7.8.02023

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Beitragsfoto: Einspringen vor dem Rathaus

Ladengeschäfte

Jüngst regen sich wieder doch so einige über unsere Ladengeschäfte in der Innenstadt auf und ganz besonders über die Vermieter an Billigfriseure, Ein-Euro-Läden und Junk-Food-Anbieter. Jeder benötigt wohl sein eigenes Feindbild.

Kaum einer fragt sich dabei, warum es immer mehr gerade solcher Läden in Heilbronn gibt und ganz folgerichtig immer weniger anscheinend „standesgemäße“ Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten. Ich sage einmal ganz platt, weil wir Heilbronner es genau so haben möchten!

Zum einen lassen wir unsere Innenstadt so richtig verkommen. Wir sparen sämtliche öffentliche Toiletten ein, so dass ich jüngst beim Spazieren ein paar junge Mädchen am Neckarufer beobachtete, die gar nicht anders konnten als einem Wildpinkler zuzugucken, der sich mit einem prächtigen Strahl in den Fluss erleichterte. Aber auch Damen kann man dabei beobachten, wie sie sich in Heilbronner Ecken still und heimlich erleichtern, was wohl nur allzu menschlich ist, wenn man sich etwas länger in unserer Stadt aufhält und dabei zudem öffentliche Parkhäuser oder bessere Gaststätten wie der Teufel das Weihwasser meidet.

Hinzu kommt noch, dass viel zu viele Heilbronner ihren Müll sehr gerne in der gesamten Stadt verstreuen oder einfach nur an Ort und Stelle fallen lassen. Von jenen Mitbürgern, die gerne die öffentlichen Mülleimer mit ihrem Hausmüll füllen ganz zu schweigen, was aber immer noch besser ist als diesen bei den Sammelstellen einfach so mit abzulegen.

Die Krönung aber ist, dass man unsere Fußgängerwege und -zonen zum Parkplatz oder gar zu Rallye-Strecken für Fahrzeuge aller Art umwidmet. Wer möchte in einem solchen Umfeld noch gepflegt einkaufen, flanieren, shoppen oder gar speisen?

Zum anderen machen wir es allen Laden- und Geschäfteinhabern selber sehr schwer. Hochwertige Produkte und Waren werden von sehr vielen Heilbronnern möglichst in anderen Städten — weil gerade hipp — gekauft oder einfach über den online-Handel bezogen. Dafür aber bevölkern viel zu viele Heilbronner die wenigen noch vorhandenen „guten“ Geschäfte nur noch, um sich bestens beraten zu lassen, die Waren vor Ort einmal auszuprobieren oder nur zu betatschen. Gekauft wird dann wieder woanders.

Das Fazit ist, dass sich immer weniger traditionelle und hochwertige Geschäfte und Läden in Heilbronn ansiedeln wollen oder dort überleben können. Deswegen und um die Räumlichkeiten nicht leer stehen zu lassen, sind die Eigentümer gezwungen, an jeden zu vermieten, der sich noch in Heilbronn ansiedeln möchte.

Ich bin überzeugt davon, dass die allermeisten Laden- und Geschäftshausbesitzer lieber an hochkarätige Restaurants, Kneipen oder Designer-Läden vermieten würden — nur die kommen schon lange nicht mehr in unsere Stadt.

Und deswegen bekommen wir Heilbronner genau das, was wir auch verdient haben! Wir könnten dies ganz einfach ändern, indem wir unsere Stadt wieder sauberer, ordentlicher und insgesamt attraktiver machen sowie selber wieder in den noch vorhandenen gut geführten Geschäften einkaufen. Notfalls bestellt der Ladeninhaber auch jene Waren, die es angeblich nur in München, Stuttgart oder Mailand gibt.

Rathenauplatz

Seit ich mich erinnern kann, hat der Rathenauplatz ganz prominent eine Uhr, die man sowohl als Autofahrer als auch als Fußgänger gut lesen kann. Seit ein paar Monaten, noch vor meinem diesjährigen Kalifornienaufenthalt, funktioniert diese Uhr nicht mehr. Die Zeiger stehen auf zwölf und das war es auch; damit zeigt die Uhr auf alle Fälle weiterhin zweimal am Tag die richtige Uhrzeit an.

Und dies reicht unserer Stadtverwaltung wohl völlig aus. Auf alle Fälle muss man schon wieder einmal feststellen, dass unsere Stadtverwaltung sehr gerne Dinge anschafft und diese dann einfach nur verkommen lässt. Auf jeden Fall funktioniert die Verkehrsleittafel gleich um die Ecke auch schon seit ein paar Wochen nicht mehr. Was allerdings in diesem Fall überhaupt niemanden stört, denn dieses Verkehrsleitsystem deluxe hat man einzig und alleine nur deswegen angeschafft, um unsere Steuergelder zum Fenster hinauszuwerfen und um ein paar Verwaltungsmitarbeiter ein wenig zu unterhalten — was diese sichtlich nicht zu schätzen wissen.

