Beitragsfoto: Mädchen mit Europaflagge | © Shutterstock
Ganz kurz einmal eine kleine Zeitreise. Schon zu Beginn des allerersten Bundeskongresses trafen die noch heute bestehenden Interessenlagen und Ideologien wild aufeinander. Kommunalisten, Funktionalisten und Konstitutionalisten hatten jeder für sich andere föderale Vorstellungen. Die Föderalisten und die Zentralisten sowieso. Die Sozialisten stritten mit den Nationalisten und die Liberalen mit den Konservativen. Hinzu kamen noch die unterschiedlichsten Landsmannschaften. Aber auch der Konflikt zwischen den jüngst vom Nazitum Bekehrten und jenen Föderalisten, denen die Gnade der späteren Geburt erteilt war — letzteres kristallisierte sich vor Ort als Konflikt mit der eigenen Jugend heraus!
Wohl aufgrund der Tatsache, dass Homosexualität offiziell noch verboten war und das weibliche Geschlecht beim Kongress längst noch nicht eine kritische Masse erreichte, gab es aber noch keine diesbezüglichen Auseinandersetzungen. Und da die Paneuropäer von Anfang an bis noch vor Kurzem Hausverbot hatten, damals auch noch keine interreligiösen Konflikte. Bis zum ersten ordentlichen Kongress hatte man sich zudem auf eine Überparteilichkeit geeinigt.
Das uns einigende Band des ersten Bundeskongresses war und ist es bis heute, dass alle Beteiligten darin übereinstimmen, dass man ein einiges Europa möchte! Die Krux von Anfang an, dass man nicht weiß, was man unter Europa verstehen möchte und auch nicht wie weit die Einigkeit letztendlich gehen soll.
Aber nun zurück zum Anlass dieses Blog-Beitrages, nämlich dem Konflikt zwischen der Verbandsjugend und den Erwachsenen. Wie geschrieben, es war noch kein Konflikt um Futtertröge, Privilegien oder Pfründe, weil der Verband selbst noch viel zu jung war, um eingetretene Pfade zu besitzen. Außerdem wurde er ausreichend von externen Kräften finanziert, die die Demokratie in Deutschland etablieren wollten.
[Auch heute wird unser Verband noch extern alimentiert, allerdings nun vom eigenen Staat, was zu einem kleinen aber feinen Unterschied führt: anfangs ging es um Treue zur Demokratie, heute um Staatstreue.]
Trotzdem rieben sich damals junge Menschen an den älteren Menschen, wobei ich hierbei als Ursache nur erkennen kann, dass die jüngeren den Gesinnungswechsel von sehr vielen älteren Mitgliedern nicht nachvollziehen konnten oder wollten. Gerne nehme ich weitere Ideen, warum es bereits auf dem allerersten Bundeskongress zu einem Konflikt zischen alt und jung gekommen ist, mit auf.
Interessant aber, dass man für diesen Konflikt und dies im Gegensatz zu allen anderen vorhandenen Konflikten sofort eine Lösung präsentierte. Bereits während des Kongresses wurde ein Jugendbeauftragter etabliert und da wohl nicht ausreichend, dieses Problem einfach aus dem Verband ausgegliedert — man gründete einen eigenen Jugendverband.
Wie wir wissen besteht dieses Problem noch bis heute und die älteren von uns konnten es inzwischen von beiden Seiten aus betrachten. Vielleicht einmal Zeit, um sich dieses Problem etwas näher anzuschauen.
Als Jugendlicher bestand ich selbst noch darauf, dass wir Jugendliche Jugendliche sind und keine alten Frauen und Männer in ihren Endzwanzigern oder gar Dreißigern!
Und ganz genau darin liegt der Hund noch heute begraben!
Die Teenager in unserem Verband benötigen eine Spielwiese, wo sie sich noch unter dem Welpenschutz stehend an allem und jedem reiben und üben können. Wie Lars Becker richtig schreibt: „Eine Jugendorganisation, die allzu angepasst ist, die erfüllt ihre Funktion nicht.“
Was ist die Funktion einer eigenen Jugendorganisation?
Jeder Kreisverband benötigt in seinen eigenen Reihen junge Mitglieder (Jugendliche!), die sich dort auch austoben können und dabei vielleicht sogar eigene Ideen und Vorstellungen entwickeln. Damit reiben sie sich an den anderen Mitgliedern, was nie schadet!
