Sarah Bakewell|Bruce H. Lipton|Timothy Snyder 

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Beitragsfoto: Lesendes Mädchen | Bücherregal | S. Hermann & F. Richter | © Pixabay 

Heute möchte ich gleich vier Bücher empfehlen, die ich jüngst gelesen habe. Zwei davon sind von Timothy Snyder, welcher zurzeit aufgrund des Ukraine-Krieges in sämtlichen Medien zu finden ist. Das Buch von Bruce H. Lypton wurde mir von Javier Giner ans Herz gelegt und jenes von Sarah Bakewell habe ich in einer deutschen Übersetzung geschenkt bekommen.

The Road to Unfreedom : Russia > Europe > America (2018)

Bereits 2018 hat Timothy Snyder dieses faszinierende Buch herausgegeben. Das Einzige, was mich an diesem Buch stört ist, dass ich es nicht schon 2018 gelesen habe. Die 284 Taschenbuchseiten, ohne die Endnotes, lesen sich sehr flüssig, wobei Snyder sehr nachvollziehbar das System Putin entlarvt und seine Möglichmacher und Profiteure sehr deutlich, teilweise auch namentlich aufführt.

Er benennt einige der bekannten Verbrechen von Vladimir Putin, darunter den Abschuss von MH17, widerlegt einige der Mythen vor allem von totalitaristischen Politiker in Europa, wie die Bedrohung Russlands durch die NATO, und schildert zudem die Kontakte zwischen den russischen Oligarchen und Donald Trump. Er warnt uns sehr deutlich vor den Konsequenzen, wenn wir nicht endlich damit beginnen, aufzuwachen und unsere Werte zu verteidigen. Ansonsten könnte die freie Welt sehr schnell der Vergangenheit angehören.

Mein eindeutiger Lieblingsbegriff im Buch ist „Sado-Populist“ (2018: 274)

„[We] raised a millenial generation without history.“ (2018: 7)

„In The Peloponnesian Wars, Thucydides defined ‚oligarchy‘ as rule by the few, and opposed it to ‚democracy‘.“ (2018: 11)

„Do we understand that being an individual requires a constant consideration of endless factuality, a constant selection among many irreducible passions?“ (2018: 35)

„The extrem Right and Left should instead be drawn together as a bicephalous icon.“ (2018: 58)

„Brexit was a major triumph for Russian foreign policy, and a sign that a cyber campaign directed from Moscow could change reality.“ (2018: 106)

„Nations are old things that refer to old things.“ (2018: 112)

„Where there are local reporters, journalism concerns events that people see and care about. When local reporters disappear, the news becomes abstract. It becomes a kind of entertainment rather than a report about the familiar.“ (2018: 247)

„Oligarchy works as a patronage system that dissolves democracy, law, and patriotism.“ (2018: 264)

„Politics is international, but repair must be local.“ (2018: 277)

„Communication among citizens depends upon equality.“ (2018: 281)

Meine Empfehlung: Kaufen Sie das Buch gleich hier. (Deutsch | Amazon)

On Tyranny: Twenty Lessons from the Twentieth Century (2017)

Dieses Buch von Timothy Snyder ist ein Must Read für jeden Demokraten dies- und jenseits des Atlantiks. Das Buch hat ca. DinA5 Größe und 126 Seiten, damit ist es sehr schnell gelesen — aber weniger schnell verdaut!

Erstaunlich was Timothy Snyder bereits 2017 — über die Causa Donald Trump hinaus — so deutlich formulierte, besonders gerade heute in der aktuellen Situation! Hätten wir seine Bemerkungen nur halbwegs ernst genommen, hätte uns dies sehr vieles erspart.

