Beitragsfoto: Schienen und Menschen | © Mohamed Nuzrath from Pixabay
Inhaltsverzeichnis
Zerstreuung
Angeregt von einem Filmvorschlag Gerd M. Hofmanns mache ich mir nun Gedanken über die Zerstreuung und weitere Drogen, die nicht nur von uns Menschen so gerne konsumiert werden.
Mein Verständnis dafür ist bei jenen vorhanden, die sich in ausweglosen wie äußerst trostlosen Situationen befinden und sich einfach ab und zu nur einmal „wegbeamen“ müssen, um das aktuelle Leben überhaupt noch halbwegs bewältigen zu können.
Und so war ich auch immer ein Aktivist für den Alkohol bei Einsatzsoldaten, nicht aber bei jenen zu Hause in ihren Kasernen — manche mögen sich noch erinnern. Man kommt zum Schluss besser davon wieder weg als z. B. von der Nadel, vor allem weil Soldaten grundsätzlich resistenter und willensstärker sind als ihre ungedienten Zeitgenossen. Zudem zeigte meine entsprechende Erfahrung, dass Soldaten ein paar Flaschen Bier besser vertrugen als die dargebotenen Psychologen oder gar Psychiater. Besser kamen sicherlich noch die Pfarrer oder Priester weg, vor allem jene, die sich in die Niederungen ihrer anvertrauten Schäfchen trauten — und sie tranken dabei meist auch immer mit.
Ein Problem mit der Zerstreuung und den Drogen habe ich dann, wenn sich Menschen im ganz normalen Alltag befinden, der anders als noch zu Senecas Zeiten sicherlich kaum Anlässe weder zum „Wegbeamen“ noch einer schnöden Zerstreuung vom eigenen Leben bietet — der Fortschritt hat Vorteile!
Unser eigenes Leben, dieser kleine Augenblick der Zeit, den wir erleben dürfen, sollten wir doch alle möglichst bei vollem Bewusstsein durchleben! Schon alleine durch den notwendigen Schlaf und vielleicht auch noch durch ein paar tatsächlich sehr unliebsame Situationen müssen wir von vorne weg auf gut ein Drittel dieser knappen Zeit verzichten.
So sollten wir uns beständig überlegen, was wir mit unserer Zeit anfangen — Carpe diem! Und so sollte man sich jedes Mal fragen, sobald man nach Zerstreuung oder gar Vergessen sucht, was für einen Nutzen man daraus ziehen möchte und kann?
Sind es z. B. die Soap-Operas, die man fortwährend „binged“ oder die Social Media, denen man unentwegt folgt, überhaupt wert, dass man sein kurzes Leben damit „vergeudet“?
Daraus dürfte sich dann sehr schnell die weitere Frage stellen, was man überhaupt mit seinem eigenen Leben anfangen möchte? Vielleicht auch die Frage, mit wem man den Rest seines Lebens gemeinsam verbringen möchte?
Letztendlich fängt man an, sich die wichtigen Fragen des Lebens zu stellen und findet dann vielleicht auch die entsprechenden Antworten.
Einfach nur beständig dem eigenen Leben entfliehen zu wollen, dürfte keine gute Idee sein. So wie es auch keine gute Idee ist, durch bloße Ortswechsel (Urlaube oder Reisen) oder in den unterschiedlichsten Kneipen das eigene Leben besser in Griff bekommen zu wollen, fährt man selbst dabei doch immer mit. Egal von wo man dann auch immer in den Abgrund blickt, blickt der Abgrund stets wieder zurück (frei nach Friedrich Nietzsche).
Völlig irre dürfte man aber sein, wenn man beständig dem eigenen Leben entfliehen möchte, dabei aber genau dieses Leben möglichst lange ertragen will.
Jene von uns, die im letzten Lebenszyklus angelangen, sollten dann sogar Opern, Theateraufführungen, wirklich existenzielle Romane oder Filme auf ihren Nutzen hinterfragen, da man nun selbst nicht mehr wirklich viel davon lernen kann. Spätestens dann ist es an der Zeit, mit der Abrechnung des eigenen Lebens zu beginnen, bevor es einen schlussendlich von ganz alleine abrechnet.
Vermischtes
Wie man es gerade immer öfters lesen kann, war die bombende Intervention des Donald Trumps zumindest ein militärischer Fehlschlag — eine politische Ejaculatio praecox sozusagen. Dem Militär darf man dafür keine Schuld geben, denn man gibt Kindern, Deppen und Irren auch kein Feuerzeug zum Spielen, dies gilt aktuell nicht nur für die US-Amerikaner, sondern für alle Demokratien, die das Primat der Politik doch so hochhalten.
