Zweite Analyse des Angriffs

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Beitragsfoto: Mann mit Helm | © Pixabay

Nachdem ich bereits am 11. April 2022 eine erste Analyse des Angriffs gewagt habe, schaue ich nun, wo wir gut ein Jahr später stehen. Aber auch hierbei kann ich nur auf Informationen zugreifen, die öffentlich zugänglich sind. Meine Kameraden, die an der Quelle sitzen, sollten dies berücksichtigen für den Fall, dass diese zu anderen Schlussfolgerungen kommen.

Und gleich zu Beginn auf den Punkt gebracht, diese Schlacht um die Ukraine hat die Russische Föderation gewonnen. Ob die Russen aber auch den „großen Krieg“ gewinnen, sei einmal dahingestellt — nicht, dass meine Leser völlig verzweifelt jetzt schon zu lesen aufhören.

Das russische Kriegsziel für die erste (zweite, je nach Lesart) Schlacht um die Ukraine hat sich inzwischen bestätigt und die Russische Föderation hat es auch fast vollumfänglich erreicht. Festigung der Krim, Herstellen einer Landbrücke zur Krim und die weitere Besetzung der südöstlichen ukrainischen Gebiete. Nur konnten die Russen die Ukraine nicht ganz zu einem Binnenstaat machen und erreichten auch nicht den Anschluss an die russischen Truppen in Moldawien. Aber das dürfte Wladimir Putin auch nicht so richtig erwartet haben.

Und es zeichnet sich ab, dass die Russische Föderation ihre Eroberungen auch dieses Mal halten und behalten werden kann. Jetzt liegt es einzig und alleine am Westen, ob man dieses auch dieses Mal wieder hinnimmt oder ob man als NATO die Schlacht um die Ukraine aufnimmt.

Bevor ich mich dieser Frage näher widme, möchte ich noch auf zwei weitere Kriegsziele der Russischen Föderation hinweisen, die sich erst so langsam ersichtlich zeigen und dabei auch die Befürchtungen von Christian Moos vom 30. März 2022 — Der Dritte Weltkrieg ist in vollem Gange — wahr werden lassen.

Zum einen und nun ganz aktuell ersichtlich, Wladimir Putin hat mit dem aktuellen Angriff auf die Ukraine beginnend nunmehr die gesamt russische Opposition abgeräumt und seinen Militär- und Sicherheitsapparat gesäubert; damit hat er genau das getan, was Adolf Hitler und Josef Stalin vor ihm bereits sehr erfolgreich durchexerzierten. Wohl die allerletzten Oppositionellen werden sich demnächst noch aus den Fenstern stürzen. Und damit ist auch der letzte westliche Traum dahin, nämlich dass sich die Russen von innen heraus säubern werden. Die einzige Frage, die sich hierbei nun stellt ist, können wir die Russische Föderation wie Nordkorea behandeln und über Jahrzehnte hinweg mehr oder wenig erfolgreich wegsperren oder fangen wir an, uns gegen die russische Gefahr zu wehren?

Zum anderen hat es Wladimir Putin tatsächlich geschafft, den Westen insgesamt zu korrumpieren und zudem dafür gesorgt, dass eine sinnvolle Verteidigung Europas erst hinter dem Rhein möglich sein wird. Das bedeutet, dass, wenn die Russische Föderation nach einer operativen Pause von ca. zehn Jahren gegen den Rest Europas antreten wird, die NATO bis zum Rhein nur Verzögerungsgefechte führen werden kann. Wie das dann aussehen wird, können uns z. B. die letzten überlebenden Ostpreußen noch ganz gut schildern.

Erschwerend kommt noch mit hinzu, dass zumindest die Türken, die Serben und die Ungarn mit den Russen mit marschieren werden, die restlichen Länder werden dank der starken russischen Präsenz in ihren Ländern — auch bei uns — sofort in Bürgerkriege verwickelt werden. Wie das dann aussieht, konnten wir bereits in den 1990er-Jahren auf dem Balkan mitverfolgen, wenn einem die guten Nachbarn urplötzlich die Nasen und Ohren abschneiden.

