Beitragsfoto: Bérengére Le Boulair und Christiane Reiling
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Fenster
Beginnen wir einmal mit etwas Erfreulichem. Nach fast 20 Jahren wird die Fenstererneuerung bei der Grünewaldschule endlich fortgesetzt; dafür sind nun 1 Million Euro fällig. Noch im Sommer soll die gleich daneben liegende Neckartalschule abgerissen und deren Neubau dann mit der Grünewaldschule zu einem Campus zusammenwachsen. Das hört sich schon einmal ganz gut an. Hoffen wir nun darauf, dass danach beide Schulen zumindest den aktuellen Forderungen an Bildungseinrichtungen genügen werden — die Lehrer und Schüler hätten es verdient.
Inzwischen will man die Container an den Dammschulen als Ausweichquartier für die Neckartalschüler nutzen. Bleibt zu hoffen, dass der Gemeinderat danach den Mut und das Geld aufbringt, die Container entsorgt und an deren Stelle die Dammschulen zu einem zeitgemäßen Schulzentrum, einschließlich der notwendigen Sport- und Schwimmhallen ausbaut. Alte Gemäuer nur etwas aufzuhübschen reicht schon lange nicht mehr! Zumindest aber zieht es dann weniger, wobei wir schon längst hätten erkennen müssen, dass Zugluft das geringste Problem heutiger Bildungsbemühungen ist.
Konzertabend
Kaum wieder auf dem Dampfer, konnte ich gestern Abend einer Einladung der Amicale des Français de Heilbronn folgen und wurde sogleich mit einem deutsch-französischen Konzertabend über die Freundschaft belohnt. Dieser fand interessanter Weise in der Aula der Fritz-Ulrich-Schule statt, was mich nun schon wieder zum Wahlkampf führt, nämlich, dass man in Heilbronn einmal darüber nachdenken könnte, wie man bei uns Bildung und Kultur besser in Übereinklang bringt und nicht beständig nur darüber, wer an was etwas verdienen darf und wer nicht!
Der gestrige Konzertabend hatte das Motto „zusammen & auseinander“ und wurde von den beiden exzellenten Künstlerinnen Bérengére Le Boulair und Christiane Reiling bestritten. Erstere eine begnadete Violinistin und die andere eine ebensolche Cellistin. Sehr spannend wie die beiden Musikerinnen ihre eigenen Erfahrungen des deutsch-französischen Zusammenlebens musikalisch aufgearbeitet und verarbeitet haben und dabei ihre eigenen Biografien verschmolzen, nicht nur musikalisch.
Ihre Improvisationen der Musik deutscher wie auch französischer Komponisten ein Gedicht! Gesangs- und Tanzeinlagen sowie das Rezitieren von Texten und dies alles in einer gut gewählten Kulisse, machten den Abend zu einem ganzheitlichen Freundschaftserlebnis. Die guten Pausengespräche des Abends rundeten diesen zusätzlich ab.
Mein Lob geht and die beiden Musikerinnen, mein Dank an die Amicale des Français, die mir diesen wunderbaren Abend erst möglich gemacht hat. Was wieder einmal zeigt, wie stark das bürgerschaftliche Engagement in Heilbronn verwurzelt ist und bleibt, trotz der unsäglichen Versuche diese mehr als lobenswerten Bemühungen von uns Bürgern immer wieder im Keime zu ersticken!
Kant
Wohl dem aktuellen Wahlkampf geschuldet, gingen 300 Jahre Kant fast an mir vorbei. Was nun die Frage nach den wahren Schwerpunkten aufwirft, wobei wir schon wieder bei Kant wären. Kant begegnete mir nicht nur während meines Studiums, sondern auch im Laufe meiner militärischen Ausbildung und erneut als ich mich näher mit dem Föderalismus beschäftigte. Sein in den letzten beiden Kontexten wohl bekanntestes Werk „Zum Ewigen Frieden“ habe ich bereits vor vielen Jahren in eine etwas lesbarere Form gebracht. Auf alle Fälle aber sollte man seine erste Kritik, die an der reinen Vernunft zumindest einmal angelesen haben, was mich wieder zu meinem eigenen Studium führt.
Seit wenigen Tagen liegt nun die aktuelle Ausgabe von The Federalist Debate (immer noch in Folie eingeschweißt) neben meinem Rechner. Diese zitiert eigentlich schon immer Immanuel Kant mit den Worten: „The establishment of a perfect civil Cobsititution depends on the problem of governing the external relations among states through law.“ Und auch eine richtige Tageszeitung bemüht sich schon seit gestern mehr Verständnis für Kant zu erzeugen und erinnert gleich mit drei Artikeln an dessen 300sten Geburtstag: Wider die Selbstverkleinerung des Geistes (Jürgen Kaube, FAZ, 20.4.2024), Der Unendliche (FAZ, 20.4.2024) und Der Unendliche II (FAZ, 21.4.2024), wobei ich erst heute dazu kam, diese Beiträge zu lesen.
„Es braucht Mut, sich dieses Verstandes zu bedienen. Wer ihn aufbringt, wird reich belohnt.“
FAZ, 21.4.2024
Immanuel Kant wurde wie meine Großmutter mütterlicherseits auch, in Königsberg geboren, allerdings ein paar Jahre eher, nämlich am 22. April 1724. Noch heute ist uns sein Leitspruch Sapere aude geläufig (hic!) und man kann es nur jedem empfehlen, ganz besonders den eigenen Studenten, denen damit vieles sehr viel einfacher gelingen könnte. Was mich nun wieder daran erinnert, meine kommende Vorlesung vorzubereiten, aber zumindest demnächst darüber nachzudenken, ob das Ganze überhaupt wirklich Sinn macht — wenn da nicht die Käffchen und guten Gespräche mit Detlef Stern wären und sein freundschaftlicher Hinweis, dass man nur etwas könne, wenn man es bereits auch erfolgreich gelehrt hat. Wobei wir jetzt schon wieder bei Kant angelangt sind:
„Vom leeren Raum kann es keine Erfahrung, auch keinen Schluss auf das Objekt derselben geben. Von der Existenz einer Materie belehrt zu sein dazu bedarf ich Einfluss einer Materie auf meine Sinne.“
Immanuel KAnt, Gesammelte Schriften