Beitragsfoto: The Met live
Aktuell sind im Familienkreise eher die Beerdigungen angesagt. Kommenden Monat gibt es wieder einmal eine Hochzeit und so traf es sich ganz gut, dass die Metropolitan Opera auch mal wieder den Figaro gibt.
Bei meinem letzten Figarobesuch in Stuttgart hatte ich schon darüber berichtet, was ich grundsätzlich von dieser Oper halte. Und da die Stuttgarter Aufführung damals hoffen ließ, dass man auch noch aus verstaubten Opern künftig etwas machen kann, war ich schon etwas gespannt darauf, was die Met aus dieser Oper machen wird.
Ohne Frage, die New Yorker spielen in der ersten Liga, was Opern angeht und mit „The Met: Live in HD“ haben sie ein Format entwickelt, das weltweit einzigartig ist. Zudem erspart es Menschen, die in Städten ohne eigenes Opernhaus leben, den Weg in die etwas größeren Städte. Auch dürften viele Kinos, die dieses Format bedienen, viel bequemer als die meisten Opern sein. Mit gut 2 Milliarden Euro Steuergelder sollten die Stuttgarter künftig zumindest bei der Bequemlichkeit die Kinos hinter sich lassen müssen.
Und die Moderatoren von „The Met: Live in HD“ weisen jedes Mal pflichtbewusst darauf hin, dass man auch in die Oper um die Ecke und wenn möglich in die Metropolitan Opera gehen sollte.
Meine bessere Hälfte und ich fanden erneut gute Plätze im Arthaus Kino Heilbronn, bekamen zuvor noch ein Gläschen Sekt und freuten uns auf einen entspannten Abend — größere Überraschungen ausgeschlossen. Ich denke jedes Mal, wenn ich dort sitze, an meine Tante, weitere Verwandte und Freunde, die zeitgleich aber an den unterschiedlichsten Orten der kommenden Oper lauschen werden.
Dieses Mal saß gleich rechts neben mir eine etwas ältere Dame und wir kannten uns. Sie fragte mich, woher und ich antwortete, dass ich einer ihrer Schüler war. Sie erinnerte mich nun daran, dass das noch die Grundschule war — eine ganze Weile her.
Aber nun zu „Le nozze di Figaro“. Joana Mallwitz debutierte als Dirigentin an der Met, zuvor gab sie den Figaro bereits in Heidelberg.
Für das Bühnenbild und die Kostüme ist Rob Howell verantwortlich. Für mich beides immer noch zu altbacken, aber die Idee (Richard Eyre) mit der Drehbühne lobenswert und es erinnerte ganz passend an ein Karussell. Zudem machte es die Aufführung etwas kurzweiliger. Dennoch geht dieser Punkt eindeutig nach Stuttgart.
Joshua Hopkins gab den Grafen und Federica Lombardi die Gräfin. Letztere war für mich eindeutig die beste Stimme des Abends. Olga Kulchynska als Susanna und Michael Sumuel als Figaro folgten danach.
Sun-Ly Pierce überzeugte mich als Cherubino überhaupt nicht, sie war einfach eine Nummer zu kindisch.
Normaler Weise finden sich in Met-Aufführungen zuhauf Anspielungen; dieses Mal konnte ich keine einzige entdecken. Ganz nett die Idee des Einfrierens der beiden Fotosessions. Alles in allem aber zu wenig, um diese Met-Aufführung zu etwas Besonderen zu machen. Der Applaus zum Schluss entsprechend.
Apropos „Ius primae noctis“, die alternativen Fakten waren schon zu Mozarts Zeiten altbacken.