Dabei müssen wir uns auch von dem Irrglauben trennen, dass es unseren Regierungen gelingt, die russische Bedrohung erfolgreich einzudämmen. Bisher konnten diese nur sehr gut Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine verhindern oder zumindest verschleppen, dafür aber still und heimlich die russische Waffenproduktion durch Lieferung sämtlicher dafür benötigter Teile am Leben erhalten.

Die Aussage „man weiß nicht, wohin deutsche Industrieprodukte gelangen und kann dies auch nicht kontrollieren“ ist eine demokratische wie industriepolitische Bankrotterklärung der dafür Verantwortlichen! Nur einmal am Beispiel der für Raketen benötigten Chips: der Hersteller weiß ganz genau, für was seine Chips alles benötigt werden und wie groß der Markt dafür ist — dafür hat er extra eine eigene Abteilung mit hoch bezahlten Angestellten. Eine andere Abteilung sorgt dafür, dass die Chips in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt beim Kunden ankommen. Und ganz urplötzlich steigt der Bedarf bei einem Kunden an und keiner will dabei wissen, für was er diese Chips überhaupt benötigt?

Ich habe bei dieser Sache eines gelernt, unsere Industriebosse sind nur dann Patrioten, wenn es um den Erhalt von staatlichen Transferzahlungen geht. Ansonsten verkaufen sie die Welt, ihre Mitarbeiter und auch noch die eigene Großmutter, um ihre persönlichen Gewinne möglichst zu maximieren — und unsere Regierungen drücken dabei beide Augen zu.

Schlimmstenfalls bekommt die Russische Föderation weiterhin ihre benötigten Bauteile, Waffen und Munition von ihren Verbündeten, ganz besonders dann, wenn die russischen Streitkräfte während einer von mir bereits erwähnten operativen Pause wieder aufgerüstet werden müssen. Ich höre schon jetzt das Geschrei der deutschen Industrie, dass man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen dürfe!

Wollen wir tatsächlich, dass es so weit kommt?

Es wäre unser Untergang, wenn weiterhin Regierungsteile, ganze Parteien und Bevölkerungsgruppen an einem russischen Endsieg festhalten — in den Sozialen Medien verbreiten die Russen schon jetzt nur allzu gerne, was sie nach einem Sieg nicht nur mit uns Deutschen machen werden. Die bekannten Gräueltaten aus den letzten beiden Weltkriegen sind da gar nichts mehr. Und die Ukrainer, die nicht in den Westen geflohen sind, müssen dies schon jetzt ertragen.

Was müssten wir so schnell wie möglich veranlassen?

Auch wenn es kurz- bis mittelfristig nicht möglich sein wird, den Ukrainern wieder zu ihrem gesamten Land zu verhelfen — noch heute sind sich unsere Politiker selbst in dieser Frage nicht einig! — müssen wir dafür Sorge tragen, dass die Ukrainer sich weiterhin gegen die russischen Angriffe wehren können. Und diese werden so lange andauern, bis die Ukrainer die Abtretung der ukrainischen Teile offiziell zusichern; allerdings wird es danach nur zu der von mir erwähnten operativen Pause kommen, bis die Russische Föderation erneut gegen den Westen antreten wird. Und diese Pause sieht dann nur so aus wie in der Ukraine zwischen 2014 und 2022 — Ukrainer werden weiterhin massenhaft für ihr Land fallen.

Die massive Unterstützung der Ukraine ist alleine aus zwei militärischen Gründen notwendig: erstens nutzen wir damit die russischen Streitkräfte weiterhin ab, und zweitens binden wir ausreichend russische Truppen, um einen weiteren größeren Angriff auf den Westen vorerst zu unterbinden.

