Osterspaziergang

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Beitragsfoto: Spaziergang Ostern 2016

Wenn man zu Ostern schon nicht in die Kirchen gehen darf, dann ist es, und dies vor allem bei diesem guten Wetter, zwingend, dass man sich, wenn auch nur alleine, mit seinem Partner oder vielleicht gar im Familienkreise, in der freien Natur wieder etwas Luft verschafft; und dies nicht nur zum Atmen!

Einen wunderbaren Einstieg zum heutigen Osterspaziergang hat das Theater Heilbronn ermöglicht, indem unten stehend Frank Lienert-Mondanelli sehr schön aus Johann Wolfgang von Goethes Faust 1 (1808) zitiert und zwar:
[Videoaufnahme nicht mehr verfügbar]

Vor dem Tor

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Johann wolfgang von Goethe

Am Ostersonntag, unternimmt Faust mit Wagner einen festtäglichen Frühlingsspaziergang und mischt sich dabei vor dem Tor unter das promenierende Volk. Übrigens, das Glockengeläut zum Ostersonntag hat verhindert, dass Faust sich gleich am Anfang das Leben nahm. Dadurch konnte Goethe an seinem Werk weiterarbeiten und vielen Mitmenschen genüssliche Stunden bereiten.

„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“

Johann Wolfgang von Goethe, Faust 1

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