Beitragsfoto: lesende Frau | © Jill Wellington auf Pixabay
Auch wenn der eine oder andere Leser meint, dass ich besser keine Gedichte mehr auf dem Blog veröffentlichen sollte, sind es doch gerade Gedichte, die sich wie ein roter Faden durch dieses Weblog ziehen.
Eigentlich habe ich die meisten dieser Gedichte mit einem eigenen Tag versehen, was allerdings nur von sehr wenigen — meist andere Nerds — auch genutzt wird. Und so schreibe ich einfach einmal einen eigenen Beitrag, der als Übersicht über die von mir erwähnten oder auch hier veröffentlichten Gedichte dienen soll. Jene meiner Leser, die keine Gedichte mögen oder gar mit meiner Auswahl nicht einverstanden sind, können diesen Beitrag sehr gerne und einfach „überspringen“.
Alle anderen finden vielleicht doch die eine oder andere neue Anregung. Und wer sich nun fragt, wieso gerade jetzt, dem antworte ich, weil in wenigen Tagen, genauer am 23. November, Paul Celan Geburtstag hat und ich im Blog auf dessen „Todesfuge“ bereits 2021 hinwies — dieses Gedicht ist tragischer Weise heute aktueller als jemals zuvor! Paul Celan hatte wohl schon vor sehr langer Zeit erkannt, dass es völlig sinnlos ist, aus uns Europäern bessere Menschen machen zu wollen und in Folge davon am 20. April 1970 den Freitod gewählt.
Wie heißt es doch so schön bei uns? — die besten gehen immer zuerst!
Aufzählung
- Abschied von Heilbronn (Paul Hegelmaier)
- A clear midnight (Walt Whitman)
- A dream within a dream (Edgar Allan Poe)
- Advent (Rainer Maria Rilke)
- Advent (Loriot)
- Ample make this bed (Emily Dickinson)
- Am Tisch des Lebens (Eugen Roth)
- An argument (Thomas Moore)
- An die Soldaten des großen Krieges (Gerrit Engelke)
- An essay on criticism (Alexander Pope)
- An Essay on Man (Alexander Pope)
- Animula (Publius Aelius Hadrianus)
- As Bad as a Mile (Philip Larkin)
- A Soldier (Robert Frost)
- Auf ein Grab (Joachim Ringelnatz)
- Auf eine Tänzerin (Ludwig Uhland)
- Aurora (Jakob van Hoddis)
- Avant-Propos (Joachim Ringelnatz)
- Beschränkt (Wilhelm Busch)
- Bumerang (Joachim Ringelnatz)
- Chanson d’automne (Paul-Marie Verlaine)
- DAIMON, Dämon (Johann Wolfgang von Goethe)
- Das Angenehme dieser Welt (Friedrich Hölderlin)
- Das Lied von der Glocke (Friedrich Schiller)
- Der gute Kamerad (Ludwig Uhland)
- Der Marmorknabe (Conrad Ferdinand Meyer)
- Der Panther (Rainer Maria Rilke)
- Der unerfüllte Wunsch (Friedrich Rückert)
- Der Zauberlehrling (Johann Wolfgang von Goethe)
- Die Frage bleibt (Theodor Fontane)
- Die Kapelle (Ludwig Uhland)
- Die Zeit (Christian Morgenstern)
- Die Zeit geht nicht (Gottfried Keller)
- Die Zeit steht still (Mascha Kaléko)
- Die zwei Gebote (Erich Kästner)
- Die zwei Parallelen (Christian Morgenstern)
- Do not go gentle into that good night (Dylan Thomas)
- Du musst das Leben nicht verstehen (Rainer Maria Rilke)
- Ego tripping (there may be a reason why) (Nikki Giovanni)
- Ehmals und jetzt (Friedrich Hölderlin)
- Eine Parabel auf das Leben (Albrecht Goes)
- Ein Gleiches (Johann Wolfgang von Goethe)
- Ein Traum (Johann Gottfried Herder)
- Es ist alles eitel (Andreas Gryphius)
- Frühjahr (Georg Heym)
- Furu ike ya (Matsuo Bashō)
- Gnome (Samuel Beckett)
- Herbsttag (Rainer Maria Rilke)
- Höhere Menschheit (Friedrich Hölderlin)
- Ich weiß nicht, was soll es bedeuten (Heinrich Heine)
- If– (Rudyard Kipling)
- Im Winter (Justinus Kerner)
- In ein Stammbuch (Ludwig Uhland)
- In Flanders Fields (John McCrae)
- Ingenieurlied (Heinrich Seidel)
- I think that maybe (Ronald Stuart Thomas)
- John Maynard (Theodor Fontane)
- Karfreitagmorgen (Christian Morgenstern)
- Klage (Fritz Singer)
- Lebensleiter (Eugen Roth)
- lichtung (Ernst Jandl)
- Life (John Wilkes)
- Life is but a Dream (Lewis Carroll)
- Little Boy Blue (Eugene Field)
- Mach’s wie Herr Asmus (Heinrich Seidel)
- Manifesto: The Mad Farmer Liberation Front (Wendell Berry)
- Man wird bescheiden (Eugen Roth)
- Meditation on Statistical Method (James V. Cunningham)
- Meeting of the Waters (Thomas Moore)
- Musee des Beaux Arts (W. H. Auden)
- Nach schwerem Traum (Gerrit Engelke)
- Nachtgedanken (Heinrich Heine)
- Naturgedicht (Reiner Kunze)
- Nie stille steht die Zeit … (Friedrich Rückert)
- Richard Cory (Edwin Arlington Robinson)
- Roads (Edward Thomas)
- Schlafliedchen (Carl Busse)
- Schwere Dinge (Fritz Singer)
- Song Of Myself (Walt Whitman)
- Sonnet 19 (William Shakespeare)
- Sonnet: I Thank You (Henry Timrod)
- So Now? (Charles Bukowski)
- Spleen (Charles Baudelaire)