„Any election can be the last, or at least the last in the lifetime of the person casting the vote.“ (2017: 29)

„Life is political, not because the world cares about how you feel, but because the world reacts to what you do.“ (2017: 33)

„Professional ethics must guide us precisely when we are told that the situation is exceptional.“ (2017: 41)

„Take responsibility for what you communicate with others.“ (2017: 72)

„The danger we now face is of a passage from the politics of inevitability to the politics of eternity, …“ (2017: 124)

Meine Empfehlung: lesen Sie das Buch auf alle Fälle. Kaufen Sie es gleich hier … (Amazon)

Als kleine Zugabe finden Sie hier ein Interview mit Timothy Snyder über eine Politik der Ewigkeit, eine der Unvermeidbarkeit und warum wir in der Demokratie Spieler sind – nicht aber Schiedsrichter: „Optionen gibt es immer“ (Internationale Politik)

The Biology of Belief 10th Anniversary Edition: Unleashing the Power of Consciousness, Matter & Miracles (2015)

Javier Giner hat mich auf das Buch von Dr. Bruce Lipton aufmerksam gemacht, welches er bereits 2005 gelesen hat. Javier meinte, es wird mein Leben umkrempeln, zumindest die Sichtweise darauf.

Dieses Buch fasst die Erfahrungen und Erkenntnisse Liptons zusammen, die dieser während seiner langjährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit als Mediziner gesammelt hat. Vom traditionellen Forscher hat er sich, wohl auch aufgrund seiner eigenen Biografie, zu einem Befürworter alternativer Behandlungsmethoden gemausert. Er ist fest davon überzeugt, dass Umwelteinflüsse eine weit größere Rolle spielen als bisher angenommen und glaubt, dass man durch positives Denken und ein entsprechend geführtes Leben (!) seinen Körper zum besseren „umprogrammieren“ kann.

Er reiht sich damit in eine lange Reihe traditioneller wie auch neuzeitlicher Geister ein, von denen mich die Homöopathen überhaupt nicht überzeugen können, auch wenn ich die Wirkung des Placebo-Effekts nicht abstreiten möchte.

Bruce Liptons Argumente sind allerdings durchaus verständlich und können — ohne eigenes Fachwissen — wohl kaum verneint werden. Und so behält Javier Giner recht, das Buch hat meine Sichtweise, zumindest auf die alternative Medizin, verändert und mich erneut darin bestätigt, wieder mehr auf meinen eigenen Körper zu hören und dabei auch den Versuch zu unternehmen, durch positives Denken mein eigenes Leben zu verändern.

Das Café der Existenzialisten (2015)

Als ich in der New York Times 2016 eine erste Rezension über das Buch „At the Existentialist Café“ von Sarah Bakewell las, kaufte ich es mir, nur um es nach einem ersten Leseversuch wieder aus der Hand zu legen, denn viel zu schnell verlor ich mich in den von Bakewell thematisierten Philosophen und ihren Werken. 

2020 bekam ich das Buch dann in einer deutschen Übersetzung von Rita Seuß geschenkt, was mir die Lektüre sicherlich etwas vereinfachte, aber dennoch verlor ich mich wieder und dieses Mal blieb ich gleich bei Jean-Paul Sartre hängen. Bevor ich mir dann aber auch noch „Das andere Geschlecht“ von Simone de Beauvoir kaufte, wagte ich einen weiteren Lesebeginn und dies mit dem Vorsatz, das Buch erst einmal in Gänze zu lesen, bevor ich mich wieder weiter verzettelte.

Sarah Bakewells eigenes Fazit ist „Ideen sind aufregend, aber die Menschen, die sie äußern, sind es noch viel mehr.“ (2018: 369) Und damit verkörpert sie wohl eher eine feministische Sichtweise der Philosophie, aber macht damit den Ritt gleich durch zwei Philosophien, der Phänomenologie und dem Existenzialismus, sehr kurzweilig und lesenswert — wenn man sich darauf einlässt und sich nicht selber immer wieder verzettelt.

Was mir am Buch besonders gefällt ist, dass sie auf einige auch von mir geschätzte Romane und Filme zurückgreift und diese für mich durchaus nachvollziehbar mit dem Existenzialismus in Verbindung bringt. 

Alles in allem macht das Buch neugierig und hat mit dazu beigetragen, dass auch ich den einen oder anderen älteren Schinken wieder auf meinen Bücherstapel der erneut zu lesenden Bücher legte. Ganz besonders aber hat sie mich auf die Lektüre von Simone de Beauvoir neugierig gemacht. Deren vierbändige Biografie werde ich mir ersparen, aber ihr Hauptwerk werde ich auf jeden Fall einmal lesen.

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