Zeit für ein Gedicht

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Beitragsfoto: Kaffeegenuss | © Pixabay

Wohl niemand hat etwas an Rainer Maria Rilke auszusetzen. Und so dürfte meine heutige Gedichtwahl kaum missfallen. Wer keinen Gedichtband von Rilke besitzt und auch nicht in einer Bibliothek stöbern möchte, der findet die meisten seiner Gedichte (noch) auf „Die Gedichte von Rainer Maria Rilke“ (Stand: 7. Juli 2008) oder auch auf der Rilke-Website, zumindest für den Fall, dass man den Namen des entsprechenden Gedichtes kennt.

Auf alle Fälle aber ist der Besuch der Website der Rilke-Gesellschaft zu empfehlen; deren „Online-Forum“, welches bereits 2005 geschaffen wurde, gibt es inzwischen nicht mehr. Und so werden es wohl seine Bücher sein, die man auch noch in ein paar Jahrzehnten in den Bibliotheken oder zumindest aber in den Antiquariaten finden kann.

Auch mache ich gerne nochmals auf das Deutsche Literaturarchiv Marbach aufmerksam, denn dort liegen große Teile des Rilke-Nachlasses.

Auferstehung

Der Graf vernimmt die Töne,
Er sieht einen lichten Riß;
Er weckt seine dreizehn Söhne
Im Erbbegräbnis.

Er grüßt seine beiden Frauen
Ehrerbietig von weit -;
Und alle voll Vertrauen
Stehn auf zur Ewigkeit

Und warten nur noch auf Erich
Und Ulriken Dorotheen,
Die sieben- und dreizehnjährig
   (sechszehnhundertzehn)
Verstorben sind in Flandern,
Um heute vor den andern
Unbeirrt herzugehn.

Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte (1907)

Rainer Maria Rilke hat sich mit Ostern des öfteren auseinandergesetzt und so kann man bei ihm auch ein „Fragment einer Auferstehung“ finden.

Der Engel stemmt mit den Trompetenstößen
die Steine auf-, und sie, in parallelen
Entschlüssen, strecken sich nach ihren Seelen,
die Oben stehn, geordnet nach den Größen

Rainer Maria Rilke, Paris (24. oder 25. Juni 1911)

Rainer Maria Rilke hatte, wie man es heute nennt, eine schwierige Kindheit. Eine schreckliche Mutter band ihren einzigen Sohn René – so heißt Rilke tatsächlich „der Wiedergeborene“ – an sich und drängte ihn in die Rolle der verstorbenen Schwester. Auch wenn heute manche Jungs oder gar Erwachsene freiwillig Mädchenklamotten tragen, dürfte dies bei Rilke sicherlich nicht der Fall gewesen sein.

Du sagtest leben laut und sterben leise 
und wiederholtest immer wieder: Sein.

Rainer Maria Rilke, aus „Ich lese es heraus“ (Stundenbuch, Berlin-Schmargendorf, 22.9.1899)

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