Übrigens, der Rathenauplatz war bis zu seiner verkehrstechnischen Erschließung gegen 1873 ein einstiger bronzezeitlicher und keltischer Friedhof. Dann entwickelte er sich zum Heilbronner „Anhalterbahnhof“ und bekam wohl dabei auch seine prominente Uhr. Diese wurde im Krieg zerstört, aber bereits 1948 wieder hergestellt und zeigte bis in die 1990er-Jahre hinein den Heilbronner Nachtschwärmern, wann es an der Zeit war, um den gerade aufziehenden Tag mit einem Besuch im Europäischen Hof zu begrüßen.

Das Heilbronner Vergnügungsviertel ist längst Geschichte, nun wohl auch die die Zeiten überdauernde Uhr am Platz. Um den Rathenauplatz herum sprießen jüngst die Altenheime aus dem Boden, und so schließt sich vielleicht demnächst der Kreis und der Ort wird wieder zu dem, was er einst einmal war.

Regenspringen

Das Hochsprung-Meeting, welches zuvor bereits von 1979 bis 2018 in Eberstadt stattgefunden hatte und zumindest in den Anfangsjahren mit Welt- und Europarekorden aufwarten konnte, fand nun erstmals direkt in Heilbronn und dann auch noch auf dem Marktplatz statt.

Trotz des schlechten Wetters nutzen meine bessere Hälfte und ich die Gelegenheit, um vor der Haustüre attraktiven Leistungssport zu erleben. Und wir wurden nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil, ich hätte nie daran gedacht, dass nur ein einziger Teilnehmer die zwei Meter zwanzig unter solchen Bedingungen überspringen würde. Und so konnten wir sogar ein paar erfolgreiche Sprünge über zwei Meter fünfundzwanzig und dann sogar noch zwei erfolgreiche Sprünge über zwei Meter achtundzwanzig miterleben. Und so ist es überhaupt nicht tragisch, dass beim ersten Springen in Heilbronn der Meeting-Rekord aus dem Jahr 2014 mit zwei Meter einundvierzig nicht eingestellt oder gar übertroffen wurde.

Die heutigen Höhen waren mehr als verdient und zeigten, wie leistungsstark und -bereit unsere Sportler auch heute noch sind. Noch besser fand ich es, dass die Hochspringer bei diesen widrigen Bedingungen keine übermäßigen Risiken eingegangen sind. Deshalb geht mein Lob an den diesjährigen Publikumsliebling Gianmarco Tamberi, der sich dafür entschuldigte und um Verständnis bat, dass er den Wettkampf für sich bereits nach dem ersten erfolgreichen Sprung über zwei Meter zehn beendete — diese Höhe müssen andere erst einmal erreichen.

Gewonnen hat übrigens Hamish Kerr, der als erster von zwei Teilnehmern die zwei Meter achtundzwanzig übersprungen hatte. Mein persönlicher Favorit war dennoch Wao Sang-hyeok, der den Regen mit Humor nahm und sich zudem dazu hinreißen lies, den Wettkampf bis zum dritten Fehlversuch über zwei Meter dreißig durchzustehen. Das Publikum, welches bis zuletzt im Regen ausharrte, nahm diese Springfreude mit Begeisterung an.


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Seitenaufrufe: 1 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen:

  • Das Geschäftsmodell „Ladengeschäft” ist einfach dauerhaft kaputt – da gibt es nix mehr zu retten. Die zu erwirtschaftenden Erträge der Läden, die durch Online-Handel, ausufernde Bürokratie, Miet- und Energiekostenexplosion, rasant steigenden Ladendiebstähle und vieles mehr seit Jahren unter massivem Druck stehen, sind einfach viel zu gering.
    Zudem ist es für den Kunden viel einfacher und attraktiver, online zu kaufen — bessere Auswahl, oftmals mehr Kompetenz, transparenterer Markt u. v. m.

    Da hilft alles nix, die pulsierenden Fußgängerzonen der 1990er-Jahre bekommen wir nicht mehr zurück, es sei denn, das Internet „verschwindet” wieder. Was aber eher unwahrscheinlich ist …

    • Ihre Punkte sind sicherlich zutreffend. Deswegen glaube ich, dass man das Ganze neu denken und umfassender aufstellen muss. Einfach mehr Einkaufsparadies und vielleicht sogar mit einer Überdachung der Fußgängerzone.

      Vor Kurzem konnte ich noch eine funktionierende Mall bewundern — sauber, ordentlich, sicher, freundliche und kompetente Verkäufer und dies zusammen mit sehr attraktiven Geschäften und wunderbaren Lokalen.

      Ich glaube, man könnte gerade unsere Fußgängerzone genau zu so einem Paradies umwandeln, welches dazu noch mit dem Charme einer alten Reichsstadt aufwarten kann — die Besucherströme wären uns sicher.