- Sturmangriff (August Stramm)
- The guy in the glass (Dale Wimbrow)
- The Hollow Men (T. S. Eliot)
- The Lay of the Last Minstrel (Walter Scott)
- The little toy dog (Frank Jacobs)
- The Palace (Kaveh Akbar)
- The road not taken (Robert Frost)
- The Seagull (Frank Apps)
- The Summer Day (Mary Oliver)
- The Waste Land (T. S. Eliot)
- Time hammers us with quiet perseverance (Nancy Gibson)
- Todesfuge (Paul Celan)
- To make a prairie (Emily Dickinson)
- To the Virgins, to Make Much of Time (Robert Herrick)
- Tristesse d’été (Stéphane Mallarmé)
- Über den Bergen (Carl Busse)
- Ulmenbaum (Ludwig Uhland)
- Un Plaisant (Charles Baudelaire)
- Unsterblichkeit (Friedrich Schiller)
- Untergang (Albrecht Haushofer)
- Versuch es (Wolfgang Borchert)
- Vertrau auf Gott (Friedrich Wilhelm Weber)
- Vier Kerzen (Elli Michler)
- Vitae summa brevis spem nos vetat incohare longam (Ernest Christopher Dowson)
- Vom Glück des Gebens (Bertolt Brecht)
- Vor dem Tor (Johann Wolfgang von Goethe)
- Vorsicht des Patrioten (Eduard von Bauernfeind)
- Wandrers Nachtlied (Johann Wolfgang von Goethe)
- Weihnachtslied, chemisch gereinigt (Erich Kästner)
- Weltende (Jakob van Hoddis)
- Welt-Klugheit (Friedrich Nietzsche)
- Weltschmerz (Paul Laurence Dunbar)
- We Wear the Mask (Paul Laurence Dunbar)
- What if you slept? (vermutlich von Samuel Taylor Coleridge)
- Who am I (Heinrich Kümmerle)
- Windgespräch (Christian Morgenstern)
- Workaholics (Lars van Rome)
- Zwei Segel (Conrad Ferdinand Meyer)
Dies dürften die meisten hier im Weblog aufgeführten Gedichte sein. Im Falle, dass Sie auf ein weiteres stoßen, dann lassen Sie mich dies bitte wissen.
Kann eigentlich nie genug sein 😎 Weiter so!
Lieber Herr Kümmerle,
Sie deuteten an, dass manche Leserin und mancher Leser Vorbehalte gegen Gedichte auf Kümmerles Weblog geäußert haben. Lassen Sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ab und zu ein Gedicht sollte niemand stören oder gar verletzen.
Die Liste der bisher veröffentlichten Gedichte zeigt eine bunte und internationale Mischung. Besten Dank dafür.
Ich habe auf Ihrer Liste u. a. Heinrich Heines „Nachtgedanken“ angeklickt:
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
Dieser Anfang wird oft zitiert, doch manche oder mancher kann den Verfasser nicht nennen. Heinrich Heine — geboren 1797 in Düsseldorf; gestorben 1856 in Paris und dort beerdigt auf dem Montmartre-Friedhof. Er ist an seinem Vaterland Deutschland manchmal fast verzweifelt. Davon zeugen auch die Verse am Anfang des ersten Gedichts in „Deutschland — Ein Wintermärchen“ (1844):
Im traurigen Monat November wars,
Die Tage wurden trüber,
Der Wind riß von den Bäumen das Laub,
Da reist ich nach Deutschland hinüber.
Und als ich an die Grenze kam,
Da fühlt ich ein stärkeres Klopfen
In meiner Brust, ich glaube sogar
Die Augen begannen zu tropfen.
Ein Passage aus Heines Tragödie „Almansor“ (1823) passt gut diesen traurigen Novembertagen. „Almansor“ spielt in Andalusien um 1500, als nach der Reconquista die Inquisition als Glaubenspolizei tätig wurde und die Bücher der „Andersgläubigen“ verbrannte. Die finstere Zeit in Deutschland geradezu vorausahnend schrieb Heine: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“
Doch Heinrich Heine war auch ein fürs Gemüt schreibender Romantiker. Das „Lied von der Lore-Ley“ ist gewiss eines der schönsten Beispiele dafür. Die Nazis haben Heine verfemt und verboten, denn er stammte aus einer jüdischen Familie. Aber sie konnten die „Lore-Ley“ aus dem Repertoire der Männerchöre und Liedertafeln in Deutschland nicht verbannen. Deshalb stand in den Notentexten nach 1933 „Verfasser unbekannt.“
Ein anderes romantisches Gedicht — es geht ebenfalls ans Gemüt — ist in den „Reisebildern“ und darin in der „Harzreise“ (1824) enthalten:
Auf dem Berge steht die Hütte,
Wo der alte Bergmann wohnt;
Dorten rauscht die grüne Tanne
Und erglänzt der goldne Mond.
Dieses Gedicht erinnert mich sehr an meinen väterlichen Freund und späteren Chef Erwin Fuchs (Kultur- und Sozialbürgermeister in Heilbronn von 1964 – 1979), dem ich als kleiner Bub von 9 Jahren zum ersten Mal begegnet bin. Jahre später hat uns Fuchs in der Jugendgruppe der Gewerkschaft ÖTV (heute: Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di) mit Heines Leben und Werk bekannt gemacht. Ich habe eine Erwin Fuchs-Lebensbeschreibung verfasst. Sie ist als Online-Publikation Nr. 37 auf der Website des Stadtarchivs Heilbronn veröffentlicht worden.