17.12.02022

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Beitragsfoto: Wintermorgen | © Shutterstock

Zeitungslektüre

Die heutige Lektüre der Heilbronner Stimme lässt mich wieder einmal nur fragend zurück. Ob Neckarschleusen oder Straßenstrich, egal bei was, gegenüber rationalen Argumenten scheinen sehr viele unserer Gemeinderäte schon lange nicht mehr aufgeschlossen. Und so können wir froh darüber sein, dass Stuttgart flussaufwärts liegt, denn damit werden Neckarschleusen weiterhin benötigt. Wahrscheinlich aber werden, wie von mir bereits zuvor vermutet, künftig sämtliche Schiffe winkend an Heilbronn vorbeifahren. Übrigens, wie es uns stets gut informierte Heilbronner Volksvertreter wissen lassen, gibt es dann extra für Heilbronn Spezialschiffe.

Dass bei uns Industrie, Handel oder wie ganz aktuell selbst die Hotellerie immer weniger werden, stört unsere Entscheidungsträger dabei nicht, denn deren Einkünfte sind weiterhin gesichert — und notfalls gibt’s für sie das berühmte Hasenmahl, die Heilbronner Armenspeisung.

Böse Zungen unken dabei bereits von Vorgängen wie bei der 237. Bundesinnenministerkonferenz, welche inzwischen — zumindest inoffiziell — sehr gerne in Heilbronn abgehalten werden

Gespräche

Wenn es die guten Gespräche nicht gäbe, die geplant und damit erwartet aber auch ganz plötzlich und unerwartet zustandekommen, dann wäre die winterliche Zeit wohl nur halb so schön. Und so konnte ich gestern nach meinem Vorlesen an der Dammgrundschule noch einen kurzen Abstecher zur Hochschule am Europaplatz einlegen, der es mir ermöglichte, während eines Espressos noch ein wenig mit Detlef Stern zu plaudern. Dann musste er sich aber wieder um seine Studenten kümmern und ich ging weiter zur Hausaufgabenbetreuung bei meseno. Das Interessante dabei ist, dass wir zurzeit Schüler, angefangen von der Grundschule bis hin zur Hochschule, betreuen und uns dabei immer mehr Gedanken über den aktuellen Bildungsstand sämtlicher von uns „beobachteter“ Schüler machen.

Für mich sind es dabei die, von Anfang an völlig falsch gesetzten, Abholpunkte, welche es heutzutage wohl wirklich jedem ermöglichen, eine höhere Bildung „zu erreichen“. Die künftigen Arbeitgeber müssen sich dann mit diesen sehr anspruchsvollen und vor allem sehr empfindsamen Mitarbeitern weiter auseinandersetzen.

Das größte Mysterium für mich ist es dabei aber, dass gerade jene, die selbst nicht einmal einen Bachelor-Abschluss an der Heilbronner Hochschule schaffen — also weder als Geselle noch als Kopfarbeiter zu gebrauchen sind — dennoch gerade bei uns höchst erfolgreich durchstarten. Und so müssen wir wohl allesamt annehmen, dass wir hier in Heilbronn die heimliche Kaderschmiede für die deutschen Musks, Gates und Bezos sind.

Im Winter

Im Winter 

Als meine Freunde,
Die Bäume, noch blühten,
Rosen und Feuer-
Lilien glühten,

Waren die Menschen
All mir bekannt,
War mir die Erde
Lieb und verwandt.

Jetzt, wo die Freunde,
Die Bäume, gestorben,
Jetzt, wo die Lieben,
Die Blumen, verdorben,

Stehen die Menschen
Kalt auf dem Schnee,
Und was sie treiben,
Macht mir nur weh.