Dadurch wachsen die Teenager in den Verband hinein und übernehmen langsam aber sicher die anstehende Arbeit und die damit einhergehenden Ämter im Verband.
Aber wie gesagt, wir reden von Jugendlichen im Alter von 14 bis maximal 21 Jahren! Spätzünder können nicht darauf bestehen, dass sie noch als Jugendliche angesehen werden und schon gar nicht darauf, dass sie einen extra Verband bekommen.
Faktum ist es leider, dass wir dies den Spätzündern bis zum 35. Lebensjahr dennoch ermöglichen. Danach nennen wir diese Mitglieder dann Seiteneinsteiger. Und dies ist m. E. schon immer das große Problem in unserem Jugendverband, wo die Spätzünder inzwischen dafür sorgen, dass die Jugend nicht mehr ausreichend in den Verband kommt.
Zurück aber zu den Jugendlichen in unserem Verband. Idealtypisch wachsen sie auf Kreisebene in die Verbandstrukturen hinein. Wer das tut, der ist in seinen Zwanzigern bereits Kreisvorstandsmitglied!
Warum dann aber ein Jugendverband und nicht nur Jugendgruppen in den Kreisverbänden?
Den Jugendlichen in unseren Kreisverbänden vor allem dann, wenn es zu wenige in den einzelnen Kreisverbänden gibt, hilft eine eigene Plattform, um sich zusätzlich untereinander über die Regionen hinweg auszutauschen: das ist dann die Jugendorganisation!
Und wenn diese sich dann auch noch am Mutterverband reibt, umso besser!
Und da diese Jugendorganisation dazu auch Strukturen entwickeln kann und tut, gibt es bereits schon etwas erfahrenere Jugendliche, die dies dann übernehmen. Das Leben zeigt, dass diese sich dann auch bereits in den Zwanzigern befinden können, wobei dies nur der Organisation geschuldet sein darf und ab den späten Zwanzigern eindeutig als grenzwertig betrachtet werden muss!
Da wir diese Grenzwerte schon sehr lange und dies massenhaft überschreiten — und dies im vollen Gegensatz zur gesellschaftlichen Entwicklung: Wahlrecht ab 16! — etablieren wir mit dem Jugendverband einen Nebenverband zur EUROPA-UNION, eine zweite Bundesliga sozusagen.
Und ich halte hier meine Behauptung aufrecht: einzig und alleine nur, um mehr Menschen ein Pöstchen zu sichern, denn inzwischen geht es in unserem Verband auch um Futtertröge, Privilegien und Pfründe.
Und damit geht es nicht mehr um unsere eigene Verbandsjugend, unsere hoffentlich bald wieder öfters in den Kreisverbänden vorhandenen Jugendlichen (Teenager!), sondern um „die große Politik!“
Aber welcher politisch und an Europa interessierte Teenager will sich von alten Frauen und Männern die Welt erklären lassen? Diesen reicht es voll und ganz, wenn sie ab und zu von einem Kreisvorsitzenden „belehrt“ werden. Und im Gegensatz zu den meisten Damen und Herren unserer „Jugendorganisation“ wissen wir Kreisvorsitzenden, dass wir alt sind!
Deswegen unser Interesse an engagierten jüngeren Mitgliedern, die als JEF-Vorsitzende noch die Jugend erreichen können! Und deswegen benötigen wir auch keine Verjüngung der EUROPA-UNION an sich, sondern eine Verjüngung unserer Jugendorganisation!
Eine Jugendorganisation, die sich um die Jugend kümmert und nicht permanent und vergeblich versucht, alten Menschen wie mir die Welt zu erklären!
Vielleicht war die Idee des ersten Bundeskongresses gar nicht so falsch, einen Jugendbeauftragten zu ernennen, der sich explizit um die Jugend kümmert. Ich werde dies einmal im „eigenen“ Kreisvorstand thematisieren, vielleicht erreichen wir durch einen engagierten jungen Menschen auch wieder die Jugendlichen vor Ort?
Was aber das offensichtlich bestehende „Generationenproblem“ innerhalb des Verbandes nicht löst! Wie wir es inzwischen aber wissen, löst man es durch eine Auslagerung des Problems auch nicht.
Übrigens
Die Zielgruppe unserer Jugendorganisation sind die Vierzehn- bis Sechszehnjährigen! Nicht Endzwanziger, deren letzter Ausweg „die große Politik“ ist!