28.8.02023

4.7
(6)

Beitragsfoto: Feiernde Menschen | © Shutterstock

Schwarmstadt

Kaum habe ich einmal danach gefragt, was wir Heilbronner nun eigentlich sind, legt die Heilbronner Stimme nach und verkündet, dass Heilbronn auch noch eine Schwarmstadt sei. Dieser Begriff tauchte wohl erstmals in den 2010er-Jahren in den Medien auf.

Heilbronn ist zumindest laut einer neuen Schwarmstadtstudie der DHBW Heilbronn eine Stadt mit einer Nettozuwanderung an jungen Menschen. Ob sich diese Schlussfolgerung der DHBW aufgrund einer Auswertung von Fakten (z. B. Einsicht und Auswertung des Einwohnermelderegisters) ergibt, kann ich leider nicht feststellen. Allerdings kann man davon ausgehen, dass die aktuellen Flüchtlingsbewegungen seit 2015 auch zu einer Nettozuwanderung von jungen Menschen geführt haben.

Bevor wir uns aber nun überlegen, wie wir Heilbronn auch für diese Flüchtlingskinder möglichst attraktiv gestalten, sollten wir tunlichst dafür sorgen, dass diese schnellstmöglich in unser Schulsystem integriert werden und dieses zumindest wieder mit einem qualifizierten Hauptschulabschluss verlassen.

Darüber hinaus sollten wir zudem dafür sorgen, dass auch den hier geborenen Heilbronnern wieder öfters Schulabschlüsse gelingen, denn die aktuellen Zahlen sind für unsere Stadt wirklich kein Aushängeschild!

So ist Heilbronn ganz aktuell keine Schwarmstadt, sondern eine Schamstadt — zumindest für jene, die sich noch schämen können. Sollte sich der Trend verfestigen, dass immer weniger Heilbronner Kinder mit einer guten Bildung ins Erwachsenenalter gelangen, werden Eltern, die noch Wert auf Bildung und Leistung legen, ihre Kinder sehr schnell in andere Städte bringen. Als Folge davon werden wir zu einer Schwundstadt; eine Auswertung des Einwohnermelderegisters könnte darüber Auskunft geben, ob wir dies nicht bereits schon etwas länger sind.

Dank der vielen arbeitssuchenden Ausländer und den zahlreichen Flüchtlingen konnten wir uns die letzten Jahrzehnte bei solchen Fragestellungen locker wegducken.

Vereinsleben

Nachdem ich gestern u. a. die Einladung zur Mitgliederversammlung der Freien Wähler verschicken konnte, kann ich nun damit beginnen, fast 40 Veranstaltungsplakate in Heilbronn aufzustellen. Etwas außer Übung hatte ich ganz vergessen, die entsprechenden Kabelbinder zu kaufen und diese bekommt man am Wochenende nicht so ohne Weiteres.

Im September gibt es gleich mehrere Veranstaltungen, für die ich werben darf, darunter auch zwei höchst interessante. Die erste handelt um Windenergie und die Frage, ob und wie wir diese auch in Heilbronn nutzen können. Die zweite geht um europäische und demokratische Grundfragen und bietet allen Interessierten mit die beste Möglichkeit, um sich über unser Europa zu informieren. Leider aber und zu meinem größten Bedauern tröpfelt es an Anmeldungen für beide Veranstaltungen derzeit nur. Ich hatte es bereits erwähnt, Demokratie lebt auch vom Interesse der Bürger, ähnlich wie der Wirt vom Appetit seiner Gäste. Das große Problem der Demokratie ist dabei, dass dort die Gäste auch die Köche sind und das Gekochte selber essen müssen. Diktatur ist da viel einfacher, denn da wird gegessen, was auf den Tisch kommt und wer meckert, der fliegt aus dem Fenster oder einem Flugzeug.

Demokratie

Jede Volksherrschaft lebt einzig vom Volk allein. Wenn wir alle Glück haben, muss keiner von uns je das Ende unserer Demokratie selbst erleben — ich baue dabei ganz schlicht und einfach auf den Selbsterhaltungstrieb eines jeden halbwegs gesunden Menschen.