Dazu benötigen die Ukrainer — es sind einfach noch keine trainierten NATO-Soldaten — mehr Waffen und Munition, als wir es uns überhaupt vorstellen können. Und diese müssen wir liefern, so lange, bis nur noch unser eigenes für die Ausbildung unserer Truppen notwendige Material vorhanden ist oder wir endlich damit angefangen haben, verantwortliche Rüstungspolitik zu betreiben (und dies ist nicht weiterhin irgendwelche Vettern oder Parteispender, à la Airbus und Co. reich zu machen!).

Zudem werden die Ukrainer wieder alle ihre wehr- und arbeitsfähigen Bevölkerungsteile benötigen, angefangen von den Ärzten, Handwerkern bis hin zu den Soldaten. Deswegen müssen wir so schnell wie möglich aller Fahnenflüchtigen habhaft werden und diese den Ukrainern überstellen und mit der Ukraine abgestimmt, die gut und gerne über eine Million Ukrainer wieder zur Unterstützung ihres Landes zurücksenden. Und das ist ganz nebenbei die beste Demokratieförderung, die es gibt!

Sobald in einem Krieg nur die „dummen“ Bürger für ihr Land sterben und sich die „besseren“ Bürger, darunter sehr oft Politiker- und Reichenkinder, im sicheren Ausland sonnen, kann man nicht mehr von einer Demokratie sprechen — das wussten bereits die alten Griechen.

Und da wir gerade in Deutschland doch so emanzipiert sind und sogar ganz offiziell das Geschlecht abgeschafft haben, könnten wir sehr leicht der Ukraine die dort so benötigten Divisionen ausbilden, ausrüsten und zur Verfügung stellen. Ganz nebenbei entlastet dies unseren Wohnungsmarkt, wenn sich die Masse der bei uns noch lebenden Ukrainer auf unseren Truppenübungsplätzen befindet.

Neben der Hilfe für die Ukraine nützt dies auch der eigenen Kriegsvorbereitung (si vis pacem para bellum), denn sobald die Russen weiter antreten, werden neben den Ukrainern auch noch die anderen Osteuropäer — zumindest „die besseren“ — weiter nach Westen wandern und damit nicht nur unser eigenes Bestehen gefährden, sondern auch eine eigene Verteidigung unmöglich machen. Ganz praktisch für die Russen, die dann sehr einfach durch fast menschenleere Gebiete vorstoßen können und erst an der Oder auf nennenswerten Widerstand stoßen. Wie in einer solchen Gemengelage NATO-Truppen dann noch operieren wollen, sei einmal dahingestellt.

Deswegen müssen wir schon jetzt — und dies viel zu spät! — weitere Maßnahmen ergreifen! Die Bundeswehr benötigt die kommenden zehn Jahre mindestens 3 % des Bruttoinlandsproduktes und weitere nationale Maßnahmen sind dringend von Nöten. Die Wehrpflicht muss auf alle Deutsche ausgedehnt werden! Die Wehrerfassung muss für alle in Deutschland lebenden Personen erfolgen.

Die Bundeswehr muss neu aufgestellt und dabei sämtliche ideologischen Zöpfe abgeschnitten werden. Die Soldaten müssen besser bezahlt (eigene Besoldungsgruppe!) und militärische Mindeststandards ausnahmslos durchgesetzt werden. Auch muss der Zugang für qualifizierte Ausländer ermöglicht werden, die nach zwei Einsätzen die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Die Bundeswehr muss funktionierende Waffen und vor allem auch Kampfroboter und -drohnen erhalten und so weiter und sofort.

Wir müssen in Deutschland eine Rüstungsindustrie schaffen, die im NATO-Rahmen funktioniert und dort auch eingebettet ist – der Kauf von ein paar F35 Kampfjets kann nur ein erster Anfang sein, sozusagen ein Tropfen Wasser auf einen heißen Stein.

Wir müssen auch unsere Polizeien ertüchtigen, sodass diese zumindest mit minderjährigen Rabauken und Familien-Clans selbstständig fertig werden und zudem nicht militärische Sicherungsdienste in Deutschland mit übernehmen können.

