Beitragsfoto: Tanzschuhe
Inhaltsverzeichnis
Zur Disposition
Wie in den USA erfolgt und bereits in der Umsetzung begriffen, stellt man bei uns — auch hier in Deutschland — Europa und die Demokratie an sich zur Disposition.
Dabei sind Donald Trump, MAGA sowie die GOP nur der Schnelldurchlauf und auch nur deshalb, weil es in Europa bekanntlich immer etwas länger dauert. Was unseren Volksvertretern zudem die Gelegenheit gibt, ihr eigenes Vorgehen besser untereinander abzustimmen.
Wenn man als Berufspolitiker sämtliche Glaubwürdigkeit bei den Wählern verloren hat, ist der Übergang zur Diktatur die natürliche Folge.
Und weil dies seit Jahrtausenden spätestens seit dem alten Rom bekannt ist, scheuen und zieren sich anfangs noch die meisten Berufspolitiker, aber nur so lange, bis das Eis gebrochen ist, denn dann gibt es kein Halten mehr — wir können dies seit ein paar Jahren in den USA ganz wunderbar mitverfolgen; Hans Müller hat dies u. a. auch hier im Blog sehr gut dokumentiert.
Und so dürfen die jüngsten Schelten der etablierten demokratischen Parteien gegen die extremen Ränder nur noch als letztes Täuschungsmanöver angesehen werden. In Frankreich ist derweil Nikolas Sarkozy längst einen Schritt weiter und dient die Konservativen Marine Le Pen und ihrer Nazi-Partei an.
Aber auch bei uns dauert es nicht mehr lange, bis die Union die Juniorpartnerschaft unter einer AfD-Regierung akzeptiert; wobei die ersten Gespräche — wenn erwischt, gerne dementiert — bereits laufen, zumindest auf lokaler Ebene. Derweil versucht sich Friedrich Merz noch dadurch zu retten, dass er sich Donald Trump direkt andient — die AfD war wie bei Wladimir Putin auch hierbei wieder etwas schneller.
Und wir Bürger haben es gefressen, Europa und die Demokratie sind als Auslaufmodelle nicht mehr zeitgemäß! Dafür bekommen wir bald wieder Russengas, die Sicherheit von DDR-Renten und einen Zaun um uns herum, der uns wie zu den guten alten Zeiten vor allem Bösen schützt.
Wir könnten allerdings noch ganz anders! Gemeinsam für das eintreten, was uns allen über Jahrzehnte hinweg gutgetan hat, trotz vieler Rückschritte, Fehltritte und Eskapaden, nämlich weiter an einem einigen Europa und unseren Demokratien festhalten und damit unseren US-amerikanischen Freunden zeigen, dass diese bereits vor gut 250 Jahren richtig lagen und die alten europäischen Gewohnheiten noch nie die Lösung für echte Probleme und große Herausforderungen waren.
In den USA gibt es nämlich noch ein paar Reste einer demokratischen Opposition und bestimmt auch noch ausreichend Demokraten, um gemeinsam mit den europäischen Demokratien wieder an einem Strang zu ziehen. Und genau das müssten wir Bürger unseren Volksvertretern vermitteln und auch abverlangen!
Wahrscheinlich scheitert das Ganze letztendlich daran, dass wir und unsere Volksvertreter dafür tatsächlich unangenehme Dinge tun müssten, wie z. B. Verantwortung übernehmen.
Überraschung
Ich lese gerne den „Rapporteur“, ein Rundschreiben von Euractiv. Uns allen dürfte es klar gewesen sein, dass das Europäische Parlament nicht über die Korruptionsaffäre um Federica Mogherini und Stefano Sannino debattieren wird, zum einen reicht es als Ausrede, dass die rechten Parteien eine solche Debatte fordern und zum anderen schadet es letztendlich dem Europäischen Parlament an sich.
Und nein, liebe deutsche Mitbürger, es ist weder ein italienisches noch ein griechisches Problem, sondern ein gesamteuropäisches, wobei wir Deutschen klamm heimlich und schon sehr lange die eigentlichen Korruptionsweltmeister sind — bei uns ist nämlich Korruption schon lange Staatsräson.
Besser wäre es gewesen, wenn eine demokratische Partei zuerst die Debatte gefordert hätte. An den europäische Staatsanwälten und Ermittlern liegt es nämlich nicht, die führen auf Brüssler Ebene die Korruptionsfälle, die in Berlin beständig unter den Tisch gekehrt werden, ans Tageslicht. Und das ist gut so! Hierbei ist das Brüssel-Europa weit besser als das Berlin-Deutschland. Ergo, eine Europaschelte, die die rechten Parteien im Europäischen Parlament gerne hätten, völlig fehl am Platz. Besonders weil die Vertreter dieser rechten Parteien mit die kriminellsten Abgeordneten Europas stellen.