Totalitäre Systeme zeigen uns doch beständig und ganz offensichtlich, dass es sich dort als Normalbürger kaum aushalten lässt. Deswegen kommen doch aus so viele dieser Bürger unentwegt in unsere Demokratien. Wenn man dabei einmal die Anreize der verschiedenen Sozialsysteme außen vor lässt, dann könnte man durchaus eine Rangliste der besten Demokratien erstellen, einfach nur dadurch, indem man guckt, wohin sich die meisten Menschen orientieren. Und wenn dann dort noch das vorhandene Sozialsystem zu wünschen übrig lässt, muss man ohne Wenn und Aber davon ausgehen, dass diese Länder zu den Top-Adressen menschlichen Zusammenlebens zählen — the American Dream lässt grüßen!

Dies zeigt aber auch, dass der Wert einer Demokratie viel mehr ist als eine persönliche soziale Absicherung. Nämlich die Wertschätzung des einzelnen Bürgers und darüber hinaus auch die Tatsache, dass man dort als Bürger ernst und als Mensch wahrgenommen wird. Wenn dann noch mit hinzukommt, dass man sich selbst verwirklichen kann und seine eigenen Träume verfolgen darf, gibt es wohl keine bessere Regierungsform.

Aber alles hat seinen Preis und so auch die beste Demokratie. Menschen, die in einer Demokratie leben wollen, die müssen auch zu Demokraten werden. Eine Demokratie ohne Demokraten gibt es einfach nicht. Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir Menschen als Demokraten geboren werden — wir müssen davon ausgehen, dass dies wie fast alles andere auch ein menschlicher Entwicklungs- oder gar Reifungsprozess ist.

Dieser fängt wohl damit an, dass man interessiert ist und später zudem erkennt, dass einem die Würste oder Torten nicht von alleine in den Mund fliegen. Dann fängt man an, sich zu engagieren und dies auch außerhalb der eigenen vier Wände. Man übernimmt Verantwortung und dies auch für andere. Man erkennt an, dass es neben Rechten auch Pflichten gibt und beginnt, diese zu erfüllen.

Man beginnt für Demokratie zu werben und diese dann gegen andere Menschen in Schutz zu nehmen. Schließlich organisiert man sich in politischen Vereinen oder Verbänden, vielleicht sogar in demokratischen Parteien, unterstützt andere, die von ihrem passiven Wahlrecht Gebrauch machen wollen und kommt schlussendlich nicht mehr darum herum, sich selbst auch einmal als Volksvertreter zu bewerben.

Und sehr schnell wird einem dabei klar, dass man als Demokrat verlieren können muss. Und wenn man diese Erkenntnis erzielt hat, dann ist man ein Gewinner — ein richtiger Gewinner sogar, nämlich einer, der auch verlieren kann. Und damit darf man sich ohne Wenn und Aber als einen waschechten Demokraten bezeichnen.

Wer allerdings gleich an der „3rd base“ mit dem Spiel beginnt, der hat das Ganze nicht ganz verstanden: jede Demokratie lebt vom Mitmachen und nicht vom Gewinnen. Oder wie es so mancher chinesische Philosoph bereits vor Jahrtausenden so schön formulierte: der Weg ist das Ziel.


Korruption in Deutschland

Hier finden Sie einen sehr interessanten Beitrag der Deutschen Welle zum Thema „What corruption looks like in the West | DW Analysis“ (August 2023). Wir können es nicht mehr länger verheimlichen, wir haben schon längst das Niveau einer Bananenrepublik erreicht.

Ihre Mitteilung an mich

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicken Sie auf die Sterne, um den Beitrag zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.7 / 5. Anzahl Bewertungen: 6

Bisher keine Bewertungen.

Es tut mir leid, dass der Beitrag für Sie nicht hilfreich war!

Lassen Sie mich diesen Beitrag verbessern!

Wie kann ich diesen Beitrag verbessern?

Seitenaufrufe: 2 | Heute: 1 | Zählung seit 22.10.2023

Weitersagen:

  • Vielleicht steht der Schwarm für Orientierungslosigkeit?
    Kabelbinder gibt es bei Krauss oder auch im Baumarkt. Blumendraht geht auch. Kann gerne aushelfen.

    • Ob Schwarmintelligenz auch beim Menschen funktioniert, muss erst noch näher erforscht werden. Das mit der Orientierungslosigkeit klappt da schon besser.

      Da sich mir die Frage der Kabelbinder am späten Samstagabend stellte, wollte ich nicht im Freundeskreis herumtelefonieren. Und da ich bereits am Montagmorgen an einem Baumarkt vorbeikam, hat sich die Angelegenheit inzwischen erledigt.