliche war damals, dass wir seit der Sprengung des alten Theaters am 18. Juli 1970 bis zum Beginn des Neubaus Ende 1979 den gesamten Berliner Platz mit seinen beiden Brunnen für uns alleine hatten.

Die Sprengung des Alten Theaters sowie die am 16. November 1968 erfolgte Sprengung des Merkurs waren für uns Jugendliche zwei städtische Ereignisse, die uns bis heute in Erinnerung blieben: weg mit den alten Zöpfen, um Platz für Neues zu schaffen. Manche der damals etwas Älteren mögen es durchaus mit anderen Augen gesehen haben; die Stimmung der damaligen Zeit war aber auf Fortschritt ausgerichtet.

Fürwahr mutige Entscheidungen, von denen wir alle heute noch profitieren, und die den jetzigen Entscheidungsträgern Mut machen könnten, um nach all den Jahrzehnten weitere großstädtische Pflöcke in Heilbronn einzuschlagen. Platz dafür gibt es in Heilbronn genug.

Gerne denke ich noch an die Eröffnung des Heilbronner Stadttheaters am 16. November 1982 und auch an die erste dortige Silvesterfeier zurück. Später dann konnte ich nur noch vereinzelt Theateraufführungen in Heilbronn besuchen, gab aber immer wieder meine nicht mehr benötigten Uniformen an das Theater ab und warte seither darauf, das eine oder andere Teil davon in einem Stück wiederzuentdecken.

Sehr freue ich mich, dass sich das Heilbronner Theater entgegen aller damaligen Unkenrufe so gut entwickelt hat und inzwischen auch nicht mehr aus unserer Stadt wegzudenken ist. Noch mehr freue ich mich, wenn Aufführungen des Heilbronner Theaters erst die Zuschauer und danach sogar noch die Zeitungsleser aufrütteln, denn das „Einlullen“ der Bürgerschaft ist keine originäre Aufgabe von Theater.

Auch wenn ich selbst mit fortschreitendem Alter immer mehr zu der unten stehenden Auffassung gelange …

„I must say that I prefer comedy. It’s a sign of getting old, they say, but I can’t help it. There is tragedy enough in the world. I don’t think we have to buy our tears.“

Charles Boyer als Charles Laure Hugues Théobald in All This and Heaven Too (1940)

… bin ich weiterhin davon überzeugt, dass genau das Gegenteil die Aufgabe des Theaters ist, nämlich uns Bürgern nicht nur den Spiegel vorzuhalten, sondern dafür zu sorgen, dass wir uns auch mit dem Unbequemen auseinandersetzen. Und dies, ob wir wollen oder nicht, denn das Einlullen sollte weiterhin den Altenheimen und Hospizen vorbehalten bleiben.

„Know what bugs me the most about those soaps? It’s people with no lives, watching other people’s fake lives.“

Aaron Eckhart als Del Sizemore in Nurse Betty (2000)
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