Und wenn diese in Straßburg dann völlig verbrannt sind, nimmt man sie einfach wieder in den Bundestag zurück; da bei uns Korruption Staatsräson ist, ist das auch so in Ordnung.
Bürger, die nun dennoch wieder gegen Europa hetzen möchten, denen empfehle ich erst einmal in Stuttgart und Berlin zu kehren, gerne auch in weiteren deutschen Hauptstädten oder noch besser gleich im eigenen Rathaus.
Die heutige Überraschung aber ist, dass Rainer Wieland von der Union wieder als Abgeordneter ins Spiel gebracht wird.
Vermischtes
Was aktuell als erste Kuschelparty in Heilbronn propagiert wird, war in den 1970er-Jahren hier bei uns noch gang und gäbe, zumindest bei den etwas städtischeren Mitbürgern. Wir Jugendlichen nannten dies Wagenburgen. Zugegeben, Kuschelparty hört sich vielleicht doch etwas besser an, verspricht dabei aber sicherlich mehr, als die Organisatoren halten können.
Unsere Wagenburgen hingegen waren stets und dabei meist auch sehr spontan selbst organisiert und jeder selber dafür zuständig, dass es ihm gefällt. Den regelmäßigen Teilnehmern dürfte es auf alle Fälle gefallen haben, und unsere Eltern, im Falle, dass sie davon Wind bekamen, wollten vor ihren eigenen Sprösslingen sicherlich keine 1950er sein.
Wahrscheinlich aber nicht, weil sich die Flower-Power-Bewegung auch bei uns bemerkbar machte, eher weil inzwischen in fast jedem Haushalt die Bücher von Oswalt und Cornelia Kolle standen: „Dein Mann, Deine Frau, das unbekannte Wesen“.
Schon immer habe ich gerne in den Bücherschränken anderer Leute gestöbert, als Jugendlicher sehr gerne in jenen der Eltern meiner Freunde und Bekannten. Meist standen dort die gleichen Bücher, jene, die man halt kaufen musste, etwa so wie heute die Apps für die Mobiltelefone. Und so war es weit spannender zu ergründen, wie diese zusammengestellt wurden, nach Farbe, nach Größe, nach Kaufdatum, nach Autor oder gar nach unterschiedlichen Themen.
Lustig dabei, wo die Kolle-Bücher eingereiht waren. Noch amüsanter die Bücher selbst. Was unsere Eltern aus Büchern zu lernen versuchten, lernten wir beim eigenständigen Experimentieren — oder auch nicht.
Gestern Abend für meinen Geschmack etwas zu spät, gab es wieder einmal ein paar Runden Tango Argentino. Da sich die Paare inzwischen alle kennen dürften, gibt es auch immer wieder sehr nette Gespräche.
Danach durfte ich erfahren, dass Gasleitungen auch porös werden können und unser Jüngster zog kurzfristig bei uns ein, so lange, bis er seine eigene Wohnung wieder betreten kann.
Was mich daran erinnerte, dass unsere Regierung auch auf diesem Gebiet mit falschen Karten spielt, denn unsere Gasleitungen und ganz besonders jene in den etwas älteren Gebäuden und Straßenzügen sind gar nicht dafür vorgesehen, dass man auch nur ansatzweise Wasserstoff durchleiten kann.
Bevor ich mir nun wieder einmal sehr traurige Gedanken darüber machte, wie wir Normalbürger nur noch ausgebeutet und verarscht werden, wobei die meisten von uns das ganz genau so möchten (!), verzog ich mich auf „meine Insel“ und guckte eine Folge „Death in Paradise“ (2011 – dato) — zum Bingen reichte die Nacht nicht mehr aus.
Der Vorteil von TV-Serien gegenüber Büchern, in erstere guckt man immer wieder rein. Die meisten Apps hingegen liegen auch nur so auf dem Mobiltelefon herum.
Und das ist der eigentliche Vorteil von Flimmerkisten, sie ersetzen das urzeitliche Lagerfeuer und man muss dabei auch keine völlig unnötigen Gespräche führen.
„Lernen oder Nichtlernen, das ist die Frage. …
Niklas Luhmann (2021: 437, 440)
der sogenannte wissenschaftliche Fortschritt typisch mehr ungelöste als gelöste Probleme erzeugt, also das Nichtwissen im Vergleich zum Wissen überproportional vermehrt.“






