Beitragsfoto: Mädchen mit Europaflagge | © Shutterstock
In unserem Verband läuft es schon etwas länger unrund. Die Jugendorganisation ist nun völlig abgedriftet und wurde inzwischen von so ahnungs- wie auch hoffnungslosen Menschen übernommen, die damit nur versuchen, sich in ihren jeweiligen Parteien einen Namen zu machen. Das einzige, was die JEF inzwischen nur noch kann, ist, eine inhaltslose Genderdiskussion zu führen, Layout- und Logo-Diskussionen vom Zaun zu brechen und halb gare Initiativen in den Sand zu setzen.
Die Ursache für dieses jugendliche Fehlverhalten liegt nicht nur an COVID-19, das sicherlich ziemlich gestörte Gestalten hervorgebracht hat, sondern schwerpunktmäßig in der Unart drittklassiger Parteibonzen, sich einen überparteilichen Verband als Werbeplattform für ihr inhaltsloses Geblubber zunutze zu machen. Und da diese Berufspolitiker selten mit Inhalten überzeugen können, drohen sie jedes Mal mit dem Wegfall staatlicher Förderung, über die sie inzwischen voll und ganz entscheiden können.
Die JEF hingegen droht jüngst vehement mit einer Loslösung vom Mutterverband — seit ein paar Jahren kennen deren Vertreter nicht einmal mehr ihre eigene Vereinsgeschichte. Als ehemaliger JEF begrüße ich inzwischen die Trennung beider Verbände, deren Doppelmitgliedschaftabkommen auch nur ein weiteres Hirngespinst von Parteipolitikern war. Zuvor konnte man über Jahre hinweg auch so getrennt marschieren und dann gemeinsam das eine oder andere Vorhaben umsetzen. Bei halbwegs ansprechenden Veranstaltungen bekam die JEF zusätzlich eine finanzielle Unterstützung seitens des eigenen EU-Kreisverbandes. Wobei die übergeordneten Ebenen der JEF schon immer nur weitere Positionen für Parteipolitiker bieten sollten, übrigens wohl der eigentliche Grund, warum Parteien Jugendverbände bis zum Alter von 35 Jahren (!) haben.
Da ich schon immer davon überzeugt bin, dass man Reisende ziehen lassen soll und ebenfalls schon immer eine Trennung alleine anhand von Altersgrenzen für Blödsinn fand, wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn diese COVID-19 und Partei-Geschädigten von dannen ziehen. Ich behaupte sogar, dass unsere Kreisverbände selber mehr und vielversprechendere Jugendliche gewinnen werden, die bisher von diesen „Alphatierchen“ nur abgeschreckt wurden.
Allerdings befürchte ich dabei, dass dies das Ende der JEF bedeutet — was aber kaum einer der Ehemaligen noch wirklich bedauern wird. Alternativ können die Kreisverbände bei Bedarf Jugendgruppen aufstellen, in denen die Mitglieder zwischen 14 bis 21 Jahren ganz frei experimentieren können; wer von diesen Spaß daran findet und auch etwas kann, der rückt sicherlich noch vor dem 21. Lebensjahr in den jeweiligen Kreisvorstand auf.
Schon etwas länger haben unsere Berufspolitiker den Europaverband zerstört, einzig und alleine, weil dieser für sie selber keinen Mehrwert mehr hatte! Politik war wohl schon immer ein dreckiges Geschäft.
Nichtsdestotrotz müssen wir Bürger uns darauf einlassen, wenn wir unsere Demokratie erhalten wollen und dürfen dabei die Hoffnung nicht aufgeben, dass es in der Politik auch anders geht.
Demokratien leben und müssen sich deshalb auch beständig ändern. In einer Demokratie kann es weder einen Status quo noch Rückschritte geben! Und so müssen wir Bürger alles daran setzen, dass wir die bestmöglichen Volksvertreter bekommen. Die besten, nicht die bequemsten oder willfährigsten, denn diese machen letztendlich nur alles kaputt.
Und so gilt es auch dieses Mal beim Bundeskongress in diesem Jahr Entscheidungen zu treffen! Für viele von uns Kreisvorsitzenden, die eigentliche Basis unseres Verbandes, kommt es sicherlich überraschend, dass der Präsident nicht mehr antritt.
Noch überraschender, dass nicht einmal das gesamte Präsidium in der Lage ist, den Delegierten des Bundeskongresses eine gangbare Lösung anzubieten, was bei dessen Dichte an Berufspolitikern aber auch zu erwarten war.
