Google vs Googol

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Beitragsfoto: Google Logo | © Pixabay

Gleich vorweg, die Googol war zuerst da. Edward Kasner schuf diesen neuen Begriff für eine 1 mit 100 Nullen bereits 1938. Davor war es üblich — wenn man sich als Mathematiker überhaupt mit solchen Größenordnungen beschäftigte — im deutschsprachigen Raum von zehn Sexdezilliarden zu sprechen. Laut Kasner fragte er seinen Neffen, Milton Sirotta, ob dieser sich einen neuen Begriff für diese unglaubliche Zahl ausdenken könne und veröffentlichte den Begriff der Googol erstmals im Buch „Mathematics and the Imagination“, welches er 1940 zusammen mit James Newman herausbrachte.

Die Googol und die später noch hinzugekommene Googolplex, eine 10 hoch Googol, sind eher populärwissenschaftliche Begriffe, da sowohl im englisch- als auch im deutschsprachigen Raum eine eigene Nomenklatur für Zahlen besteht, welche sich beide am Lateinischen orientieren. So ist der eigentliche englische Begriff für ein Googol „Ten Duotrigintillion“, was aber für die meisten von uns weder im Englischen noch im Deutschen irgendeine Relevanz hat. Um das Ganze vielleicht etwas überschaubarer zu machen, ein Googol soll größer sein als die Zahl der Atome im Universum insgesamt, und es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis unsere Schuldenuhr diese Höhen erklimmt. Dank unserer Schuldenuhr sind wir aber immerhin in der Lage, inzwischen wenigstens mit Billionen zu jonglieren, wobei bei uns in Deutschland eine Billion eine 1 mit 12 Nullen ist. Nach der Billion kommen dann die Billiarde und die Trillion, eine Zahl mit 18 Nullen. Jeweils 6 Nullen mehr haben dann Quadrillion, Quintillion, Sextillion, Septillion, Oktillion, Nonillion, usw. und sofort — es gibt dabei keine höchste Zahl. Jene unter uns, die auf dem Gymnasium noch Mathematik hatten und mit Fakultäten rechnen durften, können sich dennoch schnell damit zufrieden geben, dass ein Googol immer noch weniger als 70! ist.

Aber bereits bei den Milliarden kommen viele von uns, dank der unterschiedlichen Nomenklaturen, in Schwierigkeiten, besonders dann, wenn sie sich als Journalisten bei englischsprachigen Zeitungen bedienen, oder als Leser schlecht ins Deutsche übersetzte Zeitungsartikel lesen. Als jüngstes Beispiel darf dabei das US-Stimuluspaket von Joe Biden dienen. Bei den Millionen stimmen die Begrifflichkeiten noch überein, aber schon die Milliarde ist in den USA eine Billion, weshalb es dort auch so viele Billionäre gibt und wir uns derzeit „nur“ mit Milliardären begnügen müssen. Wer es etwas genauer wissen möchte, warum eine US-Billion keine deutsche Billion ist, dem empfehle ich diesen ntv-Artikel (10. Mai 2016).

Dass wir aber überhaupt mit solchen Zahlen jonglieren dürfen, verdanken wir dem Dezimalsystem, welches um das 8. Jahrhundert herum in Indien entstand und die Zahl Null einführte. Im Jahr 1202 veröffentlichte der Mathematiker Leonardo von Pisa, heute eher als Fibonacci bekannt, ein Buch, das mit dem Satz beginnt: „Die neun indischen Figuren sind 9 8 7 6 5 4 3 2 1. Mit diesen neun Figuren und dem Zeichen 0, welches die Araber Zephirum nennen, lässt sich jede Zahl schreiben.“

Aber zurück zur Googol, welche inzwischen den wohl höchsten Bekanntheitsgrad größerer Zahlen hat, und die sich kaum einer richtig vorstellen kann. Daniel de Bruin hat sich diesem Problem gewidmet und eine Maschine geschaffen, die diese Zahl besser verdeutlichen soll. Diese Maschine ist hübsch anzuschauen und erfreut de Bruins Stromversorger ganz besonders.

Wahrscheinlich aufgrund des hohen Bekanntheitsgrads der Googol, entschieden sich die Suchmaschinengründer, Larry Page und Sergey Brin, 1997 für den Namen Google, der zudem ihr Ziel verdeutlichen soll, möglichst viele Internetseiten zu indizieren. Wobei heute der Google-Index immer noch im Milliardenbereich liegen und damit doch noch ein wenig von der Googol entfernt sein dürfte. Entsprechend folgerichtig lautet dann auch der Name ihres Firmenhauptsitzes „Googleplex“, in Anlehnung an die Zahl Googolplex, von dem wir aber bereits wissen, dass es nicht ausreichend Atome im Universum gibt, um hier nur annähernd irgendeinen Anspruch ableiten zu können.

Für unseren ganz normalen Alltag wäre es vielleicht sogar besser gewesen, wenn wir bei den römischen Zahlen geblieben wären, denn dann gäbe es schon alleine aufgrund fehlender Ausdrucks- und Rechenmöglichkeiten weder Milliardenvermögen noch Schuldenhaushalte in Billionenhöhe — und auch die Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit wären etwas überschaubarer.

Dafür können Sie aber immerhin — dank des Dezimalsystems — mit Ihren Kindern oder Enkeln, während COVID-19 vielleicht auch ganz alleine, mit Ihren alten Legosteinen und -teilen eine eigene Googol-Maschine bauen.

„Google’s vision of the future is pure atom-age 1960s Jetsons fantasy, bubble-dwelling spiritless sexists above a ruined earth.“

Julian Assange, Julian Assange Says “Apolitical Futurism of Star Trek” Fits Google (15. September 2014)

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