Monrepos oder die Kälte der Macht

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Beitragsfoto: Seeschloss Monrepos im Nordwesten von Ludwigsburg | © Pixabay

Ernüchtert von meinen eigenen Erlebnissen in Brüssel, kam ich Ende 2012 von dort schneller wieder zurück als ursprünglich vorgesehen. Zu meinem eigenen Leidwesen war dieser Aufenthalt zu einem Déjà-vu der Jahre 2009 und 2010 geworden. Ich hatte dies bereits in meinem Weblog kurz erwähnt.

Als ich dann 2013 bei einem guten Bekannten zum Plausch eingeladen war, konnte ich nicht umhin, meine Erlebnisse mit einem echten Profi nochmals näher zu analysieren. Dieser war kurz zuvor bereits in den verdienten Ruhestand getreten, wobei er zuvor seine Meriten auf Landesebene erworben hatte. Meine Aufarbeitung der Brüssler Erlebnisse, die eher etwas mit unserer Bundes- als mit der Europapolitik zu tun hatten, konnte er durchaus nachvollziehen, entlockten dem Profi aber nur ein müdes Lächeln.

Heute, ein paar Jahre später, weiß ich, dass sich solche Erlebnisse umgekehrt proportional zur Höhe der politischen Ebene verhalten, ergo, die schlimmsten Messerstechereien auf lokaler Ebene stattfinden. Mir klingen dabei immer noch die Worte eines Freundes in den Ohren, der völlig entnervt von den Gepflogenheiten auf Gemeindeebene, trotz zweier junger Kinder, in die Privatwirtschaft flüchtete. Dummheit, gepaart mit Macht, ist eine teuflische Konstellation, die sich auf lokaler Ebene ganz besonders auswirken kann; es sei denn, man schafft es, auch die bildungsfernsten Politiker bis in die höchsten Ebenen zu befördern.

Um mich wieder etwas mit meinen gemachten Erfahrungen zu versöhnen, empfahl mir damals mein guter Bekannter das Buch von Dr. Manfred Zach, einem Ministerialdirigenten und baden-württembergischen Regierungssprechers in der Dr. Lothar Späth Ära. Ich laß dieses Buch mit großem Interesse, zugegebener Maßen auch mit viel Schadenfreude und war wieder froh darüber, dass ich beruflich auf europäischer Ebene unterwegs war.

Das Buch ist heute noch zu empfehlen, besonders, weil sich eine, von den Bürgern abgewählte und inhaltlich völlig ausgebrannte, Regierungspartei gerade dazu aufmacht, wieder alles besser wissen zu wollen. Erstaunlich nur, dass diese, für den gesamten Schlamassel verantwortlichen, Politiker unser Land völlig an die Wand gefahren haben. Dr. Manfred Zach hatte das Ganze bereits vor gut 10 Jahren treffend beschrieben.

Mein Fazit nach der Lektüre des Buches: Politiker, Beamte und Autoren sind auch nur Menschen. Kurzweilig zu lesen und stellenweise amüsant. Gut bei dieser Ausgabe ist, dass einige Protagonisten „entschlüsselt“ wurden. Besser wäre gewesen, wenn man gleich die gesamte Aufschlüsselung — die leider nur separat erhältlich ist — mitgeliefert hätte.

Aber auch ohne Kenntnis der Klarnamen gibt das Buch einen interessanten Einblick in die Tätigkeiten eines Beamten des Staatsministeriums und die wohl unvermeidliche Verquickung von Partei- und Regierungsarbeit.

Inzwischen sitzen andere Menschen in Monrepos, leider haben sich die Umstände nicht wirklich gebessert. Bildungsferne treibt weiterhin ihre Blüten, und so kommt es, dass nicht nur das unmittelbare Umfeld mit den Allüren der Mächtigen gequält wird, sondern inzwischen auch ganz unbeteiligte Bürger — der „Kräutertee-Terror“ kann als ein gutes Beispiel dienen! Wirklich jeder, außer einem einzigen Bürger, kann seinen Kräutertee ohne großes Brimborium trinken.

Und wenn ich schon dabei bin, dann lege ich gleich die Aufschlüsselung einiger Pseudonyme für das Buch „Monrepos oder die Kälte der Macht“ von Dr. Manfred Zach als PDF-Download mit anbei.


„Provinz ist da, wo man die Lehrer zu den Intellektuellen zählt.”

Andreas Rebers, Berlin Liveticker vom 6. September 2017

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