Unrechtsstadt

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Beitragsfoto: Heilbronner Rathaus in Acryl von Wolfgang Loesche

Notgedrungen war ich heute Morgen wieder einmal in der Stadt unterwegs. Dabei genoss ich anfangs noch den Morgen und wie sich unsere Stadt langsam, aber sicher füllt. Da so gewohnt, machte ich noch einen Schlenker, um nach dem Rechten zu schauen — Familie verpflichtet.

Im nördlichen Teil der Fußgängerzone sah es wieder so aus, als ob über Nacht die Müllhalden Kalkuttas eingewandert sind. Kein Vorwurf an die städtischen Müllwerker! Mit manchen bin ich seit Jahren befreundet. Das Problem liegt in der Stadtverwaltung, wo die Sesselfurzer die notwendigen Dienstposten für den arbeitenden Teil der Verwaltung blockieren; zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer.

Hinzu kommt noch, dass wir seit Jahren ein waschechtes Führungs- und Verantwortungsproblem in der Stadt haben; der Fisch stinkt am Kopf zuerst!

Und dann haben wir auch noch ein weltmeisterliches Bildungsdefizit, das dafür sorgt, dass wir immer mehr zu einer Müllkultur werden — man sieht es nicht nur bereits in allen Ecken der Stadt, sondern man stolpert schon regelrecht darüber.

So war ich wieder einmal genötigt und sammelte zumindest den groben Müll ein, eine freundliche Mitarbeiterin eines größeren Geschäfts erlaubte mir, diesen in deren Müllcontainer zu entsorgen. Aber alles geschenkt, das regt mich schon lange nicht mehr auf, ich war sogar froh darüber, dass ich heute keinen Menschenhaufen (Kot) entsorgen musste. Und so setzte ich meinen Weg durch die Stadt fort und war ziemlich guter Stimmung.

Als ich dann zum Kiliansplatz kam, wusste ich sofort nicht mehr, ob ich nun heulen oder weinen soll! Geldverschwendung, Selbstbereicherung und Korruption sind eine Sache, Dinge, die regelmäßig von alleine geregelt werden — selbst der korrupteste Politiker segnet irgendwann das Zeitliche.

Schon lange lache ich nur noch darüber, wie in unserer Stadt das Geld zum Fenster hinausgeworfen wird und freue mich jedes Mal sogar, wenn es wieder einmal tatsächlich auch uns Bürgern oder unserer Stadt zu Gute kommt. So freute ich mich heute ein paar Sekunden lang, dass es bald wieder eine Kulturveranstaltung auf dem Kiliansplatz gibt.

Dann aber musste ich nur noch weinen! Über 30 Jahre lang kämpfte ich selbst mit städtischen Sesselfurzern um jeden Zentimeter Fläche auf dem Platz. Selbstverständlich mussten wir für die Kämpfe auch noch zahlen. Jedes Mal verloren wir wegen der unzähligen und später immer neuen Auflagen der Stadt. Den größten Teil des Platzes durften wir nicht bespielen, weil er für Rettungsgassen, Rettungsplätze und sonstige Verwaltungsbedürfnisse gesperrt war. Noch heute könnte ich die viele meterbreiten Gassen im Schlaf über den Platz ziehen — und das waren nur die stelltechnischen Auflagen der Stadt.

Wie ich heute wieder einmal sah, gibt es in unserer Stadt mindestens zwei Arten von Recht und Gesetz, welche ganz offensichtlich von der Stadtverwaltung rein willkürlich angewendet werden!

Der gesamte Platz ist ohne eine einzige Rettungsgasse bestuhlt, was der EUROPA-UNION über Jahrzehnte hinweg ganz offiziell verwehrt wurde. Und es gibt heute keinen Feuerwehrhauptmann, der auch nur mit der Wimper zuckt. Oder gar Sanitäter wie auch Polizisten, die vehement insistieren, dass sie zu jeder Zeit mit ihren Fahrzeugen über den Platz sausen können müssen.

Auch erblickte ich keinen der üblichen, sonst anwesenden städtischen Mitarbeiter, welche normaler Weise mit dem Maßband die Bühne nachmessen oder gar die Stuhlreihen neu anordnen lassen.

Korruption und Geldverschwendung verschwinden mit den entsprechenden Verantwortlichen wieder, aber das Unrecht bleibt! Das Unrecht gräbt sich tief und fest in die Gesellschaft ein und zerstört jede Demokratie.


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Seitenaufrufe: 89 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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2 thoughts on “Unrechtsstadt

  1. Überall das Selbe … Es wird mit (mindestens) zweierlei Maß gemessen – eine Hand wäscht die andere (oder schmiert deren Gelenke). So lange nichts passiert ist alles in Ordnung – aber wehe wenn … Ich will hier nur mal an die Loveparade erinnern – dann plötzlich fällt allen ein was falsch gelaufen ist und der schwarze Peter geht rum.

    1. Gutes Beispiel. Viele Regeln und Auflagen machen tatsächlich Sinn. Dann aber sollten sie auch für alle gelten! Zu COVID-19 Zeiten hat bei uns die Prominenz Feste gefeiert, während der Normalo nicht einmal Krankenbesuche machen durfte. Ein Boris Johnson musste so etwas vor der Presse verheimlichen, unsere VIP wurden dafür sogar mit einer eigenen Foto-Serie in der Lokalzeitung gefeiert.

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