Religion

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Beitragsfoto: Kreuze | © Gerd Altmann auf Pixabay

Ganz klar, Religion ist bei uns Privatsache, aber dann auch wieder nicht.

Profan betrachtet, liegen die Ursprünge von Religion in der Identitätsfindung von uns Menschen selbst. Religion gehört neben Sprache und Kultur zu den Merkmalen anhand derer sich Menschengruppen außerhalb von Familienverbänden zusammenfinden, damit aber auch zugleich von anderen Menschengruppen abgrenzen.

Sprache, Religion und Kultur schufen und schaffen auch weiterhin die verschiedensten Stämme, welche heute als Ethnien bezeichnet werden, und von denen es zwischenzeitlich weit mehr als 1 300 auf unserem Planeten gibt.

Über die Jahrtausende hinweg fanden sich viele Ethnien zu Völkern zusammen, und in den letzten Jahrhunderten bildeten sich daraus auch die Nationalstaaten.

Damit ist Religion ggf. nicht nur für das einzelne Individuum von großer Bedeutung, sondern eine der Grundlagen einzelner Ethnien und für ganze Staaten, ergo staatstragend.

Schon alleine aus Praktikabilitätsgründen streben deswegen Völker und Nationalstaaten an, so wenig wie möglich unterschiedliche Religionen in ihrer Mitte zu haben, zumindest aber verlangen sie, und dies auch ganz zurecht, dass sämtliche Religionen in ihrem Verantwortungsbereich den Staat selbst nicht in Frage stellen.

Für uns bedeutet das auch heute noch, dass, auch wenn die Religionsfreiheit des Einzelnen Staatsraison ist, sich die Religion an sich und besonders auch ihre „kirchlichen“ Vertreter mit dazu beizutragen haben, dass sich die jeweilige Gesellschaft eint und nicht spaltet.

Selbst als das Christentum alles andere als eine Staatsreligion war, galt das folgende Motto:

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.“

Jesus von Nazareth, Matthäus 22,21

Auf jeden Fall endet jegliche Religionsfreiheit dann, wenn sich die jeweilige Religion gegen den eigenen Staat oder die eigene Gesellschaft stellt, denn damit hat sie, alleine schon aus einer nichtreligiösen Sichtweise heraus, längst ihre eigene Existenzberechtigung verloren.

Gerade in Zeiten, in denen die Nationalstaaten immer mehr an Bedeutung und Relevanz verlieren und sich zudem die unterschiedlichsten Ethnien den selben Lebensraum teilen, ist es besonders wichtig, dass Religionen das friedliche Miteinander predigen, anstatt das Trennende herauszustreichen oder gar zu Religionskriegen aufzurufen.

So wie sich Menschen und Gesellschaften ändern, so müssen sich zwangsweise auch alle Religionen an die gegebenen Umstände anpassen. Nur eine Religion, die sich zusammen mit ihren Menschen ändert, lebt auch, und kann nur damit neben ihrem Gott oder ihren Göttern auch den Menschen dienen.

Die christlichen Religionen passen sich seit gut 2 000 Jahren kontinuierlich den Umständen an und tragen damit nicht nur dazu bei, dass ihre jeweiligen Gesellschaften prosperieren, sondern prägen diese im Gegenzug auch; damit erfüllen sie zumindest ihre gesellschaftliche Aufgabe.

Dass dies für alle Beteiligten nicht immer einfach ist, kann man am derzeitigen Diskurs innerhalb der katholischen Kirche miterleben, der ein weiterer Schritt hin zur offenen Gesellschaft und ihren Werten bevorsteht.

Ganz schwierig ist es aber für Religionen, die zusammen mit ihren Gläubigen in für sie neue Gesellschaften migrieren und damit mehr oder weniger plötzlich mit Gegebenheiten konfrontiert werden, die sich kaum mit den eigenen gerade noch aktuell gewesenen Glaubenssätzen vereinbaren lassen.

Diese Religionen müssen, allein schon zum Wohle ihrer Mitglieder, sehr schnell verstehen und akzeptieren, dass sich nicht nur ihre Gläubigen in Sprache und Kultur ändern werden müssen, sondern, dass sie sich auch selber anzupassen haben; denn das ist alleine schon dem Menschsein und seiner gut 200 000 jährigen Geschichte geschuldet.

Der erste Schritt hierzu könnte sein, dass man die alten Flaggen der mit guter Absicht und nicht ohne Grund verlassenen Staaten einzieht und zudem damit beginnt, den eigenen Gottesdienst in der hier gültigen und für alle verständlichen Sprache zu feiern.

„Any religion or philosophy which is not based on a respect for life is not a true religion or philosophy.“

Albert Schweitzer, in einem Brief an eine japanische Tierschutzgesellschaft (1961)

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