5.6.02022

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Newport Beach | © Bettina Kümmerle

Hamlet

Gestern durfte ich mir den Hamlet als Opernaufführung anschauen. Zugegebener Maßen wusste ich bis dahin nicht, dass es überhaupt eine entsprechende Oper gab. Hätte ich aber vorher etwas nachgedacht, wäre es mir bestimmt ungewöhnlich vorgekommen, dass ein so populäres Theaterstück, welches seit gut 400 Jahren aufgeführt wird, nicht auch als Opernversion vorliegen würde.

Und so konnte ich gestern lernen, dass es neben der von der Metropolitan Opera aufgeführten Oper Hamlet, welche von Brett Dean bereits 2017 in Australien uraufgeführt wurde, weitere Opern gibt. Dass sich die Metropolitan Opera für die Version von Brett Dean entschied, darf als Anhalt dafür gelten, dass es wohl nicht nur sehr schwierig ist, gerade dieses Bühnenstück zu einer Oper zu machen, sondern auch, dass es Brett Dean bisher wohl am besten gelungen ist.

Auf jeden Fall aber war die Musik nicht nur gewöhnungsbedürftig, sondern sie forderte die Sänger bestimmt auch heraus. Der Dirigent Nicholas Carter ließ in einem Interview durchblicken, dass es auch für ihn eine Herausforderung war, die er rückblickend aber gerne angenommen hat.

Ich konnte während der Aufführung immer wieder nur die Sänger bewundern, wie diese den Text und die Musik in Übereinklang brachten und dabei auch noch mehr Gestik und Bewegung zeigten als in Opern sonst so üblich. Mir gefiel die Brenda Rae dabei als Ophelia am besten. Die Einbindung von Rosencrantz und Guildenstern in das Stück halte ich für weniger gelungen — dafür können die beiden Sänger aber nichts — und die eine oder andere Slapstick-Einlage wird dem Hamlet als Stoff auch nicht gerecht.

Bezeichnend für die Oper war eine Unterhaltung vier älterer Damen nach der Opernaufführung, die ich belauschen konnte. Nachdem diese allesamt die Oper in den höchsten Tönen gelobt hatten, fragte plötzlich die älteste ihre Freundinnen: „Und hat Euch das Ganze gefallen?“

Neuland

Mit sehr großem Erstaunen musste ich heute lesen, dass jetzt auch vermeintlich interessierte Mitmenschen die Informationstechnik als Basiswissen für künftige Generationen einordnen und damit de facto das „Neulandgeschwätz“ der üblichen Deutschland-, Europa- und Demokratiezerstörer zum guten Ton machen. Selbstständiges Handeln und Denken wird immer unpopulärer — es reicht voll und ganz, wenn man mit irgendwelchen Zertifikaten und Abschlüssen herumwedeln kann, und dabei kommt es nicht einmal mehr darauf an, ob man diese auch tatsächlich erworben hat.

Und so ist es bei uns mit der Informationstechnik wohl so, wie es damals bereits mit der Demokratie in Mecklenburg der Fall war. Gerne zitiere ich diesbezüglich — nein, nicht Otto von Bismarck, sondern den Sozialdemokraten Franz Starosson, der mit seiner Aussage im Schweriner Landtag „Auch in Mecklenburg endlich wird die Demokratie Herr sein, hier bei uns in einem Lande, von dem man gesagt hat, dass alles 500 Jahre später kommen will.“ das Ganze bereits vor über 100 Jahren und dies — aus heutiger Sicht — für unser gesamtes Land auf den Punkt brachte. Otto von Bismarck machte aus den 500 Jahren politisch korrekt 50 Jahre und zeigte damit, dass er schon damals seine Mitbürger besser kannte, denn das mit den „50 Jahren hinter der Zeit“ kommt bei uns auch heute noch ganz gut hin — auf jeden Fall, was die Informationstechnik anbelangt.

Ich war sicherlich alles andere als ein guter, fleißiger oder zumindest ein angenehmer Schüler, aber selbst ich musste Ende der 1970er-Jahre feststellen, dass es ohne Informationstechnik in meinem Leben nicht gehen wird. Und so nahm ich wohl oder übel an einem Computerkurs in der Schule teil. Der Schulcomputer war damals — würde mich auch nicht mehr wundern, wenn noch heute — ein schreibtischgroßer Wang mit 64k Arbeitsspeicher. Und wer ein gutes Verhältnis zum Lehrer hatte, der konnte sich den selbst geschriebenen Computer-Code auch ausdrucken lassen, was damals zumindest für die normaleren Menschen eine absolute Notwendigkeit war.

Und leider behielt ich mit meinen damaligen Befürchtungen recht, denn spätestens ab den 1990er-Jahren kam kein halbwegs produktiver Mensch in der Arbeitswelt mehr ohne Grundkenntnisse in der Informationstechnik aus. Notgedrungen führte dies in unserer Gesellschaft zu einer ganz neuen Art von Beschäftigten, jenen, die ein gesamtes Berufsleben über verbringen konnten, ohne zumindest überhaupt jemals den Unterschied zwischen Faxgerät, Kopierer oder gar Shredder zu kennen, von der Programmierung oder Nutzung weiterer Hilfsmittel einmal ganz abgesehen — Microsofts Solitär oder den Moorhuhn-Shooter lasse ich nicht gelten, auch wenn diese der Grund dafür waren, dass der eine oder andere Chef bzw. Abteilungsleiter unbedingt immer den neuesten Rechner auf dem Schreibtisch stehen haben musste.

Und spätestens seit sich herumgesprochen hat, dass man das Internet auch für Facebook, YouPorn oder die Planung des kommenden Urlaubs nutzen kann, ist es bei uns üblich, dass zumindest auch jeder „Büroarbeiter“ — der schwarze Schimmel — einen PC auf dem Schreibtisch haben muss. Übrigens, das war bei uns bereits vor 20 Jahren der Fall!

Deshalb, um zum Anfang zurückzukommen, fehlt mir jedes Verständnis, wenn man propagiert, dass die Informationstechnik Neuland sei oder Teil des Grundwissens künftiger Generationen werden muss. Ich bin davon überzeugt, dass wer heute keine Datenbank selber programmieren oder zumindest in Betrieb nehmen kann, der hat zumindest in unseren Behörden nichts zu suchen und sollte schnellstens entlassen werden!

Geburtstag des Tages

Pancho Villa


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Seitenaufrufe: 4 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

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  • Ich konnte Hamlet nicht anschauen — war am Samstag mit anderen Veranstaltungen unterwegs. Ich kenne diese Oper nicht — aber ich werde die nächste Gelegenheit wahrnehmen, sie anzuschauen. Sicher ist das eine Herausforderung für die Sänger — viele neue Musik ist das.

    Ich fand deine kurze Rezension gut und auch unterhaltsam. Die Met fordert sich und sein Publikum heraus, ein- oder zweimal pro Saison — das ist sehr wichtig und auch mutig, denn sie sind sehr von privaten Sponsoren abhängig. Ich bin sehr dankbar für „Die Met im Kino“ und gehe hin, wenn mein Terminplan es erlaubt! Ich finde die ganze Produktion und Interviews etc. eine riesige Bereicherung für die Opern-Welt.

    Ich würde sehr gerne mit dir über Gott und die Welt reden — es gibt sehr viele Themen heutzutage, wo deine Expertenmeinung gut zu hören wäre.
    Nancy