Die Bundespolizei muss vergrößert und werden und ihren Kombattantenstatus zurückerhalten; sie muss künftig bundesweit Flüchtlingsströme und Militäroperationen absichern und zudem bei Bedarf Auffangstellungen besetzen können.

Wenn uns dies alles in den kommenden 10 Jahren gelingt, dann haben wir erneut einen nun bereits etwas wärmeren Krieg gewonnen und die Russische Föderation muss kapitulieren, da sie ein nunmehr starkes, einiges und in der NATO eingebundenes Europa nicht bezwingen werden kann. Ich wette darauf, dass die russischen Militärs ohne Unterstützung Chinas und Indiens dann auch nicht weiter gegen Europa antreten werden und damit das russische System tatsächlich implodieren wird.

Und wenn sie dann doch weiter antreten, werden wir mithilfe der US-Amerikaner Europa auf alle Fälle retten können.

Wenn wir aber auch die kommenden 10 Jahre verschlafen, dann werden wir uns alle bestenfalls in einer DDR 2.0 wiederfinden — zumindest die „besseren“ von uns. Die „Allerbesten“ leben dann in den USA oder Australien. Und die „dummen“ unter uns wurden irgendwo verscharrt.

Aber egal wie es auch ausgehen mag, unser Sozialsystem-Wunderland können wir uns so langsam aber sicher abschminken.


Lesenswerter Beitrag von David Petraeus und Frederick W. Kagan in der Washington Post (24.8.2023): „Ukraine’s counteroffensive might yet surprise critics“. Auch wenn beide die ukrainischen Erfolge positiver sehen als ich, ändert das nichts an meiner weiteren Analyse.

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  • Nur so zum Nachdenken: Der ganze Krieg hat bis Anfang August 2023 wohl ca. 450.000 Ukrainer und rund 560.000 Russen das Leben gekostet (Zahlen aus USA / NBC) – in Summe also rund 1 Mio. Menschen – 1 Mio. Familien, die sinnloses Leid ertragen müssen.
    Und egal wer da „Recht hat“ – erst mal muss ein Waffenstillstand her, um dieses sinnlose Sterben zu beenden. Davon ist aber gerade von den Europäern leider nix zu hören und zu sehen und so geht das Sterben weiter. Und wozu? Wer profitiert in $$$ oder €€€ von diesem Konflikt?
    Die Ukraine ist politisch keinen Deut anders als Russland und den Menschen aus der Ukraine mit denen ich gesprochen habe, ist es letztlich egal, ob Sie zu Russland oder zur Ukraine gehören – sie wollen einfach nur nicht als Kanonenfutter enden.

    • Diese Angaben dürften sich auf Verwundete und Gefallene beziehen, wobei anzumerken ist, dass es sich dabei um sehr grobe Schätzungen handelt. Im Falle, dass das Verhältnis der Verluste stimmen würde, wäre dies kein gutes Zeichen für den Verteidigungskampf der Ukrainer.

      Dass in einem Krieg gerade die normalen Menschen, wie Sie und ich, unsägliches Leid erfahren müssen, ist unbestritten. Auch dass es immer wieder Menschen gibt, die von einem Krieg profitieren.

      Das mit dem Waffenstillstand ist eine sehr trügerische Angelegenheit, denn das offizielle Kriegsziel der Russische Föderation ist die Vernichtung der Ukraine und dies nicht nur als Staat! Die Russische Föderation wäre sicherlich nur zu einem Waffenstillstand bereit, wenn sie dadurch ihre Niederlage verhindern könnte — und dies ist nicht nur für die Ukraine sehr gefährlich.

      Die Ukraine ist eine junge Demokratie, die bisher ganz gut funktioniert — hierbei möchte ich u. a. auf die jüngsten Ermittlungen gegen Kriegsgewinnler hinweisen (s. o.). Die Russische Föderation ist eine Diktatur der übelsten Sorte. Deswegen muss ich mich fragen, wie Sie zu dieser Gleichsetzung beider Staaten kommen?