Vonseiten der Basis einen Verband ganz neu aufzustellen, ist dabei weder wünschenswert noch machbar — wir müssen die notwendigen Änderungen in Kompromissen langsam aber sicher durchsetzen, was hoffentlich schneller gehen wird als unsere Bemühungen um einen europäischen Bundesstaat. Wobei ich schon immer behaupte, dass wir längst die Vereinigten Staaten von Europa hätten, wenn wir in der Lage gewesen wären, kompetente Politiker zu wählen — wir alle aber haben uns viel zu oft für die Bequemlichkeit und das „Wasch mir das Fell aber mach mich nicht naß“ entschieden! Viel zu viele von uns auch für die Show und das Klimbim darum herum!
Beim Bundeskongress gibt es nun aktuell zwei Kandidaten, welche aber nicht nur einzeln betrachtet werden können, da sich die gesamte Konstellation im Präsidium und in der Bundesgeschäftsstelle ändern wird. Und da ich genügend Irrlichter im Verband kennengelernt habe, könnte es durchaus noch geschehen, dass weitere und dann völlig Verwirrte meinen, aus der Lamäng heraus einen bereits angeschlagenen Verband retten zu können.
Der erste Kandidat ist Anton Hofreiter, der bei mir die vergebliche Kandidatur von Franz-Josef Strauß als Präsident der EUROPA-UNION in Erinnerung ruft, welcher allerdings im Gegensatz zu Anton Hofreiter ein ausgewiesener Europäischer Föderalist war.
Auch wenn ich Anton Hofreiter im Bundestag im Gegensatz zu seiner eigenen Partei als gut und authentisch empfunden habe, lernte ich ihn bei der EUROPA-UNION als Menschen mit Starallüren kennen, der weder den Verband noch dessen Mitglieder wirklich schätzt. Als abgehalfterter Berufspolitiker sucht er nun eine neue Beschäftigung.
Als Kreisvorsitzender habe ich Herrn Anton Hofreiter mehrfach zu den Hertensteiner Gesprächen eingeladen und erhielt nicht einmal eine Antwort. Dieses Mal, als ich bei ihm gleich über mehrere grüne Kanäle nachhakte, bloß um sicherzustellen, dass sich Bündnis 90/Die Grünen nicht gänzlich aus der Europapolitik verabschieden, viel zu spät eine lapidare Absage über einen Mitarbeiter.
Inzwischen heuchelt Anton Hofreiter in seinem Bewerbungsschreiben: „Zusammenhalt und ein gutes Miteinander sind mir dabei sehr wichtig. Ich bin bereit, mir Zeit zu nehmen für eine respektvolle Zusammenarbeit des Bundesverbands mit den Landes- und Kreisverbänden und setze mich ein für eine gute Kommunikation mit den Mitgliedern.“
Aber nicht nur, dass Anton Hofreiter die völlig falsche Entscheidung wäre, auch fehlt ihm ein erfahrener Generalsekretär, was dazu führen würde, dass der gesamte Bundesverband noch weiter an den Abgrund heranrückt.
Und zum Schluss noch ein weiterer Ausschlussgrund, für den Anton Hofreiter allerdings nichts kann. Er kommt aus Bayern. Vor Jahren habe ich mich als Kreisvorsitzender gegen den damaligen Präsidenten für die Rückkehr des bayerischen Landesverbandes in die EUROPA-UNION starkgemacht, die Rückkehr später begrüßt und die Zusammenarbeit mit den Bayern immer gesucht und dabei auch Allianzen geschmiedet.
Und dies, bis ich erfahren musste, dass der bayerische Landesverband entgegen den Absprachen und Beschlüssen falsch spielt! Bis heute führen sie u. a. ihre eigenen Mitgliederzahlen nicht transparent und schon gar nicht nachprüfbar auf. Bis heute zahlen sie weniger als der Rest der Republik. Und bis heute verstoßen sie gegen Verbandsbeschlüsse, wie, dass sie die Zusammenarbeit mit der Paneuropa-Union forcieren und für diese werben — was schon für sich alleine verbandsschädigend ist.
Die zweite Kandidatin ist Andrea Wechsler, welche viele von uns baden-württembergischen Kreisvorsitzenden eigentlich als künftige Landesvorsitzende haben wollten, jüngst erst zu einer der stellvertretenden Landesvorsitzenden wählten und nur schweren Herzens nach Berlin weiterziehen lassen. Dies, weil wir um die Bedeutung eines funktionierenden Präsidiums wissen und uns Baden-Württembergern der Gesamtverband tatsächlich am Herzen liegt — wir haben schon mit dem Verlust der Europaebene zu kämpfen!
