Beitragsfoto: meseno-Kinderhaus
Inhaltsverzeichnis
Weihnachten
Für den einen ist Weihnachten dieses Jahr früher als geplant oder beabsichtigt und für den anderen findet solch ein Ereignis überhaupt nicht statt. Zumindest für viele Geschäftsleute könnte Weihnachten das gesamte Jahr über andauern und so mancher Mensch wartet noch immer darauf, dass einmal Ostern und Weihnachten zusammenfallen. Bestimmt denken die einen oder anderen Gewerkschaften bereits darüber nach, dass man als Arbeitnehmer durchaus vor Weihnachten in den Urlaub gehen könnte und nach Ostern so langsam wieder zur Arbeitsstelle zurückkehrt — schließlich ist eine gute Work-Life-Balance essenziell und mit solchen Forderungen kann man seine eigene Klientel gut bei Laune halten. Die Arbeit machen schließlich immer andere — und in Zeiten von KI erledigt sich alles wie von selbst, auch Seminararbeiten werden inzwischen gerne von z. B. ChatGPT nicht nur geschrieben, sondern bereits auch korrigiert.
Letzten Freitag wurde ich zur meseno-Weihnachtsfeier eingeladen und bekam dabei deren Einrichtungen auch einmal abends zu Gesicht. Als wir später noch mit ein paar Mitarbeitern gemütlich beisammensaßen, war es mir fast weihnachtlich zumute.
Dabei wissen wir doch alle spätestens seit Ebenezer Scrooge, dass Weihnachten eine Lebenseinstellung und keine Feier ist — zumindest dies aber so sein sollte.
Augenarzt
In Syrien läuft es gerade für den einen oder anderen Despoten nicht so ganz rund. Der von Totalitaristen so gemochte Schlächter und Massenmörder Baschar al-Assad dürfte im Nahen Osten Geschichte sein. Der syrische Ministerpräsident Mohamed al-Dschalali spricht davon, einen geordneten Übergang zu ermöglichen — wohl vom Regen in die Traufe.
Noch sind die Türken und Iraner vor Ort und werden sich ihren Einfluss auch nicht mehr nehmen lassen. Zumindest aber die Russen scheinen sich vorübergehend aus Syrien zu verabschieden, denn in der Ukraine lässt es sich derzeit etwas einfacher morden und vergewaltigen.
Die Frage des Tages ist aber der Verbleib von Baschar al-Assad, wohl eher seinem geraubten Milliardenvermögen. Mich würde es nicht wundern, wenn es in München oder gar am Tegernsee bald einen Augenarzt mehr gibt.
Mancher Idealist glaubt aber eher daran, dass man nun den Verbleib von gut 100 000 Syrern klären könnte, die alleine während der Herrschaft von Baschar al-Assad einfach so verschwunden sind. Aber solch arme Menschen sucht man z. B. in Südamerika noch heute vergebens.
Mein Fazit daraus: wenn man schon verschwindet, dann besser zusammen mit einem so richtig dicken Bankkonto — zumindest kann man sich dann bei Bedarf auch einen Zahn- oder gar Augenarzt leisten.
Wicked Little Letters
Wer kennt Sie nicht diese kleinen E-Mail, die zu Hunderten auf einen einströmen und meist nur so von Obszönitäten strotzen — wir nennen dies heute nicht mehr kleine schmutzige Briefe, sondern einfach nur noch Werbung, genauer gesagt SPAM.
Im Gegensatz von noch vor gut 100 Jahren ist dieses Thema keine Debatte in den Parlamenten mehr wert, sondern es gehört zum ganz normalen Alltag, zur Geschäftspraxis erfolgreicher Unternehmen, die sicherlich auch noch die Kosten für ihre Beleidigungen und Belästigungen von der Steuer absetzen können, für den Fall, dass sie überhaupt welche bezahlen.
Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war dies im Vereinigten Königreich noch ein Thema und beschäftigte nicht nur die Presse, sondern wie gesagt auch noch die damaligen Volksvertreter. Was Thea Sharrock nun zu einem kleinen, aber feinen Kinofilm mit obigem Titel ummünzte und das Ganze zudem noch mit dem Thema der Emanzipation verband. Passend dazu, dass 1920, in der Zeit, wo der Film spielt, die Suffragetten die Männerwelt ebenfalls etwas aufwirbelten.
Damit dreht sich der Film „Wicked Little Letters“ aus dem Jahr 2023 genau um diese beiden Themen, die noch heute die Welt beschäftigen. Thea Sharrock schafft es dabei aber und dies im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen, sich diesem Thema viel tiefgründiger zu nähern, als es unseren eigenen Frauenrechtsvertreterinnen überhaupt möglich wäre — manchmal hülfe es, das Ganze einfach auch mit einem Quäntchen Humor zu betrachten.
Im kleinen Küstenort Littlehampton erhalten die Einwohner die titelgebenden obszönen Briefe und fangen an, nach dem Absender zu forschen. Schnell fällt der Verdacht auf eine Außenseiterin, welche zudem nicht den damaligen Moralvorstellungen entsprochen haben dürfte. Jessie Buckley brilliert in ihrer Rolle als Rose Gooding und zieht auch noch an der richtigen Stelle blank, was übrigens einmal ihren Geschlechtsgenossinnen zu denken geben sollte, die weiterhin der Männerwelt lieber ihre chirurgisch aufgewerteten Körperteile entgegenstrecken.
Den Gegenpart übernimmt Olivia Colman als Edith Swan und es fällt mir schwer, eine von beiden Darstellerinnen als die bessere zu benennen. Aber auch die restlichen Schauspielerinnen sind eine gute Wahl und komplettieren das Ensemble hervorragend; jede von ihnen hätte eine Erwähnung verdient.
Im Gegenzug degradieren sie und dies sicherlich von Thea Sharrock auch so gewollt, ihre männlichen Gegenparts allesamt zu reinen Statisten. Mit einer einzigen Ausnahme, Timothy Spall gibt als Edward Swan einen zum Plot unbedingt notwendigen Bösewicht; er verkörpert dabei die altbackene Männerwelt ganz hervorragend und hält uns Männern — zumindest noch sehr vielen aus meiner Generation, die eigentlich Edward Swans Urenkel sein dürften — den Spiegel vor.
Thea Sharrock hat mit ihrem dritten Kinofilm gezeigt, dass sie nicht nur eine vielversprechende Regisseurin ist, sondern schon jetzt mit zu den besten gehört.
Meine Empfehlung ist eindeutig, man muss diesen Film gesehen haben.
One thought on “8.12.02024”
Spannende Fakten. Ich hätte jetzt nur an singende Wikinger gedacht.