Bescheidenheit

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Dieses Bonmot schrieb Albert Einstein als eine Art von Trinkgeld für einen Tokioer Hotelangestellten im November 1922.

„Stilles bescheidenes Leben gibt mehr Glück als erfolgreiches Streben, verbunden mit beständiger Unruhe.“

Albert Einstein

Ob sich der Hotelangestellte darüber auch gefreut hat, ist mir jedoch nicht bekannt.

Friedrich Nietzsche fasste diese Erkenntnis gar in ein Gedicht

Welt-Klugheit

Bleib nicht auf ebnem Feld!
Steig nicht zu hoch hinaus!
Am schönsten sieht die Welt
Von halber Höhe aus.  

Friedrich Nietzsche

Und für fast alle, die sich dieser Erkenntnis nicht anschließen mögen, tritt irgendwann ein menschlicher Mechanismus in Kraft, welchen ich gerne als die rosarote Brille bezeichnen möchte.

Eugen Roth schrieb dazu das folgende Gedicht

Man wird bescheiden

Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
Daß er einst das kriegt, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt.

Eugen Roth

Viele von uns, die sich noch am Anfang oder gar mittendrin im eigenen Karrierestreben, dem Erklimmen der oben zitierten Höhen, befinden, sublimieren dabei gerne ihre ersten und auch die sicherlich weiter folgenden Enttäuschungen mit Konsum, der Basis unseres Wirtschaftssystems.

Und auch für all jene, die längst aus diesem Rennen ausgestiegen sind, weil sie meistens von Anfang an nicht mithalten konnten, steht ebenfalls der Konsum als das wahre „Opium für das Volk“ zur Verfügung. Kein Geldbetrag ist zu gering, als dass man davon nicht etwas völlig Unnützes kaufen könnte, und dies alleine zum Zwecke der Lustbefriedigung.

Selbst für jene, die sich wirklich alles leisten können, bietet der Konsum Dinge an, für die dann wiederum kein Geldbetrag zu hoch wäre, letztendlich aber läuft es auf das Gleiche hinaus.

Ganz schlimm ist es aber für jene Menschen, denen selbst am eigenen Lebensende nur der bloße Konsum geblieben ist.

Inzwischen gibt es für diese Menschen ganz neue Wege, um der Problematik Herr zu werden. Einer davon nennt sich „Death-Cleaning“; die Idee das eigene Leben zu „Entrümpeln“ stammt ursprünglich aus Schweden und wird dort „Döstädning” genannt.

Margareta Magnusson hat dazu sogar ein eigenes Buch verfasst, welches bei uns den Titel „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“ trägt.

Meines Erachtens kann kein Mensch zu früh mit dem Entrümpeln des eigenen Lebens beginnen, denn letztendlich führt es dazu, dass man einmal genauer darüber reflektiert, und wer weiß, damit auch das eigene Konsumverhalten ändert.

Und dies dann auch ganz ohne jegliche Belehrungen von Menschen, die aus den unterschiedlichsten Motiven heraus, gerne das Konsumverhalten ihrer Mitbürger regulieren wollen.

Dabei gäbe es bereits seit altersher mit der Bildung einen erfolgsversprechenden Lösungsansatz, wie man das eigene Leben in den Griff bekommen kann, egal wie es einem auch mitspielt. Was wiederum dazu führen würde, dass der Konsum in nachhaltigere Bahnen gelenkt wird, und wir alle letztendlich davon profitieren – ganz ohne Belehrungen oder Regelungen.

Das Schöne am Lösungsansatz Bildung ist, dass man erstens davon wirklich nie genug bekommen kann, auch wenn wir alle selbst davon überzeugt sind, noch nie zu wenig gehabt zu haben, und zweitens diese Ressource tatsächlich endlos und für alle, zumindest in der freien Welt, gleichermaßen zugänglich ist.

„Its hard to be modest when your as good as I am.“

Muhammad Ali, in der Michael Parkinson Show (1971)

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