Junge Europäische Föderalisten

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Beitragsfoto: JEF-Treffen 2007 u. a. mit Dr. Manfred Weinmann | © Bettina Kümmerle

Die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) werden bereits am 26. Oktober 1947 in Deutschland als Union Junges Europa (UJE) gegründet, 1949 in Bund Europäischer Jugend (BEJ) umbenannt, um dann 1957 den Namen ihres europäischen Dachverbandes, den Jungen Europäischen Föderalisten, zu übernehmen, dessen Untergliederung sie von Anfang an sind.

Ursprünglich als Jugendorganisation der EUROPA-UNION Deutschland (EUD) gegründet, sind sie meist entsprechend der jeweiligen Partnerschaftsabkommen völlig eigenständig. Seit 2004 besteht zwischen beiden Verbänden eine Doppelmitgliedschaft, welche u. a. dafür sorgt, dass die dem Jugendalter entwachsenen Mitglieder der EUROPA-UNION als Mitglied erhalten bleiben. Und wie die EUD auch, sind die JEF eine Mitgliedsorganisation im Netzwerk der Europäischen Bewegung.

Von Anfang an mit wehenden Fahnen die „Vereinigten Staaten von Europa“ fordernd, ist das derzeitige politische Ziel der JEF eine europäische Föderation mit einem Zweikammerparlament (mit je einer Kammer für die Bürger und einer für die Staaten und Regionen). Dabei soll die Kompetenzverteilung nach dem Subsidiaritätsprinzip dezentral geregelt sein.

Noch 2013 formuliert der JEF Bundesvorsitzende, Daniel Matteo, die JEF Forderungen wie folgt:

„In einem politischen Umfeld der Mutlosigkeit nennen die Jungen Europäischen Föderalisten die Dinge beim Namen. In ihrem Programm fordert die JEF die Vollendung des europäischen Friedensprojekts als ‚Vereinigte Staaten von Europa‘: ein demokratischer und rechtsstaatlicher europäischer Bundesstaat, in dem Entscheidungen auf der sinn- und wirkungsvollsten politischen Ebene getroffen werden. In den zentralen Forderung baut es auf das Hertensteiner Programm von 1946 auf, konkretisiert es dann aber und wirbt für föderalistische Positionen.“

Daniel Matteo (2013)

Grundsätzlich begreift sich die JEF Europa als „einen Platz der Begegnung und des Kennenlernens“ und versucht deshalb unermüdlich junge Europäer auf lokaler, regionaler, nationaler oder europäischer Ebene zusammenzubringen, um über ein Europa in Vielfalt geeint zu diskutieren.

Die Organe der JEF sind der jährlich tagende Bundeskongress, der sich aus Delegierten der Landesverbände zusammensetzt, der Bundesausschuss, welcher fünfmal im Jahr zusammentritt und der vom Bundeskongress gewählte Bundesvorstand, sowie der auf Vorschlag des Bundesvorstands vom Bundesausschuss gewählte Bundessekretär, welcher mit einem hauptamtlichen Bundesgeschäftsführer und weiteren Angestellten das Bundessekretariat mit Sitz in Berlin bildet.

Vereinzelt kommt es jüngst im Jugendverband wieder zu neuen Namensgebungen, um wahrscheinlich durch den Wegfall politischer Begrifflichkeiten, die immer auch eine politische Sichtweise beinhalten, für eine größere Interessengruppe attraktiv zu sein oder auch nur, um dem politischen Desinteresse bei der Jugend besser Rechnung zu tragen; dabei fand und findet der Name ‚Junge Europäer‘ des Öfteren Verwendung.

Die JEF Deutschland gliedert sich in entsprechende Landesverbände, welche sich ebenfalls weiter untergliedern. Und so wie bei Föderalisten üblich, findet auch bei der JEF die Kärrnerarbeit auf der lokalen Ebene in den Kreisverbänden vor Ort statt, dort wo Politik am erlebarsten ist. Und gerade dieses Lokalkolorit, gepaart mit der Reiselust eines Europäers, führt Menschen zusammen und schafft Erlebnisse von denen auch ehemalige JEF nach Jahrzehnten noch berichten; auch ich bin einer dieser Menschen.