      Ich weiß zudem nicht mit welchen Ukrainern Sie gesprochen haben. Sollten diese das tatsächlich so gesagt haben, dann sind diese Menschen eine Schande für ihr Land!

      Ich habe 1997 mit Ukraineren zusammengearbeitet und muss davon ausgehen, dass die meisten davon inzwischen für ihr Land gefallen sind. Auch habe ich in den letzten beiden Jahren mit vielen weiteren Ukrainern gesprochen. Kein einziger davon möchte als Kanonenfutter enden, aber alle sind bereit, für ihr Land und ihre Familien zu kämpfen — jeder dabei so wie er es vermag.

      Und bis dieser unsägliche Krieg zu Ende ist, werden sicherlich noch einige dieser Menschen für ihr Land gefallen sein, zumindest aber doch so einige Familienmitglieder betrauern müssen.

      Das ist mehr als tragisch, aber eine Forderung für einen vermeintlichen Waffenstillstand, was der Russischen Föderation übrigens derzeit ihr Kriegsziel sichert, ist politisch sehr fragwürdig und ein deutliches Zeichen für die Unterstützung der russischen Diktatur.

      • Die Leute aus der Ukraine mit denen ich gesprochen habe waren Menschen aus Odessa und aus der Gegend von Mariopol. Und die waren allesamt nicht erpicht, für irgendwelche Oligarchen – egal woher – den Kopf hin zu halten. (Gespräche waren im Mai 2023)
        Die Ukraine kann diesen Konflikt nicht militärisch gewinnen – denn dazu fehlen demnächst die Soldaten, weil alle wehrfähigen Söhne der Ukraine tot sind.
        Und nur weil man das Töten zuerst mal beenden will, ist man ein Unterstützer der russischen Seite? In meinen Augen ein merkwürdiges Menschen- und Weltbild. Denn ohne politischen Kompromiss wird es am Ende nicht gehen, die Ukraine und Russland sind nun mal Nachbarn. Egal wie lange das Gemetzel noch anhält.

        • „Für irgendwelche Oligarchen“ — damit verunglimpfen Sie mit Absicht oder auch nicht die Ukraine. Zudem halten die Ukrainer nicht für andere „den Kopf hin“, sondern sie verteidigen sich als Volk gegen einen menschenfeindlichen Aggressor.

          Dass die Ukraine diesen Krieg nicht alleine gewinnen kann — übrigens, wir könnten dies auch nicht! — ist unbestritten. Mit Hilfe anderer Demokratien kann sie diesen Krieg aber durchaus gewinnen, der tatsächlich ein Krieg gegen die Demokratien an sich ist, also auch gegen uns.

          „Nur weil man …“ ist in meinen Augen ebenfalls ein merkwürdiges Menschen- und Weltbild. Zumindest hierbei gehen unsere Vorstellungen sehr weit auseinander. Wenn Sie das Töten tatsächlich beenden wollten, müssten Sie doch dafür werben, dass die Russische Föderation sofort alle Kampfhandlungen und den Völkermord gegen die Ukraine einstellt und die russischen Streitkräfte schnellstmöglich das Land verlassen — das tun Sie aber nicht!

          Auf Ihren Vorschlag für einen politischen Kompromiss bin ich allerdings schon ein wenig gespannt.

          • Das „irgendwelche Oligarchen“ war die sinngemäße Wiedergabe der Aussage der Ukrainer mit denen ich sprach. Den Begriff kann man auch durch “die Mächtigen” ersetzen.
            Die Ukraine ist bei weitem nicht so homogen wie sich das manche Menschen hier im Westen vorstellen. Gerade die Menschen in der Ostukraine sprechen praktisch nur russisch und fühlen auch so. Sie empfinden sich seit dem offiziellen Verbot der russischen Sprache in Schulen und Ämtern, auf Schildern usw. als Menschen zweiter Klasse. Das ist übrigens einer der zentralen Gründe warum da 2014 der Bürgerkrieg ausgebrochen ist und der dann von allen Seiten fleißig weiter eskaliert wurde, um jeweils eigene Ziele durchzusetzen.