Justinus Kerner

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Seitenaufrufe: 5 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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  • Auf viele Erkältungen ist Verlass. Pünktlich zum Wochenbeginn klang meine etwas
    ab. Also viel weniger Schniefdelirium.
    Den Montag hatte ich mir sicherheitshalber relativ frei gehalten. So konnte ich
    das Release Zettelstore 0.9.0 veröffentlichen. Und
    natürlich war ich als braver Beamter nicht untätig und habe, wie von mir
    verlangt, die allgegenwärtige Bürokratie bedient.
    Dienstag mal wieder „Einführung in das Projektmanagement“. Von
    potentiell 60 Studierenden waren gerade mal 15 anwesend. Kaum jemand hatte
    Fragen, die meisten wollten angeblich mit ihren Gruppen gemeinsam an den Themen
    des Projektmanagements beim Agilen Studieren
    arbeiten. Ein klarer Fall, dass da etwas nicht stimmen kann. Auf meine
    Rückfrage hin, wurden meine Befürchtungen verneint. Gut, sind ja alles
    erwachsene Menschen. Angeblich, aber auf jeden Fall aus juristischer Sicht.
    Tatsächlich bestätigten sich meine Befürchtungen am Freitag, als ich die
    Lösungsvorschläge der Gruppen bewertete. Die Erfolgsquote der Gruppen lag bei
    durchschnittlich 45%, mit einem Maximum von 56%. Das bisherige Maximum der
    Erfolgsquote liegt bei 83%. Die meisten Gruppen bearbeiteten die Themen viel zu
    wenig angemessen. Und dazu wurde von den anderen Gruppenmitgliedern diese
    Bearbeitung zu unkritisch zugestimmt. Vorhandene Fähigkeiten, wie das halbwegs
    vernünftige Erstellen eines Projektstrukturplans, scheinen verschwunden.
    Mir ist nicht klar, woran das liegt. Vielleicht an der allerorts angeblich
    steigenden Weihnachtsseligkeit, unabhängig von Religion und Glauben? Oder an
    den paar Bonuspunkten, die in den Themen versteckt sind? An dem
    Cybercybervorfall an der Hochschule? Letzterer wäre auf jeden Fall eine bequeme
    Ausrede, denn das eigene Denken sollte durch ungenügenden Internetzugang nicht
    zu sehr beeinträchtigt sein. Andernfalls hätten viele ganz andere Probleme.
    Nun ja.
    Am Freitag unterhielt ich mich noch mit Heinrich Kümmerle. Wie er in seinem
    Post von heute gut festhielt, scheinen
    nicht nur Hochschüler Probleme mit ihrer Bildung zu haben, allen schwarzen
    Bildungsanstrengungen zum Trotz. Vielleicht ist Einwanderung eine Lösung, um
    die Stellen besetzen zu können, für die eine gewisse Qualifikation nötig ist.
    Die anderen erledigen die Aufgaben, die früher den Einwanderern zugewiesen
    wurde, sofern diese Aufgaben nicht bald wegautomatisiert werden. Aber ich
    bleibe optimistischer als Heinrich. Natürlich klönten wir nicht nur darüber.
    Auch über aktuelle Sprachmodelle, die manche für intelligent halten. Oder über
    „bemerkenswerte“ Geräte, wie einen eWriter.
    Aber dann mussten wir weiter. Er zu einer Krisensitzung. Ich zu einer
    Online-Gremiensitzung. Kaum etwas ist schlimmer. Im Vergleich dazu war sogar
    die Fakultätsratssitzung am Mittwoch vergnügungssteuerpflichtig. Auch nach zig
    Jahren scheinen viele Kolleg:inn:en noch nicht die Besonderheiten solcher
    Online-Sitzungen zu kennen. Aber wie bei allen Sitzungen, auch in physischer
    Präsenz, scheint es immer welche zu geben, die ihre gefühlte Wichtigkeit meinen
    betonen zu müssen. Zum Glück kann man auch mal auf stumm stellen.
    Mittwoch. Fakultätsratssitzung. Entgegen der Agenda verlief diese fast straff
    organisiert, was ich nicht schlecht finde. Hätte man pünktlich begonnen, hätte
    man sogar den geplanten Endzeitpunkt eingehalten. Erkenntnisse? Einige. Fallen
    aber meist unter das Dienstgeheimnis. Bis auf: Geschichte wiederholt sich mal
    im kleinen. Ursprünglich geplant war der Zusammenschluss zweier größerer
    Einheiten zu einer neuen Einheit. Tatsächlich wird das ein Assimilieren mancher