Nicht nur weil ich beständig Lucius Annaeus Seneca lese, kommt mir Donald Trump immer mehr wie ein neuzeitlicher Nero vor — nur ohne Bildung und jegliche Intelligenz. Die alten Römer hatten zumindest noch Mindestvoraussetzungen selbst für ihre Diktatoren!
Kaum habe ich nach ein paar Jahren darauf verzichtet, mein Blog in den unterschiedlichsten Sprachen anzubieten, darf ich erfahren, dass dies nun immer populärer wird — wohl mein Schicksal, meist zu früh mit meinen Ideen um die Ecke zu kommen!
Inzwischen dürfte es aber den tatsächlich Interessierten möglich sein, wenn sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind, sich mit den unterschiedlichsten Helferlein das Blog selbst zu übersetzen. Zugegeben, ich habe mit meiner Entscheidung gegen ein Übersetzungsangebot Leser verloren.
Und so verstehe ich es, wenn Profi-Seiten oder Blogger mit Erfolgsfantasien nun durch Übersetzungen ganz neue Leserkreise erreichen möchten. Da ich aber mein Blog vor allem für mich selbst schreibe und bereits vor Jahren meine Idee der „Weltbürgerschaft“ — so eine Website wollte kaum jemand — aufgegeben habe, war es nur folgerichtig, dass ich nun auch den ökologischen Fußabdruck meines Weblogs verkleinerte.
Inzwischen träume ich eher davon, dass Interessierte oder Suchende mein Blog rein zufällig entdecken oder gar über die alte Mundpropaganda von diesem erfahren. Damit folge ich in etwa einer Idee Senecas aus seinem 108. Brief, wobei dieser sicherlich keine Ahnung von Weblogs gehabt haben dürfte. Aber mehr über Lehren und Lernen, als ich es jemals werde. Ein kleiner Trost bei Nero hat er es völlig verpatzt!
Übrigens, wer sich, was mein Blog angeht, als Lucilius fühlt, der kann sehr gerne einen entsprechenden Kommentar in mein Gästebuch schreiben. Selbstverständlich gerne auch jene, die damit (vorerst) nichts anzufangen wissen.
Suche
Anlässlich des heutigen Tages bin ich auf der inzwischen fast verzweifelten Suche nach guten Nachrichten; möchte ich doch gerne auch einmal meine Leser überraschen. Bei den 9. Hertensteiner Gesprächen zeichnet es sich ab, dass sich nun auch die Landeszentrale für politischen Bildung mit engagieren wird. Dies wäre ein tatsächlich gutes Zeichen und ein weiterer Gewinn für diese Gesprächsreihe. Was nun auch hoffen lässt, wenn wir das Programm letztendlich in trockenen Tüchern haben, dass weitere Interessierte mit hinzukommen.
Der große Charme dieser Gespräche ist es, dass diese ganz bewusst nicht professionalisiert sind und die Improvisation einfach mit dazugehört. Und so kann sich dort jeder und dies ganz ungezwungen selbst mit einbringen, denn außer einer Neugierde auf oder gar eine Begeisterung für Demokratie wird nichts vorausgesetzt. Und so gibt es auch keine Vortragenden, sondern Moderatoren, Zuhörer und Diskutanten sowie Protokollanten, die dafür sorgen sollen, dass die Eindrücke und Ergebnisse festgehalten werden.
Hierbei folge ich eigentlich schon immer Sokrates: „Οἶδα οὐκ εἰδώς“.
„Nicht so großzügig und verschwenderisch hat uns die Natur die Zeit gegeben, dass es freistünde, etwas von ihr zu verlieren.“
Seneca, 19. Buch, 117. BRief (2023: 1217)
3 thoughts on “25.6.02025”
An den Schauplätzen ist es ruhiger geworden, aber die Narzissten sind den Staaten noch nicht ausgegangen.
Wäre doch mal ein Vortragsthema.
Am 25.06.1876 auf einer Wiese in Montana hatte der junge Brigadier mit seiner 7. Kavallerie auch nicht das richtige Kriegsglück.
Über dieses Gefecht wurden bereits zahlreiche Bücher und Reportagen geschrieben. George Armstrong Custer kommt dabei meist nicht sehr gut weg.