            Angesichts der Tatsache dass die „Ukraine has 450.000 fallen soldiers“ (Aussage des amerikanischen Generals auf NBC) sehe ich einen „Siegfrieden“ für die Ukraine als unerreichbar – auch mit massiver westlicher Unterstützung.
            Wenn man Ihrer Logik folgt und unbedingt ein Sieg der Ukraine gewollt ist, dann bedeutet dies früher oder später zwingend die Unterstützung der Ukraine durch den Einsatz von fremden (NATO?) Soldaten – den irgendwer muss in den Flugzeugen und Panzern ja drin sitzen. Und damit wäre der Schlamassel perfekt. Dann haben wir möglicherweise ganz schnell einen großen europäischen Konflikt und dass wäre für uns Europäer sehr bitter.

            Interessante Gedanken dazu finden Sie übrigens in diesem sehenswerten YouTube Video von Herrn Lüning: https://youtu.be/hf-qToJSqyQ?si=3ShcwxbnNsk2cDrr

            Sie fragen nach dem politischen Kompromiss und wie dieser aussehen kann?
            Nun, das werden irgendwann die Amerikaner und die Russen unter sich ausmachen. Vielleicht vermitteln die Chinesen (weil die das Getreide aus der Ukraine und Rußland brauchen). Weder die EU noch die Ukrainer selbst werden da IMHO groß etwas zu melden haben. Wir sind nur die Spielfiguren auf dem Brett der Weltpolitik.

          • Das mit den „Mächtigen“, die irgendwie die russischsprachige Minderheit unterdrücken, erinnert mich nicht nur an die russische Propaganda zur Vorbereitung des Angriffskrieges auf die Ukraine, sondern auch immer mehr an das Gejammer viel zu vieler Deutscher mit (sowjet)russischen Wurzeln, die selbst nach Jahrzehnten kaum die deutsche Sprache — ihre angebliche Muttersprache — nutzen, Demokratie nicht richtig verstehen oder gar ganz ablehnen, alles hassen, was aus Amerika kommt oder die westlichen Werte verkörpert und damit immer noch nicht in unserem Land angekommen sind. — Übrigens, 2014 ist in der Ukraine kein Bürgerkrieg ausgebrochen, sondern russische Truppen haben die Ukraine überfallen und damit angefangen, Menschen völlig sinnlos zu foltern, zu vergewaltigen und zu morden.

            Nicht nur die Osteuropäer fürchten völlig zurecht, dass auch in ihren Ländern demnächst „unterdrückte Russen einen Bürgerkrieg beginnen“, sondern auch wir hier in Deutschland müssen sehr vorsichtig sein, dass nicht noch mehr Menschen mit russischer Zuzugsgeschichte einfach nur so Migranten auf der Straße abstechen (Heilbronn) oder kleine ukrainische Buben von Brücken werfen (Einbeck) — was man halt so macht, wenn man als Sowjet nicht so richtig wertgeschätzt wird.

            Ich gebe Ihnen darin recht, dass ein Sieg der Ukraine nicht nur von allen Demokraten gewollt, sondern eine unbedingte Notwendigkeit ist. Wer immer noch auf einen Sieg der Russischen Föderation hofft oder diese gar in ihren Untaten unterstützt, der hat hier bei uns nichts zu suchen — schlimmer noch er ist eine große Gefahr für unser Land!

            Und nein, Demokraten sind keine Spielfiguren auf irgendeinem Spielbrett! Das wollen uns Antidemokraten nur immer wieder weismachen. Das passt wieder ganz gut zu dem Begriff „die Mächtigen da oben“.