Stadtbibliothek

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Beitragsfoto: © Shutterstock

Kaum hängen die Schilder „Universitätsstadt Heilbronn“ und schon beginnt die Diskussion, ob man die geplante und mit großen Worten angekündigte Umgestaltung der Heilbronner Stadtbibliothek eigentlich noch benötigt.

Man ist versucht zu glauben, dass es wohl vielen Verantwortlichen alleine um den Schein geht, und dabei Schilder sowie medienwirksame Ankündigungen das Maß aller Dinge sind.

Jüngst wurde noch eine Bibliothekskonzeption für den Zeitraum 2020 bis 2025 auf der Grundlage von Zukunftsworkshops mit Bürgern der Stadt und Mitarbeitern der Stadtbibliothek Heilbronn entwickelt. Dabei ist uns Heilbronnern zwar nicht der große Wurf gelungen, an den ich schon fast glaubte, als man sich erstmals Expertise von einer Musterbibliothek, nämlich von der New York Public Library — welche mich durch ihren ganzheitlichen Ansatz seit Jahren begeistert — holte, aber sicherlich ein großer Schritt in diese Richtung getätigt worden.

Das Leitbild der Stadtbibliothek ist dabei das folgende:

Die Stadtbibliothek Heilbronn versteht sich als Ort der Bildung, Inspiration und Information sowie der Vielfalt und Begegnung. Mit ihren Angeboten, Beratungsleistungen und Veranstaltungen adressiert sie alle Generationen sowie die Diversität der Stadtgesellschaft. Sie ermöglicht Teilhabe für alle Bürger. Als Bildungspartnerin für Schulen, Kindertages- sowie Aus- und Weiterbildungseinrichtungen begleitet sie Menschen in allen Lebensphasen. Sie ermöglicht aktives Lernen und fördert Lese-, Sprach-, Medien- und Informationskompetenz in der physischen und digitalen Welt. Eng vernetzt mit den kulturellen und sozialen Angeboten in der Stadt bietet sie Raum für kulturelle Erfahrung, Begegnung, Entspannung und Kommunikation.

Heilbronner Bibliothekskonzeption (Stand Oktober 2019)

Damit gibt die Stadtbibliothek allen Bürgern die Chance, sich den besagten „dritten Lebensraum“ anzueignen, welcher in der heutigen Zeit — und zukünftig noch viel mehr — für sehr viele von uns „lebensbestimmend“ werden wird.

Noch viel wichtiger aber und für unsere Bürgergesellschaft überlebensnotwendig ist, dass jenen Menschen und hier vor allem die jüngeren unter uns, welche in den viel zitierten prekären Lebenssituationen ausharren müssen oder noch schlimmer, aus völlig ignoranten Familienverhältnissen stammen, die Chance eröffnet wird, durch Bildung und das Kennenlernen funktionierender bürgerlicher Strukturen den „zweiten Lebensraum“ (Arbeitswelt) erfolgreich zu besiedeln und damit sich selber und später auch für ihre eigenen Nachkommen einen eigenen „ersten Lebensraum“ (ein passables Zuhause) zu schaffen.

Somit ist eine funktionierende und lebendige Stadtbibliothek nicht nur das eigentliche Aushängeschild einer jeden Stadt, sondern auch eine Notwendigkeit, um möglichst alle in der Stadt vorhandenen Potentiale zu finden und dabei zu helfen, dass diese dann auch ihre Chance ergreifen und letztendlich zu einem Gewinn für „ihre“ Stadt werden.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Mehrheit des derzeitigen Heilbronner Gemeinderats dies ähnlich sieht, und so mancher Stadtrat seine persönlichen Interessen, die oftmals südlich der Kaiserstraße liegen, zum Wohle der gesamten Stadt und uns Bürgern hintenanstellt.

Gerne erinnere ich unsere Gemeinderäte daran, dass eine gute Infrastruktur und Bildungsmöglichkeiten wesentlich für jede Stadt und deren Entwicklung sind. Und wenn Geld gespart werden muss, dann bitte dort, wo wir Bürger — zumindest die meisten von uns — selber nachsteuern können und deshalb städtische Subventionen nett aber nicht überlebensnotwendig sind: z.B. Kindergartenplätze ab 3 Jahren, kostenloser bis billiger öffentlicher Nahverkehr, Anschaffung von Kunstwerken und deren Instandhaltung, sowie die Ausrichtung von Festen und Feiern.

Auch könnte man durchaus darüber nachdenken, ob man nicht den Personalkörper der Stadtverwaltung regelmäßig auf Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit überprüft.

Ich bin mir sicher, dass unsere Gemeinderäte viel besser und weitere Einsparpotentiale im städtischen Haushalt finden können (z.B. Sitzungsgelder), ohne dass man unserer Jugend Bildungspotentiale und Chancen entziehen muss.


„The main difference is that nowadays all persons equally have those opportunities of higher education which in your day only an infinitesimal portion of the population enjoyed.“

Edward Bellamy, Looking Backward: 2000–1887 (1888)

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