    kleiner Einheiten in die größere Einheit.
    Mittwoch. Zettelkastenrunde. Diesmal mit etwas weniger Beteiligung. Manche
    sagten ab, manche nicht. Ist ja informell. So waren wir zu fünft. Diskutierten
    über einen möglichen Podcast und eine Art Mailingliste. Den Rest der Zeit
    nutzten wir, um über unsere Verzettelungsbedürfnisse und -lösungen zu
    berichten. Mir gefällt an der Zettelkastenrunde auch, dass wir den großen
    Spagat aushalten: Anfänger mit ein paar Zettelchen, bis hin zu
    Langzeitverzettlern mit einer Zettelanzahl im fünfstelligen Bereich. Am 4.1.23
    ist von 18-19 Uhr die nächste Runde. Alle müssen Hausaufgaben machen.
    Donnerstag. Projektstudie, 4. Semester. Wenig Fragen, die meisten fahren auf
    Sicht. Ähnliches Gefühl wie beim Fach Projektmanagement. Nur das Feedback kam
    nicht diese Woche. Was wohl nächste Woche präsentiert wird?
    Donnerstag. Kolloquium. Alles Vorstellungspräsentationen, geplante
    Abschlussarbeiten. Wer dort auch immer präsentierte, vergaß einen wichtigen
    Schritt beim wissenschaftlichen Arbeiten: Validation der Ergebnisse. Immerhin
    waren die Problemstellungen vernünftig und meist nachvollziehbar präsentiert.
    Unabhängig von diesen Präsentationen frage ich mich, weshalb so viel auf
    Formalien geachtet wird und so wenig auf den Inhalt. Klar, ein Plagiat oder
    ungenaues Zitieren ist ein formaler Aspekt, der auch zu Abzügen in der Note
    führt. Bevor man etwas abziehen kann, muss etwas vorhanden sein, der Inhalt.
    Wie in vielen Bereichen beschleicht mich der Verdacht, dass viel zu viele nur
    in der Lage sind, Formulare auszufüllen, vorgefertigte Schablonen für das
    eigene Denken. Ist kein spezifisches Problem der Studierenden im Studiengang,
    ist viel allgemeiner. Was es nicht besser macht.
    Dienstag. Seminar. Hier zeigt es sich, dass es besser gehen kann. Einige
    präsentieren ihre Inhalte. Andere geben Rückmeldungen, Feedback, Tipps. Und für
    das Formale treffen sich alle separat, damit das nicht jeder einzeln machen
    muss. Ja, genau so! Lieblingsveranstaltung.
    Und sonst?
    Etwas Schnee hat sich nach Heilbronn verirrt. Mit dem Pedelec klappt das recht
    gut, wenn man sich angemessen anzieht. Am ersten Tag waren die Handschuhe dünn,
    die Finger kalt. Unsereiner lernt.
    Ob die Stadt Heilbronn lernen kann? Offenbar wurde noch nicht an alle
    Abteilungen kommuniziert, dass die Kranenstraße zwar ein Fahrradweg ist (was
    manche Fußgänger nicht wissen / wollen), man aber diese Nicht-Auto-Straße
    trotzdem besser räumen sollte. Dank der Kombination von leichtem Tauwetter mit
    anschließendem Frost befahre ich diesen Weg sicherheitshalber nicht. Oder
    wartet die Stadt Heilbronn, dass der schwarze Teil aktiv wird?
    Dieser schwarze Teil kann es auch nicht unbedingt besser. Am
    Bildungsdisneyländcampus gut zu beobachten. Wenn Flächen mit glatten
    Steinplatten zugepflastert werden, dann wird es bei Schnee und Eis, hmm,
    interessant. Anscheinend soll der Campus absichtlicherweise immer aufwändig
    gepflegt werden. Bauarbeiten sind immer noch nicht abgeschlossen. Ständig muss
    geputzt, gebohrt, gewienert werden. In Absprache mit wem auch immer (ein Schelm
    weiß mit wem), um manuellen Aufwand zu generieren? Als Auffangnetz für
    diejenigen mit Bildungsproblemen, siehe oben?
    Bei Kälte bringt es noch weniger Spaß, mehrere Phasen an einer für Fußgänger
    und Radfahrer roten Ampel zu stehen, während kaum Autos die Straße benutzen.
    Und wieso muss man am Europaplatz explizit per Schalter auf der Fußgängerseite
    Grün anfordern? Damit man das an der zweiten Ampel wieder machen muss? Jenseits
    aller Gerüchten oder gar Auszeichnungen: Heilbronn ist fest in Hand der
    Autofahrerlobby. Und ja auch ich fahre manchmal Auto.
    Dabei sollte doch in Bezug auf Europa für die Menschen alles auf Grün stehen,
    nicht für mobile Maschinen.