Meine eigene Zeit bei den JEF war erstaunlicher Weise und für die jüngeren Europäischen Föderalisten absolut unüblich rein auf örtliche Vorhaben und Geschehnisse begrenzt. Rückblickend muss ich feststellen, dass ich 1992 von der damaligen JEF Kreisvorsitzenden für eine bestimmte Veranstaltungsreihe ‚reaktiviert‘ wurde und dann aus rein persönlichen Gründen – ich habe mich gleich über Hals und Kopf in dieselbe verliebt – Europa zu meiner Herzensangelegenheit gemacht habe.

Da meine damalige JEF Kreisvorsitzende und heutige Ehefrau eher dem Bild eines Jungen Europäischen Föderalisten entsprach, konnte ich oftmals in der Funktion des Beobachters die vielfältigen Aktivitäten der JEF verfolgen und später dann auch als ‚Ehemaliger‘ an einigen Vorhaben partizipieren.

Meine dabei gemachte Erfahrung, die sich auch später immer wieder bestätigt hat, ist, dass es der ganz große Vorteil einer Jugendorganisation ist, völlig unbekümmert die großen Themen dieser Welt zu debattieren und Lösungsmöglichkeiten zu präsentieren ohne sich dabei jemals über die Details richtig informiert noch die Hintergründe ausreichend recherchiert zu haben.

Dies ist aber genau die Funktion und Aufgabe eines jeden Jugendverbandes! Zum einen können sich daraus durchaus Sichtweisen ergeben, deren nähere Betrachtung für den Gesamtprozess nützlich ist und zum anderen schult und begeistert es die zukünftigen Europäischen Föderalisten für eine spätere aktive Mitarbeit im Verband.

Wann sich ein ‚Junger Europäer‘ dann fit und bereit sieht, um sich konstruktiv auf Kreisebene bei der EUROPA-UNION einzubringen, bleibt jedem selbst überlassen, spätestens mit 35 Jahren, dem Grenzalter für die meisten politischen Jugendorganisationen, sollte dies dann aber erfolgt sein.

Meine Lehre aus den Erfahrungen mit beiden Verbänden und der aus der Zusammenarbeit in gemeinsamen Arbeitsgruppen ist, dass letzteres meist wenig Sinn macht, da sowohl die Arbeitsweise als auch die dabei angestrebten Ziele oftmals nicht miteinander in Deckung zu bringen sind. Mein Vorschlag deshalb frei nach Moltke dem Älteren: Lasst uns weiterhin getrennt marschieren, aber vereint schlagen.

Es wäre aber einer weitergehenden und grundsätzlichen Überlegung wert, ob man nicht generell, die ursächlich in den Nachkriegsjahren zu suchenden, Trennungsgründe nunmehr außer Acht lässt und alle Menschen egal welchen Alters, Geschlecht, Neigung etc. in einem einzigen Verband zusammenbringt. Die tatsächlich vorhandene Anzahl an Europäischen Föderalisten wäre bestimmt kein Hinderungsgrund, höchstens das allzu menschliche Verlangen, jedem ein Pöstchen zuzubilligen, und sei es eins in einer Jugendorganisation.

„Menschen sollten aufgrund ihres Angewiesenseins aufeinander ihr Zusammenwirken so organisieren, dass sie ihr Interesse als ein gemeinsames verstehen, und deshalb einander nicht instrumentalisieren oder miteinander konkurrieren, sondern nach diskursiver Verständigung über dieses gemeinsame Interesse so effektiv wie möglich zusammenarbeiten.“

Robert Spaemann (2012: 293)

Falls Sie jetzt ein wenig neugieriger geworden sind, dann empfehle ich Ihnen die Lektüre meines Buches Europa ist für alle da!

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