Andrea Wechsler ist zudem eine Politikerin mit Zukunft und was mir als Mitglied wie auch als Kreisvorsitzender wichtig ist, sie hört tatsächlich zu, beantwortet nicht nur die E-Mail von Kreisvorsitzenden, sondern unterstützt diese auch, wo und wann immer sie dies kann. Und selbstverständlich war sie wieder bei den Hertensteiner Gesprächen — ganz offiziell einem der diesjährigen beiden Schwerpunkte unseres Bundesverbandes — mit dabei!
Zudem kann Andrea Wechsler auf die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Generalsekretär Christian Moos bauen, in diesen für den Verband schwierigen Zeiten ein nicht zu vernachlässigendes Pfund, mit dem man durchaus wuchern kann. Nicht nur wir Baden-Württemberger arbeiten bereits seit Jahren ganz gut mit Christian Moos zusammen, sondern auch die allermeisten weiteren Landesverbände.
Die Wahl des künftigen Präsidenten, wobei ich sehr hoffe, dass es erstmals eine Präsidentin werden wird, sicherlich aber nicht, weil sie eine Frau ist (!), ist eine Richtungswahl in sehr schwierigen Zeiten.
Andrea Wechsler wird als Präsidentin vor sehr vielen und schwierigen Herausforderungen stehen, hoffentlich dann in den kommenden Jahren ein dazu passendes Präsidium finden und die EUROPA-UNION insgesamt wieder in bessere Fahrwasser manövrieren.
Ich glaube, sie hat das notwendige Zeug dazu und vor allem auch die ehrliche Absicht für unseren Verband und die Europäische Idee zu arbeiten.
Wenn es ihr dazu noch gelingt, unseren Verband wieder etwas unabhängiger von der Berufspolitik zu machen, dann stehen uns allen — vielleicht auch der JEF — wunderbare Zeiten bevor.
„You almost have to feel sorry for him [Donald Trump]. He tried, did his best to cancel me. Instead, he forced millions of people to watch the show. That backfired bigly. He might have to release the Epstein files to distract us from this now.“
Jimmy Kimmel, 23.9.2025
3 thoughts on “Vorgeflüster”
Vorteile und Zukunft. Denn ohne Zukunft gibt es auch keine künftigen, langfristigen Vorteile. Diese gibt es meist nur zum Preis kurzfristiger Nachteile. Denn nur wer investiert, kann in der Zukunft ernten. Wer aber immer nur erntet, ohne den Acker zu düngen und zu pflegen, hat irgendwann nur noch einen toten, steinigen Acker.
Wenn die genannten Strategen „agil” sind, dann bitte nur mit Anführungszeichen. „Flexibel” und „wachsweich bis der Arzt kommt” fällt nicht unter „Agilität”. Aber wir wissen ja: Alles, was dazu gehört, haben schon in der Antike ein paar kluge Köpfe aufgeschrieben. Offenbar haben es bis heute nur wenige verstanden. Und das, obwohl moderne kluge Köpfe immer wieder versucht haben, es zu erklären, und sogar „moderne” Beispiele aus dem Hut gezaubert haben. Man kopiert halt gerne, ohne zu verstehen, worum es wirklich geht. Cargokult betreiben nur die anderen. Man selbst ja nie.
Ich könnte jetzt böse sein. Upstream, also Probleme lösen, bevor sie überhaupt auftreten, anzusetzen, macht es unmöglich, sich in Pose zu stellen. Ganz zu schweigen davon, dass es viel anstrengender ist, in die Tiefe zu bohren und die Wurzeln des Problems freizulegen. An den Symptomen herumzudoktern ist einfacher, vermeintlich viel „schneller” und man kann sich viel besser in Pose stellen. Langfristige Denkweise? Ach was, wir sind doch „agile” (nein, sind wir nicht). Kurzfristige „Gewinnoptimierung” ist Trumpf – Hauptsache, der vermeintliche Vorteil kann möglichst schnell eingefahren werden. Wer weiß denn schon, ob es morgen überhaupt noch eine gibt.
Meinst Du eine mögliche Zukunft oder die Vorteile ganz generell? Oder gar die Jugend? Langfristig zu denken ist schon sehr lange aus der Mode! Dafür haben wir jetzt Strategen, die im Sekundentakt liefern — die sind bestimmt auch agil unterwegs.
Apropos, hier im Blog darf man gerne böse sein, denn wer hier böse ist, der ist im echten Leben meist ein ganz guter Mensch — Upstream wie auch Downstream!