Gedanken im Advent

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Foto: Beispielbild | © Pixabay

Der Austritt des Vereinigten Königreichs wird uns Europäer wohl noch länger, als von allen ursprünglich angenommen, beschäftigen; inzwischen werden selbst die optimistischen Europäischen Föderalisten froh darüber sein, wenn die Trennung endlich auch vollzogen wird. Unser Rational dahinter ist die Hoffnung, dass durch die daraus resultierenden Folgen, den Unionsbürgern bewusst wird, wie gefährlich es ist, menschlich wie fachlich völlig inkompetente Politiker zu wählen.

Auch am Beispiel der Vereinigten Staaten wird uns allen exemplarisch vorgeführt, was für gravierende Folgen dies nicht nur für das eigene Land, sondern gerade in diesem Fall für die gesamte Welt hat. Es zeigt auch eindeutig auf, dass Demokratien nur von innen heraus zerstört werden können. Im Falle der Vereinigten Staaten dürfen wir uns ziemlich sicher sein, dass diese sich nach ein paar Jahren selbstaufgezwungener Isolation, rundumerneuert wieder für eine demokratische und freie Welt einsetzen werden.

Leider können wir uns Europäer selber nicht ganz so sicher sein, denn die Europäische Union ist nicht aus sich heraus geboren worden und lebt bis heute fast ausschließlich von dem Versprechen, für alle einen Vollkasko-Wohlstand zu liefern. Dabei haben die meisten Unionsbürger ganz vergessen oder völlig verdrängt, dass Europa dies nur dann erreichen kann, wenn es den Menschen, den einzelnen Völkern und Regionen Europas gelingt, sich möglichst effizient zusammenzuschließen und darüber hinaus mit anderen Weltregionen in friedlicher Kooperation und freundschaftlichen – nicht heterotrophen – Zusammenschlüssen zu leben – und dies bis hin zu einer Weltunion.

Das Gegenteil dieser Europäischen Idee ist die nationalistische Kleinstaaterei von Egoisten, die nicht erkennen können, dass eigene kurzfristige Vorteile mittel- bis langfristig für alle den Untergang bedeuten. Unsere englischen Miteuropäer führen dies gerade exemplarisch vor, und wir anderen sind keinen Deut besser! Auch wir Deutschen lieben Europa nur dann, wenn unsere Nachbarn bei uns kaufen und zahlen, möglichst billige Urlaube garantieren und uns ansonsten die Probleme dieser Welt möglichst lange vom Halse halten.

Wir Europäer haben gut 70 Jahre verstreichen lassen ohne die bekannten Herausforderungen tatsächlich anzunehmen. Nicht nur der Klimawandel, auch der Raubbau an der Natur und die Umweltzerstörungen, sowie das wirtschaftliche und soziale Ungleichgewicht in der Welt werden uns allen noch weit mehr zu schaffen machen, als die meisten von uns denken. Die Bevölkerungswanderungen werden insgesamt stark zunehmen und in Folge davon sich 95 % der Weltbevölkerung nicht allzu große Sorgen um die Befindlichkeiten von 5 % Europäern machen.

Andere Regionen dieser Welt, z. B. China, haben unsere Untätigkeit genutzt und, weit besser organisiert und vor allem mit geeinten Kräften, damit begonnen, sich nicht nur die Ressourcen dieser Welt, sondern auch die Technologien, Patente und Kernindustrien zu sichern. Hinzu kommt die Tatsache, dass sie mit weit über einer Milliarden Menschen eine zeitgemäße Marktmacht repräsentieren.

Aber auch China, Indien oder die USA werden sich den globalen Herausforderungen stellen müssen. Noch vor 70 Jahren war sich die gesamte Welt diesbezüglich sicher, dass dies nur mit vereinten Kräften leistbar ist.

Wir Europäer glauben aber offensichtlich inzwischen mehrheitlich wieder, dass eine Renationalisierung, Rassismus, Grenzkontrollen und der Kauf von 50 weiteren Panzern der erfolgversprechendere Lösungsansatz ist. Ich bin mir dabei ganz sicher, dass Regierungen, die solchen Unfug verbreiten, genau der Kern aller Probleme sind – und wir haben sie gewählt!

Aber alles Lamentieren hilft nicht weiter, wir Europäischen Föderalisten müssen unbeirrt an unserer Sache festhalten und weiterhin versuchen, unsere Mitbürger, ganz besonders die Europäer unter ihnen, von diesem einzig erfolgsversprechenden Weg zu überzeugen. Zumindest können wir Föderalisten hinterher mit dem guten Gewissen leben, dass wir es bis zuletzt versucht haben.

Die EUROPA-UNION Heilbronn ist Teil der weltweit vorhandenen Föderalistischen Bewegung und seit 1946 auch Mitglied bei den Europäischen Föderalisten und damit auch in der Europäischen Bewegung. Unsere Wurzeln lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen, entstanden sind wir allerdings erst im Kampf gegen den Nationalsozialismus, der die gesamte Welt an den Rand des Untergangs brachte. Unsere Gründerväter kommen aus dem christlichen und demokratischen Widerstand während der dunkelsten Jahre unserer bisherigen Geschichte.

Bis heute zählen wir europaweit gut 25 000 Mitglieder und konnten damit unsere Mitgliederzahl aus der Nachkriegszeit halten, auch wenn wir anfangs noch hofften, zu einer wirkmächtigen Bürgerbewegung zu werden und die Europäische Idee bei allen unseren Mitbürgern verankern zu können.

Im Stadt- und Landkreis Heilbronn zählen wir gut 220 Europäische Föderalisten und sind mit fast 0,05 % Anteil an der Bevölkerung zwar ein kleiner aber dennoch sehr aktiver Zusammenschluss von Menschen mit starken demokratischen Wurzeln.

„The fundamental cause of the trouble is that in the modern world the stupid are cocksure while the intelligent are full of doubt.“ 

Bertrand Russell, Mortals and Others: American Essays 1931 – 1935 (2009: 203)

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